Der Friedensnobelpreis und seine Bedeutung

Stand: 06.10.2023, 13:23 Uhr

Der Friedensnobelpreis gilt als die wichtigste politische Auszeichnung der Welt. Wir erklären, was er bedeutet und welche Kritik es gibt.

Nun steht es fest: Der Friedensnobelpreis geht 2023 an die Iranerin Narges Mohammadi. In diesem Jahr gab es 350 Nominierungen, die aber wie üblich bis zur Verkündung um 11 Uhr geheim gehalten wurden. Was bedeutet es, diesen Preis zu bekommen? Wir beanworten Fragen rund um den Preis, seine Aussagekraft und die Kritik daran.

Wie werden die Preisträger ausgewählt?

Der Preis geht an Personen oder Organisationen (manchmal auch mehrere), die sich besonders für den Frieden in der Welt eingesetzt haben. Das Nobelkomitee verleiht den Preis in Oslo und nicht wie alle anderen Nobelpreise in Stockholm. Er geht wie alle Nobelpreise auf den schwedischen Wissenschaftler Alfred Nobel zurück, der mit der Erfindung des Dynamits reich wurde und in seinem Testament verfügte, sein Vermögen für eine Stiftung einzusetzen, die herausragende Leistungen auszeichnet.

Wer hat den Preis schon bekommen?

Das Nobel-Komitee orientiert sich häufig an der aktuellen Weltlage. 2022 bekamen den Preis zwei Menschenrechtsorganisationen aus Russland und der Ukraine. Bundeskanzler Willy Brandt bekam den Preis einst für seine Verdienste für die Aussöhnung zwischen Ost und West. Mutter Teresa für ihr Engagement für die Ärmsten der Welt. Die Europäische Union bekam den Preis für ihre friedenstiftende Arbeit. 2014 bekamen ihn die damals erst 17-jährige pakistanische Vorkämpferin für Kinderrechte Malala Yousafzai und der Inder Kailash Satyarthi, der sich gegen Kinderarbeit einsetzt.

Welche Bedeutung hat der Preis?

In diesem Jahr bekommen die Gewinner aller Nobelpreise umgerechnet etwa 950.000 Euro. Das ist in der Summe etwa eine Million mehr als in den Jahren zuvor. Die wissenschaftlichen Nobelpreise gelten als höchste Auszeichnung in der Branche. Der Friedensnobelpreis gilt als wichtigster politischer Preis weltweit. Wer ihn bekommt, hat seinen Platz in den Geschichtsbüchern sicher. Außerdem werde über den Nobelpreis in allen Medien berichtet, das unterscheide ihn von anderen wissenschaftlichen Auszeichnungen, sagt der Medizinhistoriker Nils Hansson von der Uni Düsseldorf. Über die Verwendung des Preisgeldes ranken sich übrigens viele Geschichten. Viele setzen das Geld für gute Zwecke ein oder reinvestieren es in die Forschung. Es gibt auch Beispiele von Preisträgern, die sich schnelle Autos, Häuser oder andere Luxusartikel davon kauften. In vielen Fällen ist aber unbekannt, was die Preisträger mit dem Geld gemacht haben.

Gibt es Kritik an der Auswahl der Preisträger?

Jede Menge. Nils Hansson kritisiert, dass zu wenig Frauen Nobelpreise bekämen, bislang seien gerade mal fünf Prozent aller Nobelpreisträger Frauen gewesen. Zudem sei schwer messbar, wer in der Wissenschaft der oder die Beste sei. Was den Friedensnobelpreis betrifft, gelten längst nicht alle Gewinner als "moralisch sauber". 1991 bekam den Preis Aung San Suu Kyi als Oppositionspolitikerin in Myanmar. Heute ist sie de facto Regierungschefin, der Unterdrückung und Vertreibung der Rohingya-Minderheit vorgeworfen werden. Auch die Auszeichung von US-Präsident Barack Obama 2009 ist umstritten, weil er damals erst ein Jahr im Amt war und später für Drohnenangriffe mit zivilen Opfern verantwortlich war. Das Nobelkomitee wehrt sich gegen diese Vorwürfe, weil man Personen oder Organisationen auszeichne für das, was sie bis zur Preisvergabe geleistet hätten. Den Preis wegen späterer Vergehen zurückzunehmen, verstoße gegen die Statuten, heißt es.

Unsere Quellen:

  • Bundeszentrale für politische Bildung
  • ARD Alpha
  • Nordeutscher Rundfunk
  • Deutsche Presse Agentur

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