Und dann kam der Schlüsseldienst - Kurioses zur Kommunalwahl

Stand: 14.09.2020, 15:17 Uhr

Pannen und Überraschungen, Ausreißer und Rekorde: Die Kommunalwahl sorgte in NRW auch abseits der großen Namen und Städte für Gesprächsstoff.

Armin Laschet mag aus der gestrigen Kommunalwahl "Rückenwind für den Kurs der Mitte" ziehen, wie er sagte. Das dürfte sich aber nur auf das Gesamtergebnis für NRW beziehen. Denn bei ihm zu Hause in Aachen stellen die Grünen die größte Ratsfraktion. In seinem Wahlbezirk in Aachen-Burtscheid holte die 19-jährige Lisa Weskamp die meisten Stimmen.

Mit satten 95,7 Prozent wurde in Wettringen Berthold Bültgerds wiedergewählt. Allerdings gab es auch keinen Gegenkandidaten für den Mann, der von CDU, SPD, FDP und den Unabhängigen Wählern unterstützt wurde.

Eine ungewöhnliche Allianz hat in Coesfeld Eliza Diekmann ins Amt gehievt: Die 34-Jährige, die früher Sprecherin bei "Fridays For Future" war, trat als Kandidatin von SPD, Grünen sowie der Wählergemeinschaften "Pro Coesfeld" und "Aktiv für Coesfeld" an und holte 67 Prozent.

Kleinparteien im Aufwind: In Köln holte Volt 4,98 Prozent und sitzt mit vier Vertretern im Rat. Auch GUT, Klima Freunde, Die Partei und die Freien Wähler konnten Ratssitze erringen. Insgesamt haben es elf Fraktionen in den Rat der Domstadt geschafft.

In Espelkamp bleibt das Bürgermeister-Amt in der Familie: Dort wurde der CDU-Kandidat Henning Vieker gewählt. Vorher hatte sein Vater Heinrich 21 Jahre lang die Stadt regiert.

Die Satire-Partei "Die Partei" erreicht ihre besten Werte normalerweise in Großstädten und Studierendenhochburgen. Doch auch in Schermbeck schätzt man offenbar deren Programm: Mit 9,5 Prozent ging sie dort auf Platz drei hinter CDU und Grünen ins Ziel und erreichte einen Ratssitz mehr als die SPD.

In Emsdetten holten die Grünen bislang noch nie Direktmandate - gestern waren es direkt zwölf Stück. Damit sind die stärkste Ratsfraktion. Ihr Kandidat Oliver Kellner tritt zudem gegen Thomas Kock (SPD) zur Stichwahl an.

In Heinsberg wurde Landrat Stephan Pusch (CDU) mit 79 Prozent klar bestätigt. Auch Guido Willems (CDU), der Bürgermeister von Gangelt, erreichte mit 88 Prozent einen hohen Wert. Die Politik der beiden während des Corona-Ausbruchs im Frühjahr wird offenbar wertgeschätzt.

Premiere: Enrico Eppner ist der erste FDP-Bürgermeister im Hochsauerlandkreis überhaupt. Er holte in Hallenberg knapp 65 Prozent der Stimmen. Ob es auch damit zu hat, dass er mal Schützenkönig war?

In Gevelsberg regiert seit 2004 der SPD-Bürgermeister Claus Jacobi. Um das zu ändern suchten CDU, Grüne, FDP und Freie Wähler einen gemeinsamen Gegenkandidaten - per Annonce. Doch vergeblich: Jacobi wurde mit mehr als 87 Prozent wiedergewählt.

In Duisburg-Buchholz musste am Sonntagmorgen der Schlüsseldienst an einer Grundschule anrücken: Die Wahlhelfer konnten das Wahllokal nicht betreten, der zuständige Hausmeister war nicht aufzutreiben. Auch im Ortsteil Rheinhausen gab es Probleme: Auf manchen Wahlbenachrichtigungen stand das falsche Wahllokal. Die Stadt organisierte kurzerhand einen Bus-Shuttleservice.

Falsche Stimmzettel lagen in einem Soester Wahllokal parat. Deshalb sind dort 412 Stimmen für ungültig erklärt worden. Sollte das Wahlergebnis eng werden, muss eventuell neu abgestimmt werden.

In Bochum wurden zwei Briefwahlzentren evakuiert. Der Grund: verdächtige Briefe. Ein BKA-Team stellte dann aber fest: In den Umschlägen befanden sich lediglich seltsam gefaltete Wahlzettel. Ist Zettelfalten wirklich so schwer?

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