Geht die türkische Megaparty weiter?
Aktuelle Stunde . 22.06.2024. 37:20 Min.. UT. Verfügbar bis 31.12.2024. WDR. Von Alexander Klein.
Zehntausende türkische Fans zum EM-Vorrundenspiel in Dortmund
Stand: 23.06.2024, 02:03 Uhr
Das EM-Gruppenspiel zwischen der Türkei und Portugal hat Fußballfans in Scharen nach Dortmund gelockt. Bei einem Fanmarsch der türkischen Fans waren laut Polizei bis zu 30.000 Menschen dabei.
In der Fanzone auf dem Dortmunder Friedensplatz war es am frühen Samstagabend fast so laut wie im Stadion. Rund 6.500 Fans haben auf großen Leinwänden das Spiel verfolgt. Fast alle von ihnen haben der Türkei die Daumen gedrückt, die Portugal-Fans waren klar in der Unterzahl.
Rui Pereira (rechts) aus Unna hat das Spiel mit seiner Familie auf dem Friedensplatz geguckt.
Rui Pereira aus Unna und seine Familie halten auf dem Platz die portugiesische Fahne hoch. Rui ist in Deutschland geboren, seine Eltern kommen aus Portugal. "Gefühlt trägt nur ein Prozent der Leute hier ein Portugal-Trikot. Bisher ist es trotzdem schön. Hauptsache, wir gewinnen", sagt Rui Pereira vor dem Anpfiff.
Türkische Fans erst euphorisch, dann enttäuscht
Kardelen aus Castrop-Rauxel war nach dem Eigentor der Türken besonders enttäuscht.
Zu dem Zeitpunkt waren auch die türkischen Fans noch euphorisch. Kardelen aus Castrop-Rauxel macht aber schon in der Halbzeit einen enttäuschten Eindruck: "Vor allem das Eigentor war schlimm. Wir hatten sogar versucht, Karten fürs Stadion zu bekommen, aber die waren einfach zu teuer."
Rund 30.000 türkische Fans, die wohl größtenteils Tickets bekommen hatten, waren schon vor dem Spiel zum Stadion marschiert. Mit Flaggen, Tröten und jeder Menge Pyrotechnik. Dabei hat die Polizei mehr als 60 Anzeigen aufgenommen.
Tausende Fans der türkischen Nationalmannschaft ziehen vor dem Spiel durch Dortmund.
Volle Straßen, rekordverdächtige Besucherzahl im Westfalenpark
Schon seit dem Vormittag waren die Straßen im Zentrum voller Fans. Das hat zu einem kleinen Verkehrschaos geführt, denn viele von ihnen waren mit dem Auto gekommen. Nicht nur die Straßen in der Innenstadt waren dicht, sondern auch die Zufahrtsstraßen verstopft. Auf den Zufahrten zu den Parkplätzen ging ebenfalls nichts mehr.
Sogar die Fanzone im Dortmunder Westfalenpark meldete am Samstagabend: Ausverkauft! Die Stadt Dortmund nannte am Abend eine beeindruckende Zahl. 43.000 Menschen haben das Spiel friedlich im Westfalenpark verfolgt. Rekordverdächtig für ein Public Viewing.
Trotz Niederlage: Türkische Fans beim Autokorso auf dem Wall
Auch beim Autokorso auf dem Dortmunder Wall waren die türkischen Fans trotz Niederlage in der Überzahl.
Obwohl ihre Mannschaft verloren hat, waren die türkischen Fans selbst beim Autokorso nach dem Spiel in der Mehrheit. Auf dem Dortmunder Wall veranstalteten sie zusammen mit einigen Portugiesen ein Hupkonzert und hielten Flaggen aus dem Auto. Der erste Eindruck: Verkehrschaos, aber alles friedlich.
Hauptbahnhof evakuiert - "kein freies Schließfach"
Chaos gab es zwischenzeitlich auch am Dortmunder Hauptbahnhof. Er wurde evakuiert, nachdem laut Bundespolizei eine Reisetasche im Regal eines Drogeriegeschäfts im Bahnhof gefunden worden war - weil der Besitzer aus Bayern kein freies Schließfach gefunden hat, wie die Polizei am Abend mitteilte.
Evakuierung des Dortmunder Bahnhofvorplatzes
Die Eingangshalle, einige Bahnsteige und der Bahnhofsvorplatz wurden daraufhin gesperrt. Entschärfer rückten an - und gaben Entwarnung. Der verdächtige Rucksack war ungefährlich. Die Polizei fand den Gesuchten zwischenzeitlich mithilfe der Videoauswertung in Stadionnähe. Die Rechnung für den 22-Jährigen folgt.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Beitrags war auf einem der Bilder eine Flagge mit den drei Halbmonden, das Zeichen der Ülkücü-Bewegung ("Graue Wölfe") zu sehen, die der Verfassungsschutz als rechtsextremistisch einstuft. User hatten uns darauf aufmerksam gemacht. Wir haben das Bild geändert.
Über dieses Thema haben wir im WDR am 22.06.2024 auch im Fernsehen berichtet: Aktuelle Stunde, 18.45 Uhr und im Radio bei WDR aktuell.
Unsere Quellen:
- Stadt Dortmund
- Polizei Dortmund
- Bundespolizei
- WDR-Reporter vor Ort