Nur als Schattenriss erkennbar ist ein Jäger auf einem Hochstand

Jäger und Naturschützer – Gegner oder Partner?

Stand: 10.07.2023, 10:34 Uhr

Jäger sehen sich gerne als Naturfreunde, Jagdgegner sehen das oft ganz anders. Was ist dran? Eine Analyse.

Gut 400.000 Jagdscheininhaber gibt es in Deutschland – und viele von ihnen treffen sich seit Donnerstag zum diesjährigen Bundesjägertag. Wobei sich an Jägern die Geister scheiden. Sie selbst sehen sich nicht nur als Naturfreunde, sondern sogar als "die größte Naturschutzorganisation in Deutschland", wie der Deutsche Jagdverband einst verkündete. Eine Einschätzung, die Detlef Reepen aus der WDR-Wissenschaftsredaktion so nicht teilt.

"Naturschutz, egal ob staatlicher oder privater wie beim NABU und BUND, der kümmert sich um alle Bestandteile der Natur und Lebensräume", so Reepen. Also um Heiden und Moore, Magerrasen mit seinen sehr speziellen und stark bedrohten Pflanzen und Tierarten, um Gewässer und Gebirge.

Jäger spielen wichtige Rolle beim Schutz von Arten

So umfassend haben Deutschlands Jägerinnen und Jäger den Naturschutz vielleicht nicht im Blick. Aber: Sie können durchaus eine wichtige Rolle beim Schutz von Arten haben. Etwa durch die Fuchsjagd. Ein Beispiel: Seltene Vogelarten wie die Seeschwalben haben normalerweise ihre Nester gut geschützt auf Graspolstern in flachen Gewässern. Durch die Trockenheit in den zurückliegenden Jahren liefen die bodenbrütenden Vogelarten Gefahr, von Füchsen angegriffen zu werden. "Wenn nun die Jäger die Füchse in der Gegend kurz halten, dann hilft das sehr beim Schutz solcher Vogelarten“, so Reepen. Auch Wildschweine seien eine Gefahr für bodenbrütende Vogelarten.

In mancher Hinsicht schadet die heutige Jagd jedoch auch der Natur. Zum Beispiel durch die Munition. "Die war ja seit Jahrzehnten ausschließlich bleihaltig und sie ist es auch heutzutage größtenteils noch“, sagt Reepen. Unmengen an Bleistückchen würden in der Natur durch die Munition verteilt. Blei sei für Gewässer und für anderen Wildtiere hochgiftig, für unseren Wappenvogel, den Seeadler, stelle Blei sogar die größte Bedrohung dar.

Viele Jäger verschießen inzwischen nur noch bleifreie Munition

Inzwischen ändert sich jedoch etwas. Viele Jägerinnen und Jäger verschießen nur noch bleifreie Munition. "Aus Rücksicht auf die Natur, aber auch, weil die Schießeigenschaften der bleifreien Munition exzellent sein sollen“, zitiert Reepen einen Jäger. Der Bayerische Jagdverband habe sich sogar von Naturschützern überzeugen lassen, Mitgliedern zu dieser Munition zu raten.

Eine Wildschweinfamilie, die im Wald nach Nahrung sucht

Fakt ist unter dem Strich: Jagd und Naturschutz sind durchaus vereinbar. Das zeigt nicht zuletzt die Existenz des "Ökologischen Jagdverbands".

Hinweis: Diesen Beitrag haben wir in einer früheren Version als "Faktencheck" bezeichnet und diese Formulierung in die aus unserer Sicht zutreffendere Bezeichnung "Analyse" geändert.

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