Überall viel zu viel Grau durch zugebaute Areale und viel zu wenig Grün durch Bäume, Wiesen und Pflanzen. Die Flächenversiegelung in Deutschland ist gigantisch - und sie wächst. Versiegelte Flächen haben Nachteile. Kommt es zum Beispiel zu Starkregen, hat das Wasser kaum Chancen, im Boden zu versickern. Die Folge sind dann großflächige Überschwemmungen. Und im Fall einer Hitzeperiode gibt es angesichts der hohen Flächenversiegelung viel zu wenig Grün, das Kühle und Schatten spendet.
Mit dem bundesweiten Wettbewerb "Abpflastern", der am Freitag gestartet ist, will die Hochschule für Gesellschaftsgestaltung in Koblenz gegensteuern.
Was genau ist Flächenversiegelung?
Etwa 45 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsflächen in Deutschland sind nach Angaben des Umweltbundesamtes aktuell versiegelt, das heißt: bebaut, betoniert, asphaltiert, gepflastert oder anderweitig befestigt. Hinzu kommt, dass die Flächenversiegelung ständig zunimmt: Laut Deutscher Umwelthilfe werden täglich etwa 52 Hektar Fläche als Siedlungs-, Gewerbe- und Verkehrsflächen neu ausgewiesen. Dies entspreche 204 Quadratkilometern im Jahr oder einer Fläche so groß wie die Stadt Hannover.
Welche ökologischen Folgen hat die Flächenversiegelung?
Zu den Folgen gehört, dass sich weniger Grundwasser neu bildet, weil Regenwasser nicht oder nur erschwert im Boden versickern kann. Auch geht die Bodenfruchtbarkeit dadurch verloren. Weil versiegelte Böden kein Wasser verdunsten können, tragen sie im Sommer nicht zur Kühlung der Luft bei. Dadurch ist es oft in Städten, wo viel Fläche versiegelt ist, unerträglich heiß. Auch bieten Flächen, die mit Beton oder Asphalt bedeckt sind, keinen Lebensraum für Tiere wie zum Beispiel Insekten.
Durch versiegelte Flächen kommt es nicht nur zu Hitzestau und Überschwemmungen, sondern auch zu höheren Schadstoffwerten in der Luft.
Wie groß ist das Problem in NRW?
Etwa die Hälfte der Siedlungs- und Verkehrsflächen und rund zehn Prozent der gesamten Landesfläche von NRW sind nach Angaben des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen versiegelt. Im Jahr 2022 betrug demnach die Gesamtfläche des Landes Nordrhein-Westfalen 34.113 km².
Wie der Bodenversiegelungsgrad pro Gemeinde aussieht, das ist im Klimaatlas NRW nachzulesen:
Worum geht es nun beim "Entsiegelungs-Wettbewerb“?
Beim am Freitag gestarteten Entsiegelungs-Wettbewerb "Abpflastern", den die Hochschule für Gesellschaftsgestaltung in Koblenz initiiert hat, können sich Vereine, Schulen, Privatpersonen, Unternehmen, Verwaltungen oder andere Organisationen beteiligen. Wer teilnimmt, pflastert Steine ab, macht Vorher-Nachher-Fotos und trägt alles in einem eigens entwickelten Online-Portal ein.
Die Wettbewerbsleitung überprüft die Beiträge und wertet die abgepflasterten Flächen für die jeweilige Kommune. Die Kommunen werden laut Hochschule in drei Ligen eingeteilt:
- Großstadt (> 100.000 Personen)
- Mittelstadt (20.000 bis 100.000 Personen)
- Kleinstadt (< 20.000 Personen)
Die Aktion dauert bis November. Die drei Kommunen mit den größten abgepflasterten Flächen werden im Anschluss geehrt. Zusätzlich küren die Initiatoren bis November monatlich ein Entsiegelungsprojekt zum "Star des Monats".
Gibt es in Sachen "entsiegelte Böden" auch Positivbeispiele in NRW?
Ja! Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte im Sommer 2024 ihren ersten "Hitze-Check" veröffentlicht. Untersucht wurde die Situation in den 190 deutschen Städten, die mehr als 50.000 Einwohnerinnen und Einwohner haben. Im Fokus standen dabei die beiden Faktoren Flächenversiegelung und Grünausstattung in diesen Städten.
Im deutschlandweiten Vergleich kamen die beiden NRW-Städte Detmold und Ratingen auf die Plätze eins und zwei. Die nächsten NRW-Städte folgten nacheinander ab Platz fünf: Hattingen, Mülheim an der Ruhr, Gummersbach, Stolberg (Rheinland), Witten und Menden (Sauerland).
Dinslaken belegte den 13. Platz. Ab Platz 15 kamen direkt: Bergisch Gladbach, Arnsberg, Bielefeld, Solingen und Iserlohn. Auf Platz 23 und 24 folgten noch Velbert und Bonn.
Was kann jeder einzelne tun gegen Flächenversiegelung?
Vor allem diejenigen, die ein Eigenheim planen und bauen, können einiges tun. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz hat diese Tipps:
- Plant auf dem Grundstück Wege und Garagen so, dass nur wenig Boden versiegelt wird. Auch ein geschickt begrünter Eingangsbereich kann pflegeleicht sein.
- Für nötige Befestigungen solltet ihr auf möglichst wasserdurchlässige Beläge mit großen Fugen achten. Das können etwa Rasengittersteine für Parkplätze und Sickerfugenpflaster für Plätze und Wege sein. „
- Wer Wege anlegt, sollte darauf achten, dass Wasser von allen Flächen abfließen kann. „Sollte es nötig sein, Wege und Plätze wasserundurchlässig zu befestigen, sollte darauf geachtet werden, dass das anfallende Niederschlagswasser unmittelbar neben diesen Flächen großflächig versickern kann.
Und natürlich spricht nichts dagegen, etwa im Vorgarten abzupflastern und so Platz für eine Wiesen mit Blumen zu schaffen.
Unsere Quellen:
Über dieses Thema berichten wir am 21.03.2025 auch im Radio: Nachrichten auf WDR 2.