Eine Frau hält das Buch "This Book Is Gay" in der Hand

Queere Bücher an Schulen zu verbieten, ist absurd! | MEINUNG

Stand: 01.07.2023, 06:00 Uhr

In den USA hat die Bibel für Streit gesorgt. Ein Schulbezirk in Utah wollte sie aus den Regalen seiner Büchereien schmeißen, weil sie zu gewalttätig und vulgär sei. Die Bibel durfte zwar letztlich bleiben - hunderte andere Bücher werden aber gerade dauerhaft aus Schulbibliotheken entfernt. Absurd, findet Katrin Brand.

Von Katrin Brand

"Book bans" hat es in den USA schon immer gegeben. Früher hat es oft Klassiker wie Huckleberry Finn oder den "Fänger im Roggen" getroffen. Eltern fanden dann, dass diese Bücher zu vulgär, zu sexuell aufgeladen oder irgendwie "kommunistisch" waren und deshalb nicht in den Schulbüchereien stehen sollten. Die neue Welle von "book bans" ist anders. Sie zielt vor allem auf Bücher, die sich mit sexueller Orientierung beschäftigen.

LGBTQ-Protagonisten unerwünscht

"Gender Queer" zum Beispiel ist eine Graphic Novel und erzählt in Ich-Form, was es bedeutet, nicht-binär und asexuell zu sein. Sprache und Bilder sind unverblümt, aber kein bisschen obszön - finde ich. Doch für Eltern und Elternverbände hier in den USA ist das schon zu viel. Mit solchen Büchern werden Kinder sexualisiert, sagt zum Beispiel Catalina Stubbe, die Vorsitzende der Organisation "Moms for Liberty". Sie will nicht, dass ihre Kinder in der Schule etwas über intersexuelle Familien, Bisexualität oder Transgender lernen - weil sie das für "nicht normal" hält.

"Dass die 'Mütter für die Freiheit' mit ihren Verboten die Freiheit anderer einschränken - die Freiheit, Bücher zu lesen - , das ist ihnen total egal." Katrin Brand

Die "Moms for Liberty" haben sich inzwischen sehr erfolgreich an vielen Schulen über Bücher beschwert, die ihnen nicht gefallen. Sie haben  mit dafür gesorgt, dass "Gender Queer" nun das Buch ist, das am häufigsten aus Schulbüchereien verbannt wurde.

Auch Texte über Rassismus werden verbannt

Schlagzeilen machte neulich auch eine Schule in Florida. Dort wurde der Text von Amanda Gorman für jüngere Schüler verbannt. Gorman hatte "The Hill We Climb" bei der Amtseinführung von Joe Biden vorgetragen. Eltern gefiel nicht, dass es in dem Gedicht irgendwie um Rassismus ging. Der Text könne Kinder verwirren und indoktrinieren, heißt es.

In einem Jahr 2.500 Bücher verbannt

Dass Eltern Einfluss auf die Lektüre ihre Kinder nehmen wollen, ist ja noch verständlich und hier in den USA auch sehr verbreitet. Die örtliche Schulpolitik wird von direkt gewählten Bildungsräten bestimmt, das macht den Elternwillen zu einem wichtigen Faktor.

Aber wenn im vorigen Schuljahr insgesamt 2.500 Mal Bücher aus Schulbibliotheken entfernt wurden, vor allem in konservativen Staaten wie Texas, Florida und Utah, dann ist das schon eine klare Botschaft. Alles was queer, links, "woke" ist, soll für Kinder und Jugendliche in diesen Bundesstaaten unsichtbar werden. Die LGBTQ-Bewegung soll verdrängt, Rassismus für irrelevant erklärt und das vermeintlich "Normale" wieder in den Vordergrund gestellt werden.

Bücher-Bann an Schulen in den USA

WDR Studios NRW 09.06.2023 03:52 Min. Verfügbar bis 09.06.2025 WDR Online


Auswirkungen auf US-Präsidentschaftswahl?

