Gedenken an Wehrhahn-Anschlag in Düsseldorf
Lokalzeit aus Düsseldorf. 27.07.2023. 00:46 Min.. Verfügbar bis 27.07.2025. WDR. Von Jan David Runte.
Gedenken an Wehrhahn-Anschlag in Düsseldorf
Stand: 28.07.2023, 14:46 Uhr
Bürger und Vertreter von Initiativen erinnerten heute an die Opfer des Bombenanschlags am Düsseldorfer S-Bahnhof Wehrhahn. Dort waren vor 23 Jahren zehn Menschen durch eine Explosion verletzt worden - einige lebensgefährlich.
Von Peter Hild
Bei der Explosion eines Sprengsatzes am 27. Juli 2000 hatte auch eine Schwangere ihr ungeborenes Kind verloren. Die Initiative "Wehrhahn erinnern" will, dass das nicht in Vergessenheit gerät.
Bei einer kleinen Gedenkveranstaltung am Donnerstagnachmittag brachten Schüler einer Düsseldorfer Realschule vor Ort Zitate am Geländer an, die in einem Projekt der Initiative über die Tat diskutiert haben. Gemeinsam mit rund zwei Dutzend weiteren Teilnehmern tauschten sich die Organisatoren über den Vorfall aus, legten Rosen nieder und befestigten Stoffherzen am Brückengeländer.
Initiative: Anschlag gerät in Vergessenheit
"Für einen Anschlag dieser Größe gerät die Tat in der Düsseldorfer Stadtgesellschaft zunehmend in Vergessenheit", erklärte Sabine Reimann von der Hochschule Düsseldorf, die die Initiative unterstützt. "Rechte Gewalt und rassistische Angriffe nehmen wieder zu. Wir wollen mit dem Gedenken auch die Kontinuität rechter Gewalt von der Tat damals bis in die heutige Zeit deutlich machen."
Auch die SPD-Ratsfraktion gedachte der Anschlagsopfer. Im vergangenen Jahr wurden durch Beschluss des Integrationsrats zehn Bäume im Nordpark für die Opfer des NSU und ein Baum für die Opfer des Wehrhahn-Anschlags gepflanzt. "Mit dieser symbolischen Geste möchten wir das Gedenken an die unschuldigen Opfer aufrechterhalten", sagte die stellvertretende Vorsitzende Katharina Kabata.
Bis heute keine Verurteilung
Die zehn Opfer waren Sprachschüler und kommen aus der Ukraine, Russland, Kasachstan und Aserbaidschan - unter ihnen sind sechs Juden. Für viele ist es bis heute schwer zu ertragen, dass bisher niemand für den Anschlag zur Rechenschaft gezogen wurde.
Der dringend Tatverdächtige Ralf S., der einen rechtsextremen Hintergrund hat, wurde 2018 vor dem Landgericht Düsseldorf freigesprochen. Dem Richter reichte am Ende die vom Staatsanwalt präsentierte Indizienkette nicht aus, um den Angeklagten wegen mehrfach versuchten Mordes zu lebenslanger Haft zu verurteilen. Das Urteil wurde 2021 vom Bundesgerichtshof bestätigt.