Nachruf: Klaus Töpfer ist tot

Lokalzeit OWL 11.06.2024 03:23 Min. Verfügbar bis 11.06.2026 WDR Von Elke Vieth

Früherer Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) gestorben

Stand: 11.06.2024, 10:20 Uhr

Klaus Töpfer ist nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben. Der CDU-Politiker wurde 85 Jahre alt. Von 1987 bis 1994 war er Bundesumweltminister in der Regierung von Helmut Kohl.

Klaus Töpfer war ein konservativer Pionier der Umweltbewegung. 1938 in Schlesien geboren, kam er nach dem zweiten Weltkrieg als Kind mit seiner Familie nach Höxter. Nach dem Studium der Volkswirtschaft ist er zunächst als Umweltminister der CDU in Rheinland-Pfalz tätig, bevor ihn Helmut Kohl 1987 als Bundesumweltminister beruft. Schnell macht er sich einen Namen.

Es sind die Tschernobyl-Jahre, in denen Klaus Töpfer als CDU-Bundesumweltminister auch für Reaktorsicherheit zuständig ist. Tschernobyl, der bis dato schwerste Unfall in der Geschichte der Kernenergie, bei dem radioaktives Material weite Teile Russlands und der Ukraine verseuchte.

Schon damals, Ende der 1980er Jahre, beschäftige Klaus Töpfer die Frage: "Wie gehen wir mit solchen Technologien um auf Dauer, die im Falle von Scheitern, von großen Unfällen, massivste Auswirkungen haben, die man nicht in den Griff bekommen kann."

Töpfer hat grünen Punkt und Gelben Sack erfunden

Als Bundesumweltminister macht er die Endlagersuche für radioatomare Abfälle aus Atomkraftwerken zu seiner Sache. Klaus Töpfer geht weitere Umwelt-Probleme an: So setzt er ein FCKW-Verbot durch. Fluorchlorkohlenwasserstoff: ein Umweltgift, das damals zum Beispiel in jedem Kühlschrank zu finden ist. Und: Klaus Töpfer führt den grünen Punkt und den Gelben Sack ein.

Internationale Bekanntheit erlangt Töpfer mit einem beherzten Sprung von einem Polizeiboot in den Rhein im Jahr 1988. Er will damals nach eigenem Bekunden zeigen, dass der wichtigste deutsche Fluss nach Chemieunfällen und massivem Fischsterben wieder sauber genug zum Schwimmen ist - außerdem hat er vorher eine Wette verloren.

Klaus Töpfer springt 1988 in den Rhein

Bundesumweltminister Klaus Töpfer springt 1988 in den Rhein

Humor, Hartnäckigkeit, Ausgeglichenheit - diese westfälischen Tugenden kommen ihm auch international zu Gute: Klaus Töpfer gilt als geschickter und geschätzter Verhandler. Beim ersten UN-Umweltgipfel 1992 in Rio gelingt ihm -das Konzept der nachhaltigen Entwicklung- zu etablieren.

Zurück in die Heimat Höxter

Sechs Jahre später holt ihn UN-Generalsekretär Kofi Annan zu den Vereinten Nationen. Er wird Direktor des Umweltprogramms in Nairobi, Armut in Afrika beschäftigt ihn sehr. Klaus Töpfer kämpft gegen die Selbst-Sucht der westlichen Gesellschaft.

Früherer Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) gestorben

WDR Studios NRW 11.06.2024 00:45 Min. Verfügbar bis 11.06.2026 WDR Online


Unzählige internationale und nationale Preise, Ehrungen und Auszeichnungen werden ihm zuteil. Im Rentenalter rückt die große Politik etwas in den Hintergrund. Er zieht zurück in die Heimat, lebt mit seiner Frau wieder im westfälischen Höxter. Hierher kam er als Flüchtlingskind aus Schlesien.

Bis zu seinem Tod bleibt Klaus Töpfer der Umweltbewegung verbunden: Er plädiert für den Nationalpark Senne und bringt sich in die Diskussion um ein mögliches Zwischenlager für radioaktiven Müll in seiner Heimat ein - als Klimaschützer der ersten Stunde.