Sexualisierte Gewalt in Sportvereinen: Was Eltern tun können

Stand: 27.09.2022, 18:04 Uhr

Eine neue Studie zeigt, wie verbreitet sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen auch im Breitensport ist. Wie Eltern damit umgehen können und wie Vereine in NRW aufgestellt sind.

Von Peter Hild

In vielen Vereinen halten Ehrenamtliche den Betrieb am Laufen. Viele Eltern, die ihnen ihre Kinder anvertrauen, haben zu ihnen ein großes Vertrauensverhältnis, gerade im ländlichen Raum kennt man sich oft auch persönlich.

Das kann in manchen Fällen aber auch problematisch sein, meint Studienleiterin Bettina Rulofs von der Deutschen Sporthochschule in Köln: "Diese Ehrenamtlichen werden mitunter sehr stark idealisiert. Und wenn dann einer dieser Ehrenamtlichen Gewalt gegen Kinder ausübt, dann wird das oftmals übersehen, bagatellisiert."

Vereine auf Präventionsarbeit ansprechen

Für Eltern geht es darum, sich zu interessieren für die Prävention gegen sexualisierte Gewalt, ohne Vereinsmitarbeitende unter Generalverdacht zu stellen. Sie sollten Vereine direkt auf das Thema ansprechen, rät Philipp Büscher vom Kölner Verein Zartbitter, einer Informationsstelle gegen sexuellen Missbrauch an Jungen und Mädchen.

Eltern können sich etwa erkundigen, wie die Präventionsarbeit im Verein aussieht, wie die Mitarbeitenden dazu geschult werden, ob es konkrete Ansprechpartner gibt, wenn sich Kinder beschweren wollen, so Büscher.

Signale der Kinder sehr individuell

Bei dem eigenen Kind Signale zu erkennen, wenn es möglicherweise Opfer sexueller Gewalt geworden, sei oft nicht leicht, betont Büscher. Wenn Kinder sich unerwartet schlecht fühlen, sich weigern, an bestimmte Orte zu gehen, sich zurückziehen, können das Anzeichen sein. Wichtig sei es vor allem, den Kindern zuzuhören und sie ernst zu nehmen.

Immer mehr Eltern holten sich in solchen Fällen mittlerweile auch Unterstützung von Fachleuten in Beratungsstellen – eine Entwicklung, die Philipp Büscher vom Verein Zartbitter sehr begrüßt.

Mehr Offenheit bei Vereinen

Aber auch auf Seiten der Vereine gibt es in NRW offenbar inzwischen mehr Offenheit für das Thema. Viele lassen sich inzwischen zu Präventionskonzepten schulen.

Einer, der das Thema in die Vereine hineinträgt, ist Thomas Lammers, Regionalkoordinator für die Prävention vor sexualisierter Gewalt beim Stadtsportbund Münster: "Es kommen immer mehr Vereine zu uns, die sagen: Wir haben gar keinen Auslöser, der Auslöser ist einfach nur die Öffentlichkeit, wir möchten uns ein Schutzkonzept erarbeiten, wir möchten für den Fall der Fälle handlungssicher sein."

Präventionsfortschritte in NRW

Auch in anderen Städten wie etwa in Düsseldorf arbeiten der Stadtsportbund, der örtliche Kinderschutzbund und große Vereine wie die Fortuna in der Präventionsarbeit zusammen. Sie haben das Projekt KidsCare entwickelt, das vor allem kleineren Sportvereinen helfen soll, Schutzkonzepte für Kinder und Jugendliche zu erarbeiten.

Seit einigen Jahren gibt es vom Landessportbund NRW zusammen mit der Landesregierung einen so genannten Elternkompass - eine Informationsbroschüre mit einer Checkliste für Eltern, Erläuterungen und Ansprechstellen rund um den Kinder- und Jugendschutz im Sport.