Künstliche Intelligenz bei Microsoft und Google: Wenn KI Texte zusammenfasst und Präsentationen erstellt
Stand: 17.03.2023, 13:57 Uhr
Texte, Mails, Tabellen, Präsentationen: Microsoft und Google spendieren ihren Office-Anwendungen Künstliche Intelligenz. Die kann künftig Routineaufgabe erledigen und knifflige Aufgaben übernehmen. WDR-Digitalexperte Jörg Schieb erklärt, was das bringt.
Künstliche Intelligenz (KI) ist derzeit das große Thema im Silicon Valley. Seit dem überraschenden Hype um ChatGPT, dem viel beachteten Chatbot von OpenAI, der Fragen beantwortet und auf Wunsch auch komplette Texte (etwa Hausaufgaben) erstellt, überbieten sich die Konzerne derzeit mit Ankündigungen neuer Produkte und Funktionen.
Co-Pilot soll Aufgaben verstehen – und ausführen
Zuerst wurden die Suchmaschinen Google und Bing testweise mit Chatbots ausgerüstet. Jetzt sind die klassischen Büroanwendungen dran. Donnerstag (16.03.2023) hat Microsoft offiziell die Einbindung von KI-Werkzeugen in seine Office-Programme präsentiert. Ein "Copilot" soll künftig halbautomatisch allerlei Alltagstaufgaben erledigen. Die KI kann eigenständig Texte zusammenfassen, E-Mails vorsortieren oder sogar beantworten, automatisch Präsentationen erstellen oder Daten in Tabellen analysieren.
Microsoft bezeichnet die KI als "Copilot", da sie die Aufgaben in der Regel nicht vollkommen automatisch erledigt, sondern bei vielen Aspekten lediglich bei der Arbeit unterstützt – und den User konkret anleitet, was zu tun ist. Die Bedienung soll dadurch aber beschleunigt werden. Niemand muss sich dann mehr durch die Untiefen Dutzender Menüs quälen.
Beispiele für solche KI-Einsätze: "Formuliere den zweiten Absatz prägnanter" in Word, oder "Berechne die Summe aller Umsätze" in Excel, oder "Erstelle basierend auf meinen Word-Text eine Präsentation" in Powerpoint. Auch ist die KI in der Lage, eingegangene Mails thematisch zu gruppieren oder die Inhalte zusammenzufassen. Die KI wird zu einem virtuellen Assistenten.
ChatGPT nun in Bing für alle verfügbar
Möglich macht das die Technologie ChatGPT, hinter der ebenfalls Microsoft steckt. Der Windows-Konzern hat den Chatbot auch schon in seine Suchmaschine Bing integriert. Anfangs konnten nur ausgewählte Nutzer die Funktion testen. Seit dieser Woche ist der Chatbot allen zugänglich. Innerhalb von Bing präsentiert ChatGPT sogar Quellverweise (woher kommen Fakten oder Behauptungen). Ein Vorteil gegenüber dem normalen ChatGPT, wo das noch nicht angeboten wird.
Laut Microsoft werden die unterstützenden KI-Funktionen derzeit von einigen Kunden getestet. Wann der Co-Pilot für alle Office-Nutzer verfügbar sein wird und zu welchen Konditionen, steht derzeit noch nicht fest. Angesichts der großen Konkurrenz könnte es recht bald soweit sein.
Auch Google rüstet seine Office-Anwendungen auf
Denn auch Google hat gerade sein Office-Paket "Google Workspace" mit KI aufgemöbelt: Auch wer mit Google Docs Texte erstellt oder schreibt, soll künftig von der KI Hilfen angeboten bekommen.
Es muss eine Bewerbung geschrieben oder ein Antrag formuliert werden? Die KI gliedert den Text und macht sofort entsprechende Vorschläge, passend zum Thema. Ähnliches soll in Zukunft mit Gmail möglich sein: Die KI erstellt auf Wunsch eine Zusammenfassung von einem Chat-Verlauf oder beantwortet sogar eingehende E-Mails automatisch – und individuell.
Wer mag, kann sich künftig in Google Docs mit der "Rewrite"-Funktion einen vorhandenen Text neu verfassen lassen, zum Beispiel weniger formal – oder kompakter. Googles KI soll in der Lage sein, einen Text sinnerhaltend einzukürzen oder längere Passagen zu gliedern.
Auch Google verfügt über eine Präsentation: Wer Google Slides benutzt, soll sich von der KI auf Zuruf eine Präsentation erstellen lassen können, die auch schon passende Fotos, Bolder oder Videos enthält – und gegliedert ist. Google verwendet dafür eigene KI-Systeme.
Aktuelle Anwendungen keine Spielerei mehr
Die aktuellen Entwicklungen zeigen: KI-Systeme wie ChatGPT und vergleichbare Chatbots sind keine Spielerei mehr, sondern werden nach und nach konkret in Anwendungen integriert, die wir alle benutzen.
Über den Autor
WDR-Digitalexperte Jörg Schieb
Jörg Schieb, Jahrgang 1964, ist WDR-Digitalexperte und Autor von 130 Fachbüchern und Ratgebern. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Digitalisierung und deren Auswirkungen auf unseren Alltag.