Präsident Biden hat nun angekündigt, dass er einen Anti-Buchverbote-Koordinator einsetzen will. Wer das sein soll und was dieser Mensch dann genau macht, hat er nicht gesagt. Das sei dann wohl der "Porno-Vollstrecker", hieß es prompt bei Fox-News. Das Klima ist also wie gewohnt giftig, und es wird noch giftiger werden, je näher es auf die Wahl zu geht.

Aber es gibt Hoffnung: Was diese "book bans" ein bisschen absurd macht, ist, dass alle diese verbannten Bücher ohne große Mühe im Internet bestellt oder heruntergeladen werden können. Sie sind also jederzeit verfügbar. Außerdem könnte es sein, dass die konservativen Eiferer den Amerikanerinnen und Amerikanern inzwischen auf die Nerven gehen. So wertkonservativ die Mehrheit auch sein mag - sie mag es ganz sicher nicht, missioniert zu werden.

Viel wichtiger: Dass Kinder überhaupt lesen!

Auf der einen Seite ist es irgendwie rührend, welche Macht den Büchern in diesem Streit beigemessen wird. Andererseits wäre es gut, wenn der Spuk bald verpufft. Der Kampf darum, was die Kinder lesen dürfen, ist tatsächlich albern und überflüssig. Wirklich wichtig wäre es, dass die amerikanischen Kinder überhaupt lesen und Texte verstehen können. Und da sieht es schlecht aus: Die Leseleistung hat in den vergangenen zehn Jahren beständig abgenommen.

Was denken Sie? Sind solche "Book bans" in den USA völlig maßlos und übertrieben? Lassen Sie uns darüber diskutieren! In den Kommentaren auf WDR.de oder auf Social Media.

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Kommentare zum Thema

121 Kommentare

  • 121 Anonym 08.07.2023, 05:41 Uhr

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  • 120 Servus 07.07.2023, 23:43 Uhr

    Nach D kann man nur noch zurückkehren, wenn der woke grüne Kindergarten , ihre Gurus Habeck.Lang.Nourimpour, Endloslaber-Dogshow-Tante , KGE, Sozi-Qutenfrau Faeser verschwunden sind. D macht inzwischen nur noch einen gewaltig vertrottelten Eindruck !

  • 117 Brandbrief 06.07.2023, 13:31 Uhr

    Liebe Frau Brand, warum schreiben Sie keinen Brandbrief über die plötzliche Erkenntnis" go woke, get broke" in den USA. Dort kommt es seit Wochen zu heftigen Boykott - Einbrüchen der Umsatzzahlen von Geschäften und Produkten, die Queer beworben wurden. Sogar der Pride Month verschwand daraufhin von Juni-Agenda großer Konzerne. Kindergärten und Schulen sollten Politik-und ideologiefreie Schutzräume der Heranwachsenden sein und bleiben, Punkt

  • 116 Wir sind imKrieg gegenWDR 04.07.2023, 15:21 Uhr

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  • 115 04.07.2023, 11:15 Uhr

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  • 114 04.07.2023, 07:48 Uhr

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  • 113 03.07.2023, 16:46 Uhr

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  • 112 Es reicht 03.07.2023, 16:23 Uhr

    richtig so das der ganze mist von lgbt , woke , political correctness aus büchereien für kinder verschwindet , laßt kinder einfach kinder sein wenn sie jugendlich sind ist es früh genug wenn sie sich dann damit beschäftigen wollen ! nicht müssen , denn wenn sie kein interesse daran haben ist es ihre sache sich nicht damit zu befassen ! ich zwinge ja auch keinen anderen meine meinung zu fleisch , alkohol etc auf ist schließlich meine sache , wenn der andere kein interesse daran hat habe ich das zu tolerieren . daher sollen auch andere tolerieren das ich nicht hören will ob sie lgbt ,woke oder sonstwas sind !

