EZB erhöht Leitzins: Hilft das wirklich gegen die Inflation?

Stand: 27.10.2022, 19:28 Uhr

Im Kampf gegen die hohe Inflation hat die EZB eine weitere kräftige Zinserhöhung beschlossen. Der Kapitalmarktanalyst Robert Halver ist überzeugt: Die Teuerung lässt sich nur mit sinkenden Energiepreisen ausbremsen.

Die EZB stemmt sich mit einer weiteren kräftigen Zinserhöhung gegen die Rekordinflation im Euroraum. Die Zinsen steigen um 0,75 Prozentpunkte, wie die EZB am Donnerstag mitteilte.

Der wichtigste der drei Leitzinssätze, der Hauptrefinanzierungssatz, zu dem sich Banken bei der EZB Geld leihen können, liegt damit bei zwei Prozent. Die anderen beiden Sätze, der Einlagensatz und der Spitzenrefinanzierungssatz, wurden auf 1,5 und 2,25 Prozent angehoben. Für Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet die Leitzinserhöhung:

  • Sie bekommen mehr Zinsen auf klassischen Sparbüchern sowie Tagesgeld- und Festgeldkonten.
  • Für alle, die sich Geld leihen, etwa einen Immobilienkredit aufnehmen, wird es teurer.
  • Mit sinkenden Verbraucherpreisen ist wegen der hohen Energiekosten nicht zu rechnen.

Dieses Element beinhaltet Daten von Twitter. Sie können die Einbettung auf unserer Datenschutzseite deaktivieren.

Wann hatte die EZB zuletzt die Zinsen angehoben?

Es ist die dritte Leitzinserhöhung in diesem Jahr: Im Juli hob die EZB die Zinssätze erstmals seit 16 Jahren an, und zwar um jeweils 0,5 Prozentpunkte. Im September folgte der nächste Zinsschritt um 0,75 Punkte. Es war die stärkste Anhebung seit Einführung der Gemeinschaftswährung.

Die Inflation ist aber weiterhin sehr hoch. Im Euroraum lag sie im September laut EU-Statistikbehörde Eurostat bei 9,9 Prozent und in Deutschland bei 10,9 Prozent. Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden gibt die deutsche Teuerungsrate mit 10,0 Prozent an. Das ist fünf Mal so hoch wie das von der EZB eigentlich angestrebte Niveau von zwei Prozent.

Hat die letzte Leitzins-Erhöhung gar nichts gebracht?

Es dauert, bis die Erhöhung Wirkung entfaltet. Darauf wies der Kapitalmarktanalyst Robert Halver im WDR hin. Grund für die Inflationsbeschleunigung sei, dass Gas und Strom knapp und somit teuer seien. Daran könne die EZB letztlich nichts machen. Eine Inflationsbekämpfung über eine Zinspolitik mit massiven Zinserhöhungen könne es nicht geben. Das würde in Europa größte Probleme verursachen, da der Schuldendienst von vielen Ländern nicht mehr gewährleistet sei.

Inwieweit profitieren Sparer von der Erhöhung des Leitzins?

Nur bedingt. Die Zinsen steigen zwar auch bei Tagesgeldkonten und anderen Einlagen. Trotzdem sei Zinssparen nicht unbedingt eine neue attraktive Anlageform, sagt Halver. Denn die Inflation sei deutlich höher: "Auch in Zukunft wird Zinssparen so attraktiv wie eine Darmspiegelung sein."

Was muss geschehen, damit die Inflation sinkt?

Um die Inflation zu senken, könne man nur auf sinkende Energiepreise hoffen, erklärte Halver. Ähnlich sieht es UIrich Ueckerseifer von der WDR-Wirtschaftsredaktion. Dennoch geht Ueckerseifer davon aus, dass die EZB wegen der hohen Inflation in Kürze weitere Zinserhöhungen vornimmt. Das Ziel der EZB: Kredite verteuern, um die Nachfrage zu bremsen und so hohen Teuerungsraten entgegenzuwirken. Allerdings bewege sich damit nicht zuletzt Deutschland immer mehr auf eine Rezession zu, so Ueckerseifer.

Dieses Element beinhaltet Daten von Twitter. Sie können die Einbettung auf unserer Datenschutzseite deaktivieren.

Weitere Themen