Künstliche Intelligenz: Ethikrat empfiehlt klare Regeln

Stand: 20.03.2023, 18:42 Uhr

Künstliche Intelligenz (KI) übernimmt immer mehr Aufgaben in unserem Alltag. Der Deutsche Ethikrat fordert jetzt klare Regeln für den Einsatz von KI. WDR-Digitalexperte Jörg Schieb über die Hintergründe.

Von Jörg Schieb

Künstliche Intelligenz (KI) begegnet uns in immer mehr Lebensbereichen. Wenn KI in großen Konzernen zur Verarbeitung großer Datenmengen (Big Data) oder in Sozialen Medien zum Einsatz kommt, etwa um Inhalte zu kuratieren oder die Timeline zu befüllen, bekommen wir das in der Regel kaum mit.

Doch durch die rasante Verbreitung von KI-Systemen wie den populären Chatbot ChatGPT dringt Künstliche Intelligenz auch immer mehr in unseren Alltag vor – und wird damit erkennbarer.

Wo ist KI sinnvoll - wo gibt es Bedenken?

Aber welche Regeln sollten für den Einsatz von KI gelten? Dazu hat der Deutsche Ethikrat nun ausführlich Stellung bezogen: In einem rund 290 Seiten umfassenden Bericht versucht das Gremium den Rahmen zu stecken, in dem sich KI bewegen sollte.

Es geht dabei vor allem um die Frage: Wo und unter welchen Umständen kann KI sinnvoll eingesetzt werden, und wo gibt es begründete Bedenken. Es gilt, Chancen und Risiken zu kennen und auszuloten. Die Stellungnahme des Ethikrates war im Oktober 2020 vom damaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble (CDU) in Auftrag gegeben worden.

Ethikrat fordert Begrenzung der Verwendung

Der Ethikrat spricht sich für strikte Begrenzungen bei der Verwendung von Künstlicher Intelligenz aus. "Der Einsatz von KI muss menschliche Entfaltung erweitern und darf sie nicht vermindern", fordert Alena Buyx, die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates. Sie fordert im Gespräch mit dem WDR außerdem: "KI darf den Menschen niemals ersetzen".

Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats Alena Buyx im Gespräch mit WDR-Digitalexperte Jörg Schieb

Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats Alena Buyx

Faktisch tut KI das allerdings schon, etwa wenn KI-Systeme anstelle von Moderatoren aus Fleisch und Blut Inhalte auf Social Media durchforsten.

KI-Anwendungen können menschliche Intelligenz, Verantwortung und Bewertung nicht ersetzen, so die einhellige Meinung des Rats. Trotzdem wird genau das versucht. Denn mit Künstlicher Intelligenz lassen sich viele Aufgaben schneller und effizienter erledigen.

Google und Microsoft führen KI-Funktionen in ihre Office-Anwendungen ein

Google und Microsoft führen KI-Funktionen in ihre Office-Anwendungen ein

Durch die mittlerweile breitere Verfügbarkeit von KI-Systemen, selbst in Office-Anwendungen oder Apps, kommt KI auch im Alltag zum Einsatz. Gerade erst haben Google und Microsoft angekündigt, ihre Office-Anwendungen mit KI-Funktionen auszurüsten. Schon bald werden KI-Chatbots E-Mails beantworten oder Meetings protokollieren – technisch ist das kein Problem mehr.

Klare Transparenz gefordert

Heikel wird es aus Sicht des Ethikrats, wenn vormals von Menschen ausgeübte Tätigkeiten auf Technologiesysteme übertragen werden. Ein Beispiel wären KI-Systeme in der Medizin: Sie können bei der Diagnostik eine riesige Hilfe sein, sollten aber nicht über Therapien entscheiden.

Doch für den Patienten mag es am Ende nicht mehr erkennbar sein, wer die Entscheidungen fällt. Solche Prozesse müssten daher transparent gestaltet werden. Zu groß dürfe der Einfluss der KI aber auch nicht werden, warnt der Ethrikrat.

KI in Schule und Bildung

Offen zeigt sich der Ethikrat für den Einsatz KI-basierter Lösungen an Schulen. So könnte KI-Software etwa Schüler individuell trainieren, auf ihre Stärken, Schwächen und ihr Lerngeschwindigkeit eingehen. Auch Lehrer könnten auf KI zurückgreifen, um bei Bedarf ihre subjektiven Eindrücke datenbasiert zu untermauern oder zu korrigieren. Bei all dem müsse aber auch auf Datenschutz geachtet werden.

So wichtig klare Regeln sind, so schwierig sind sie umzusetzen. Die meisten KI-Systeme werden in den USA entwickelt. Dieser Trend wird sich eher verstärken. Kritiker wie der Ethikrat halten es deshalb für wichtig, Regeln nicht nur national zu denken, sondern idealerweise EU-weit – oder international.

Klarer Missbrauch von KI, etwa zur Verbreitung von Fake News oder für Deep-Fake-Videos, die zu gesellschaftlichen Verwerfungen führen könnten, müssten international auf UN-Ebene geächtet werden.

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