Ehrenamtliche und Geflüchtete fordern seit Jahren, dass sich die Zustände verbessern. Trotzdem sei bisher nicht genug passiert.
Mohamad Alkurdi möchte nur mit dem WDR sprechen, wenn er nicht allein vor der Kamera stehen muss. Der Syrer hat Angst, etwas über den Zustand der Pulheimer Flüchtlingsunterkunft zu sagen, in der er seit einem halben Jahr lebt.
Besonders schlimm: Der Zustand der Bäder
Die geflüchteten Männer beklagen die Zustände gegenüber dem WDR
Aber er möchte auch nicht weiter schweigen: Er leide unter dem Leben in der Unterkunft, könne kaum noch schlafen, weil überall in der Unterkunft ein schlechter Geruch in der Luft liege. Er sagt: "Ich gehöre zu den Menschen, die unter schlechtem Geruch leiden."
Das Gebäude, in dem Alkurdi lebt, sei in einem schlechten Zustand. Vor allem die Situation der Bäder mache ihm zu schaffen. „Da wo wir wohnen, kann man nicht duschen; es gibt nur eine Dusche, die sauber ist, in der man duschen kann.“ Das zeigen auch aktuelle Fotos und Videos, die wdr.de vorliegen: Manche Duschwände sind so verschimmelt, dass die weißen Fliesen unter dem grünblauen Film kaum noch erkennbar sind.
Vier Männer in einem kleinen Zimmer
So verdreckt sind die Küchen in der Pulheimer Unterkunft. Quelle: privat
Alkurdi teile sich ein kleines Zimmer mit drei fremden Männern. Das sei oft so, weil aktuell 740 Menschen in den städtischen Unterkünften leben. Klaus Neugebauer sieht die Belegung trotzdem kritisch. Er engagiert sich über das Netzwerk „Pulheim hilft“ schon jahrelang ehrenamtlich für Geflüchtete und ist fast täglich bei den Menschen in den Unterkünften.
Ihn nimmt ihre Situation mit. "Wenn ich hier reingehe, weiß ich, dass ich in einer Stunde wieder draußen bin, mit mir macht das inzwischen nicht mehr viel, es geht ja eher darum, was macht das mit den Flüchtlingen."
Ehrenamtliche fordern Grundsanierung
Die Geflüchteten seien auf die Unterkünfte angewiesen. Die Mehrheit der Bewohner wolle das Gebäude sauber halten; der Grundzustand sei aber so schlecht, dass das kaum möglich sei. Im Namen der Geflüchteten fordern die Ehrenamtlichen seit Jahren, dass sehr alte Unterkünfte ersetzt oder mindestens grundsaniert werden.
Neubauten seien laut der Stadt Pulheim schon konkret geplant, die Umsetzung werde aber noch dauern. Genauso sei es mit Reparaturen.
Ratten dringen in Gebäude ein
Die Probleme in der Unterkunft sind der Stadt bekannt
Auch ein weiteres Problem ist der Stadt bekannt: Um einige Unterkünfte herum haben sich Ratten ausgebreitet, die immer wieder auch in die Gebäude eindringen. Die Stadt schreibt, dass deshalb bereits ein Kammerjäger im Einsatz sei und dass der Umgang mit Müll und Essensresten regelmäßig mit den Geflüchteten besprochen werde.
Geflüchteten nur bedingt mitschuldig
Neugebauer sagt dazu: "Natürlich tragen auch manche Flüchtlinge etwas zu den Zuständen bei." Er wirbt aber für Verständnis, denn vielen Geflüchteten gehe es psychisch schlecht.
"Es gibt Flüchtlinge, die kommen traumatisiert an und sind dann enttäuscht von dem, was sie hier erleben, und haben keine Lust mehr, sich da zu arrangieren." Er hofft genauso wie die Geflüchteten, dass sich die Zustände bald langfristig verbessern.