Eine Frau sitzt neben einem gesprungenen Spiegel auf einem Bett und hält ihren Kopf in den Händen (gestellte Szene).

Gewalt gegen Frauen - fast 60.000 Anrufe bei Hilfetelefon

Stand: 22.05.2024, 11:11 Uhr

Die Zahl der Beratungen beim Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" hat sich seit der Gründung vor zehn Jahren mehr als verdoppelt.

Demnach gab es rund 59.000 Beratungen im vergangenen Jahr, wie das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben am Mittwoch mitteilte. 2014 waren es noch rund 25.000. Im Vergleich zu 2022 stiegen die Beratungskontakte um 12 Prozent.

Dies sei auch auf die zunehmende Bekanntheit des Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen" zurückzuführen, betonte Bundesamtpräsidentin Martina Hannak. Das Thema Gewalt gegen Frauen sei zunehmend in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung und der gesellschaftlichen wie politischen Diskussion gerückt.

"Statistisch gesehen kennt jeder Betroffene"

Aus dem Jahresbericht geht hervor, dass sich mit 74 Prozent überwiegend die Betroffenen selbst meldeten; in 20 Prozent der Fälle wurden Personen aus dem Umfeld der Betroffenen - etwa Angehörige oder Nachbarn - am Hilfetelefon beraten.

"Jede dritte Frau erlebt Gewalt - statistisch gesehen kennt jede und jeder Betroffene", sagte Petra Söchting, Leiterin des Hilfetelefons. In 60 Prozent der Fälle war häusliche Gewalt oder Gewalt in Paarbeziehungen die Ursache für den Kontakt zum Hilfetelefon (rund 26.000 Beratungen).

Laut der im April von Innenminister Herbert Reul (CDU) vorgestellten Kriminalstatistik kam es allein in Nordrhein-Westfalen 2023 zu 60.268 Taten häuslicher Gewalt - ein Zuwachs von 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Zu wenige Schutzplätze in Frauenhäusern

Frauen, die Opfer von häuslicher Gewalt wurden, können auch die Hilfenummer wählen, wenn sie einen Platz im Frauenhaus suchen. Laut Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration gibt es 680 Schutzplätze in NRW - nach Ansicht der Frauenhäuser aber zu wenig. Denn die Plätze in den Frauenhäusern sind fast alle durchgehend belegt.

Zweithäufigste Ursache für Anrufe beim Hilfetelefon war sexualisierte Gewalt außerhalb von Paarbeziehungen (rund 5.200 Beratungen). Es meldeten sich aber auch Menschen wegen psychischer Gewalt (3.200), Stalking (2.300), Gewalt im Namen der "Ehre" (348), Zwangsverheiratung (180), Menschenhandel (136), Prostitution (81) oder Genitalverstümmelung (23). Mehr als 3.400 Beratungskontakte drehten sich um Frauen mit Behinderung.

Hilfsangebot in 16 Fremdsprachen

Das vom Bundesfamilienministerium finanzierte Hilfetelefon ist über die europaweit einheitliche Rufnummer 116 016 rund um die Uhr erreichbar. Die Beratung erfolgt kostenfrei, anonym, vertraulich und erscheint nicht auf der Telefonrechnung. Sie findet in 18 Fremdsprachen statt, darunter Englisch, Polnisch, Ukrainisch und Russisch. Außerdem wird via PC oder Laptop die Beratung in Deutscher Gebärdensprache angeboten.

Neben der telefonischen Beratung gibt es eine kostenfreie Chat- und E-Mail-Beratung über die Webseite (www.hilfetelefon.de). Die Beratung erfolgt dort nur auf Deutsch.

Unsere Quellen:

  • Katholische Nachrichten-Agentur
  • Jahresbericht "Gewalt gegen Frauen"
  • hilfetelefon.de
  • Landeskriminalstatistik NRW