    Antworten (7)
    • 03.07.2023, 17:32 Uhr

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    • Anonym 03.07.2023, 17:46 Uhr

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    • Mir auch! 03.07.2023, 18:10 Uhr

      Sie fordern Toleranz für sich ein, aber Sie selbst zeigen nicht das geringste bisschen davon. Aus jeder Ihrer Zeilen, aus jedem Wort spricht die Intoleranz! Haben Sie irgendeine Ahnung, was LGBTQ, wokeness und andere Begriffe bedeuten? Können Sie begründen, was daran "mist" für Sie ist? Oder sind das nur Kampfbegriffe, die aus dem linken Lager kommen und damit per se "mist" sind?

    • 03.07.2023, 21:31 Uhr

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    • Kurt 06.07.2023, 09:55 Uhr

      Es reicht: ich unterstütze Ihre Forderung. Dieses ständige umerziehen seitens der Medien (kann und macht der WDR besonders gut) etc., hängt mir und nicht nur mit zum Hals raus. Und dies alles finanziert durch die Zwangsgebührenabgabe.

    • Anonym 06.07.2023, 16:22 Uhr

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    • Anonym 07.07.2023, 03:43 Uhr

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  • 109 Hans Holte 03.07.2023, 13:03 Uhr

    Irgendwo ist die Grenze; Flaggelanten im Mittelalter gehören zum Geschichtsunterricht, Romane vom Marquis de Sade aus dem 18. Jahrhundert sind Geschichte, würde ich aber nicht unbedingt näher im Unterricht behandeln oder in der Schulbibliothek führen. Was verboten ist unterliegt auch immer dem Zeitgeist und der ist im Wandel. Als ich geboren wurde war der §175 StGB noch in Kraft: „Er stellte sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts unter Strafe..“ (Wikipedia). Ersatzlos aufgehoben wurde der Paragraph erst 1994. Das finde ich auch in Ordnung aber jetzt ins andere Extrem zu fallen sorgt bei mir doch für Stirnrunzeln (vorsichtig gesagt). In einer Schulbibliothek würde ich schon langweilig konservativ bleiben. Da auch bei Lehrern mal Ansichten ins Extreme fallen können muss eine Richtung vorgegeben werden und das läuft auf Verbote hinaus; beschränkt auf Schulbüchereien ist das auch kein Problem. Eine Absurdität allgemein bei solchen Verboten sehe ich dabei nicht.

    Antworten (2)
    • A. Wilf 03.07.2023, 15:40 Uhr

      Von welchem Extrem reden Sie? Es geht hier nicht um erotische/pornografische Literatur, sondern um Bücher, die Jugendlichen Hilfestellung beim Umgang mit ihrer sexuellen Orientierung geben sollen. Lesbian und Gay geht für Sie gerade so durch, aber Bi, Trans und Queer sind das andere Extrem und gehören verboten? Sie scheinen es normal zu finden, dass man hier mit Verboten arbeitet, d.h. Sie finden es normal, dass man von queeren Menschen ihre Sexualität zu zu unterdrücken verlangt. Wie Frau Brand Schreibt: "Die LGBTQ-Bewegung soll verdrängt, Rassismus für irrelevant erklärt und das vermeintlich "Normale" wieder in den Vordergrund gestellt werden." Und zum Schluss: "In einer Schulbibliothek würde ich schon langweilig konservativ bleiben." Sollen die Schüler:innen sich langweilen?Warum schafft man die Schulbüchereien dann nicht komplett ab? Gut, dass Sie kein Schulbibliothekar sind.

    • Paul voss 03.07.2023, 19:45 Uhr

      @wilf... nein die Schüler sollen sich innen nicht langweilen.. Und außen hoffentlich auch nicht..

  • 108 Paul Voss 03.07.2023, 12:39 Uhr

    sehr schade wenn nur fast kommentare veroeffentlicht werden die die Meinung der Auorin widerspiegeln..ich möechte das Wort mit Z nicht schreiben ..aber Meinungs Pluralismus sieht anders aus..und es lebe pippi Winnetou jim knopf usw tolle Buecher die eine linkswoke Zensur nicht verdient haben..

  • 103 03.07.2023, 07:43 Uhr

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