Unser Leben mit KI: Wie künstliche Intelligenz unsere Arbeit revolutioniert
Doku & Reportage (WDR). Teil 3 von 5. 19.06.2024. 29:29 Min.. UT. Verfügbar bis 19.06.2026. WDR.
Industrie blickt noch verhalten auf KI
Stand: 19.06.2024, 06:00 Uhr
Künstliche Intelligenz ist auch in der Industrie im Einsatz. Zum Beispiel in der Produktion - wie beim Autobauer Ford in Köln. Trotzdem zögern Unternehmen größtenteils noch, auf KI zu setzen. Sie sehen neben Vorteilen auch Risiken.
Von Katja Goebel
Der Blick in die riesige Produktionshalle der Kölner Fordwerke ist so eine Art Blick in die Zukunft. Mehr als 600 Roboter übernehmen hier bei der Autoproduktion das Schweißen, Schneiden, Reinigen oder Lackieren. Mit einer Investition von zwei Milliarden US-Dollar hat Ford das Kölner Werk in eine mit KI und Robotik ausgestattete Fabrik umgewandelt. So zählen beispielsweise selbstlernende Maschinen zu den besonderen Merkmalen des neuen "Electric Vehicle Center".
Roboter fertigen präzise Dichtungen
Roboter im Kölner Fordwerk
Riesige Roboterarme bringen hier zum Beispiel Dichtungen an. Dabei wird die fertige Dichtung im Montagewerk mehrfach fotografiert und von einer KI vermessen. Gibt es ein OK, rollt das Auto weiter. Falls nicht, wird es aussortiert und erst mal nicht weiter gebaut.
"Wer weiß, was uns die Zukunft noch alles bringen wird. Man darf den Faden eigentlich nie verlieren", erklärt Ümit Yigit, der seit 25 Jahren Industriemechaniker bei Ford ist. Mittlerweile ist er Laser-Ingenieur. Der 44-Jährige hat mit seinem Team eine der größten Innovationen im Ford-Konzern geschaffen. Wenn hier bei einem Auto die Karosserie mit dem Dach verbunden wird, geht es dafür in die sogenannte Laserzelle.
Die perfekte Schweißnaht
Was es damit auf sich hat, erklärt Yigit so: "In der Laser-Zelle wird das Dach mit der Karosserie auf Maß gebracht und die Verbindungsstelle anhand von Lasern gelötet." Dabei werde der Lötprozess live aufgenommen. "Mit einer Hochgeschwindigkeitskamera. 100 Bilder pro Sekunde."
Autokarosserie in der Laser-Zelle
So garantiert die KI eine perfekte Schweißnaht. Eine Kontrolle, die ein Mensch in dieser Perfektion nicht leisten könnte, sagt Guido Schellens. Er ist hier für den gesamten KI-Bereich zuständig und immer auf der Suche nach neuen Ideen.
KI und Menschen trainieren
Doch eines weiß der Innovationsmanager Guido Schellens auch: Die KI löst auch Sorgen und Ängste aus. Deshalb, so Schellens, müsse man nicht nur die KI trainieren, sondern auch die Menschen.
"Wir werden sicherlich an der einen oder anderen Stelle Mitarbeiter umschulen müssen."
Jedes achte Unternehmen nutzt KI
Laut Statistischem Bundesamt nutzt etwa jedes achte Unternehmen in Deutschland Künstliche Intelligenz. Großunternehmen setzten dabei deutlich häufiger auf KI als kleine und mittlere Unternehmen. Zumeist kommt KI-Technologie im Controlling und der Finanzverwaltung von Unternehmen zum Einsatz. Häufigster Grund für den Nichtgebrauch von KI ist fehlendes Wissen, ethische Überlegungen sind nur in jedem fünften Fall ein Grund für den Verzicht.
Industrie zögert beim Einsatz
Hört man sich in der deutschen Industrielandschaft um, heißt es häufig, dass Künstliche Intelligenz maßgeblich über die Zukunft der Branche entscheiden wird. Das jedenfalls ist das Ergebnis einer Umfrage, die 2024 vom Digitalverband Bitkom durchgeführt wurde. Das Resultat: 78 Prozent der befragten Industrieunternehmen sind überzeugt, dass der Einsatz von KI künftig entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie sein wird.
Bereits im Jahr 2023 wurden mehr als 600 Unternehmen aus allen Branchen in Deutschland repräsentativ befragt. Das Ergebnis: Die Unternehmen, die Künstliche Intelligenz nutzen, bewerten Risiken und Vorteile der Technologie anders:
Was den bisherigen Stand zum Einsatz von KI in der Industrie angeht, sieht die Branche aber durchaus Nachholbedarf: 43 Prozent meinen, die deutsche Industrie laufe Gefahr, die KI-Revolution zu verschlafen. Tatsächlich gibt rund die Hälfte (53 Prozent) der Industrieunternehmen an, erst einmal abzuwarten, welche Erfahrungen andere beim Einsatz von KI machen.
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort
- Agentur OTS
- Cologne Electric Vehicle Center
- Statistisches Bundesamt
- Digitaverband Bitkom