Tag der Geschwister

03:29 Min. Verfügbar bis 10.04.2026

Sind die Ältesten am klügsten? Was an Geschwister-Vorurteilen dran ist

Stand: 10.04.2024, 13:21 Uhr

Brüder und Schwestern begleiten uns das ganze Leben lang - ob wir wollen oder nicht. Was ist dran an den Klischees zu Nesthäkchen, "Sandwich"-Kindern und Erstgeborenen? Ein Überblick.

Muttertag und Vatertag - das kennt jeder. Dass jedes Jahr am 10. April auch der Welttag der Geschwister begangen wird, geht im Reigen der Gedenktage oft unter. Dabei ist die Beziehung zu Brüdern und Schwestern ein ganz besonderer Bund, der im positiven oder negativen Sinn für das ganze Leben prägen kann. Ins Leben gerufen wurde der Tag in den 1990er-Jahren von der US-Amerikanerin Claudia Evart - im Gedenken an ihren Bruder und ihre Schwester, die bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen waren.

Forschern und Forscherinnen zufolge ist die Verbindung zwischen Geschwistern eine der bedeutsamsten sozialen Beziehungen überhaupt. Unzählige Studien beschäftigen sich mit dem Thema - mit teilweise überraschenden Ergebnissen. Eine Auswahl und Überprüfung der gängigen Vorurteile über Geschwister.

Nesthäkchen sind besonders risikofreudig

Die These, dass die Geburtsreihenfolge die Persönlichkeit beeinflusst, ist weit verbreitet. Lange vertrat auch die Wissenschaft die Ansicht, dass Erstgeborene die ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern genießen können, wohingegen Nesthäkchen sich erst eine familiäre Nische erkämpfen und dafür mehr Risiken eingehen müssen - und damit fürs Leben geprägt werden. Eine Studie der Universität Kalifornien will sogar Beweise dafür haben, dass sie häufiger Extremsportarten betreiben.

Inzwischen gibt es aber Zweifel an dieser These. Neueren Studien zufolge kann der Zusammenhang zwischen Geburtsreihenfolge und Risikobereitschaft nicht mehr sicher nachgewiesen werden.

Erstgeborene sind besonnener als ihre jüngeren Geschwister

Zwei Zwillingsbrüder mit gleichem Hut, T-Shirt und Frisur

Gleich klug?

Laut einer psychologischen Studie der Unis Mainz und Leipzig haben etwa 60 Prozent der Erstgeborenen immerhin einen leicht höheren Intelligenzquotienten als ihre jüngeren Brüder und Schwestern. Die Forscher vermuten, dass sich Erstgeborene zunächst der ungeteilten Aufmerksamkeit der Eltern erfreuen können und so besser gefördert werden. Auch der so genannte "Tutor-Effekt" könnte eine Rolle spielen: Die Ältesten profitieren dabei selbst davon, dass sie ihren jüngeren Geschwistern die Welt erklären.

"Mittlere" Kinder sind oft benachteiligt

Selbst wenn Eltern die besten Absichten haben, all ihren Kindern gleich viel Aufmerksamkeit und Liebe zu schenken, klappt das in den allermeisten Fällen nicht. Nach einer Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung sind "Mittelkinder" oder "Sandwich"-Kinder in der Regel gegenüber ihren jüngeren und älteren Geschwistern benachteiligt. Denn die Ältesten müssen ihre Eltern in den ersten Lebensjahren überhaupt nicht und später mit wenigen Geschwistern teilen. Und die Jüngsten profitieren davon, dass die älteren Geschwister unabhängig werden und somit für sie wieder mehr Ressourcen frei werden.

Kinder mit Geschwistern sind psychisch stabiler

Allein die Existenz von Brüdern und Schwestern sorgt dafür, dass Kinder seltener Verhaltensstörungen entwickeln. Das ist das Ergebnis einer Studie des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie. Die Forscher erklären sich dies auch damit, dass Geschwister einander dabei helfen können, wichtige Sozialkompetenzen auszubilden. Insbesondere helfe das Familienleben dabei, sich in die Gedanken- und Gefühlswelt anderer Menschen hineinzuversetzen, also Empathie zu entwickeln.

Streit ist gesund

Zwei Geschwister streiten sich um eine Fernbedienung.

Nimm das!

Nicht alle Streitigkeiten zwischen Geschwistern deuten auf Probleme hin. Forscher der University of Illinois stellten in einer Studie sogar fest, dass Streiten ein wichtiges Training für die soziale Entwicklung darstellt. Sie lernten dabei, sich zu verteidigen und bei Konflikten durchzusetzen. Drei- bis Siebenjährige geraten der Studie zufolge mehr als dreimal pro Stunde in Streit. Je älter sie werden, desto seltener kommt es zu Auseinandersetzungen.

Wenn Geschwister handgreiflich werden, sollten Eltern allerdings dennoch eingreifen. Eine Studie der Concordia University in Montreal hat nachgewiesen, dass Streitigkeiten zwischen Geschwistern viel häufiger körperlich ausgetragen werden als zwischen Freunden und Freundinnen.

Bei Erwachsenen werden Geschwisterbeziehungen oft herzlicher

In der Kindheit stehen sich Geschwister sehr nah, schließlich leben sie meist zusammen. Nach dem Auszug aus dem Elternhaus wird der Kontakt meist seltener, allerdings kann die Beziehung herzlicher werden, weil die alten Konflikte meist nicht mehr so präsent sind. Das ist das Ergebnis einer Studie der University of Denver. Im letzten Lebensabschnitt kommen sich Geschwister dann oft wieder sehr nah, etwa wenn die eigenen Kinder aus dem Haus sind.

Quellen:

Kommentare zum Thema

2 Kommentare

  • 2 Andreas Plath 10.04.2024, 22:21 Uhr

    Laut Wikipedia wird der Tag in Europa am 31.5. gefeiert. Heute in den USA und Kanada. Was stimmt?

  • 1 31.5. in Europa 10.04.2024, 22:18 Uhr

    Auf Wikipedia steht, dass dieser Tag am 31.5. gefeiert wird. Der 10.4. jedoch in den USA und Kanada. Was stimmt denn nun?

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