Eskalation bei Polizeikontrollen
Aktuelle Stunde. 10.08.2023. 42:35 Min.. UT. Verfügbar bis 10.08.2025. WDR. Von Cosima Gill.
Eskalation bei Polizeikontrollen – "Die Gefahr lauert wirklich bei jedem kleinsten Einsatz"
Stand: 10.08.2023, 19:12 Uhr
Einen Tag nach der Eskalation einer Fahrzeugkontrolle in Köln ist ein Polizist immer noch im Krankenhaus. Gewalt gegen die Polizei ist nicht selten - die Zahl der Fälle steigt seit Jahren.
Eine Fahrzeugkontrolle im Kölner Stadtteil Holweide vor einer Flüchtlingsunterkunft. Eigentlich nichts Besonderes. Doch das Ende dieses Einsatzes schockiert. Beide Polizisten wurden am Mittwochabend von den beiden jugendlichen Autoinsassen angegriffen und verletzt. Einer der Beamten liegt immer noch im Krankenhaus – mit einem Jochbeinbruch, einem Nasenbeinbruch, einer Fraktur der Augenhöhle und einer Schulterverletzung.
Die beiden Fahrzeuginsassen – ein 17-Jähriger und ein weiterer Teenager – sollen "sofort aggressiv" geworden sein, als die Einsatzkräfte das Auto wegen einer fehlenden TÜV-Plakette anhielten. So jedenfalls schildert es Max Wilmes, Pressesprecher der Kölner Polizei, am Tag danach gegenüber dem WDR.
Beide Jugendliche seien unmittelbar auf die Beamten losgegangen. Auch zwei unbeteiligte Frauen, darunter eine Schwangere, hätten sich eingemischt und die Angreifer unterstützt. Erst mit viel Hilfe von Kollegen sowie dem Einsatz von Pfefferspray und einem Taser kam die Lage unter Kontrolle, sagt die Polizei.
Das Ausmaß der Brutalität hat zugenommen
Dass ein Polizeieinsatz so zu Ende geht, ist nicht ungewöhnlich. Seit Jahren steigt die Gewalt gegenüber Polizisten im Einsatz. Ein Sprecher des NRW-Innenministeriums nennt gegenüber dem WDR Zahlen: 2018 wurden 15.739 Polizeivollzugsbeamte in NRW Opfer eines Widerstands oder tätlichen Angriffs. 2022 belief sich die Zahl der Betroffenen auf 17.778.
Nicht nur die Zahl der Angriffe auf Polizisten sei gestiegen, beklagt Michael Mertens, NRW-Chef der Gewerkschaft der Polizei gegenüber dem WDR. Zugenommen habe auch das Ausmaß der Brutalität. "Heutzutage lauert die Gefahr wirklich bei jedem kleinsten Einsatz, selbst bei einer Verkehrskontrolle", sagt Mertens.
Vorwürfe auch gegen die Polizei
So wie die Situation, die am Mittwoch eskalierte. Doch dieser Fall hat auch eine andere Seite. Einige Bewohner der Flüchtlingsunterkunft, vor der die Fahrzeugkontrolle stattfand, erheben im Gespräch mit dem WDR schwere Vorwürfe gegen die Polizei. Einer von ihnen berichtet, er habe "Geschrei" gehört und sei vor die Tür gerannt. Dort sei die Polizei gewesen. Und die Schwangere sowie eine ältere Frau hätten auf dem Boden gelegen. Die beiden Jugendlichen auch. Die Polizei habe mit Elektroschockern auf sie geschossen.
Die Polizei selbst verweist auf die laufenden Ermittlungen. Es gibt nicht nur Videoaufnahmen auf sichergestellte Handys, sondern auch von Bodycams, die eingeschaltet waren. "Der Vorfall kann lückenlos aufgeklärt werden", so Polizeisprecher Max Wilmes.