Erdüberlastungstag: Seit Donnerstag haben die Menschen alle Ressourcen für dieses Jahr aufgebraucht

Stand: 28.07.2022, 10:22 Uhr

Der Earth-Overshoot-Day markiert den Tag, an dem die Menschen die natürlichen Ressourcen für das aktuelle Jahr weltweit aufgebraucht haben. Seit Jahren wandert der Tag im Kalender immer weiter nach vorne.

Wälder, Wasser, Ackerland: Die Menschheit verbraucht jedes Jahr mehr natürliche Ressourcen, als die Erde erneuern kann. Ab dem sogenannten Erdüberlastungstag an diesem Donnerstag beanspruchen die Menschen mehr davon als ihnen für dieses Jahr eigentlich zur Verfügung stehen. Das ergaben Berechnungen des Global Footprint Networks mit Sitz in den USA und der Schweiz. Der Tag liegt damit früher als noch im vergangenen Jahr.

Einfach ausgedrückt bedeutet das, dass die Menschen ab heute die Natur so stark ausbeuten, dass sie sich bis zum Ende des Jahres nicht erholen kann. Seit 1971, als dieser Stichtag das erste Mal berechnet wurde, hat sich das Datum immer weiter nach vorne in Kalender geschoben.

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"Momentan verbraucht die Menschheit rechnerisch 1,75 Erden", sagt dazu Christoph Bals von der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch. "Die Konsequenzen dieser Übernutzung bürden wir insbesondere den Armen heute und den nachfolgenden Generationen auf – und das mit wachsender Intensität."

Umweltschützer sehen Unternehmen und Politik in der Verantwortung

Das Klima sei aus den Fugen, ergänzt Olaf Bandt, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND). "Wir müssen die dramatischen Auswirkungen der Klimakrise und des weltweiten Artensterbens unverzüglich begrenzen."

Die Organisationen sehen vor allem Unternehmen und Politik in der Verantwortung. "Die Bundesregierung muss klare gesetzliche Vorgaben in die Wege leiten, die den planetaren Grenzen Rechnung tragen: Für den Ressourcenschutz, die Energieeffizienz und den Bodenschutz", sagte Bandt. Germanwatch sieht Deutschland und die Europäische Union in der "besonderen Verantwortung", den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.

Band fordert, dass sich die Bundesregierung stärker in die Verhandlungen zum Klimapaket der EU einbringen soll. "Das Paket sollte beispielsweise sicherstellen, dass der Luftverkehr endlich Zertifikate im Emissionshandel für seine volle Klimawirkung kaufen muss." Deutschland hatte seine natürlichen Ressourcen für dieses Jahr bereits am 4. Mai aufgebraucht.

Umweltministerin: Lieferkettengesetz soll Umweltschutz miteinbeziehen

Gerade Industrieländer seien Teil des Problems, sagte Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD). Deutschland habe mit dem Lieferkettengesetz bereits einen wichtigen Schritt gemacht. Wichtig sei nun, auch auf europäischer Ebene beim Lieferkettengesetz Umweltschutz und Klima stärker miteinzubeziehen.

"Wir dürfen es uns in Europa nicht länger erlauben, mit unserem Konsum Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen in anderen Teilen der Welt zu importieren", sagte sie. "Darum brauchen wir ein starkes europäisches Lieferkettengesetz."

Corona-Pandemie bremst kurzfristig Ressourcenverbrauch

Der diesjährige Erdüberlastungstag liegt früher als noch im vergangenen Jahr. 1970 überstieg der Verbrauch nach Angaben von Germanwatch zum ersten Mal die vorhandenen Ressourcen, bis 2000 wanderte der Erdüberlastungstag bereits vom Dezember in den September. Seit 2018 fällt der Erdüberlastungstag auf Ende Juli - mit Ausnahme von 2020, als die Corona-Pandemie kurzzeitig für weniger Ressourcenverbrauch sorgte.

Einzeln betrachtet hatte Deutschland schon Anfang Mai den ihm zustehenden Vorrat an natürlichen Ressourcen für dieses Jahr aufgebraucht. Würden alle Länder so haushalten wie Deutschland, wären nicht nur 1,75, sondern rund drei Erden nötig.

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