Fipronil: Eierskandal weitet sich aus

Aktuelle Stunde 07.08.2017 02:30 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR

Massenhaft Fipronil-Eier in NRW

Stand: 04.08.2017, 20:09 Uhr

  • NRW-Landwirtschaftsministerin fordert Strafen für niederländische Behörden.
  • Zehn Millionen giftbelastete Eier in Deutschland verkauft?
  • Aldi nimmt Eier ganz aus dem Handel.

Im Skandal um giftbelastete Eier erhebt NRW-Landwirtschaftsministerin Christina Schulze Föcking (CDU) nun Vorwürfe gegen die niederländischen und belgischen Behörden. Das bestehende System zu Schnellwarnmeldungen der EU werde von einzelnen EU-Mitgliedern unterschiedlich ausgelegt. Die Kommunikation mit den Niederländern sei "diplomatisch ausgedrückt, sehr zäh. Hier muss die EU-Kommission eingreifen und auch mit Strafen drohen", sagte sie am Freitag (04.08.2017).

Bundesweit mehr als zehn Millionen Eier verkauft?

Der niedersächsische Agrarminister Christian Meyer (Grüne) geht mittlerweile statt von drei von rund zehn Millionen belasteten Eiern aus, die bundesweit verkauft wurden. Zwar gebe es noch keine Hinweise, dass von Hühnerfleisch ebenfalls eine Gesundheitsgefahr ausgehe, aber auch das werde jetzt untersucht, sagte Meyer im ZDF.

Aldi nimmt Eier aus dem Verkauf

Am Freitagmorgen gaben Aldi Süd und Aldi Nord bekannt, deutschlandweit sämtliche Eier aus dem Verkauf zu nehmen. Es handele sich um eine "reine Vorsichtsmaßnahme", weiterhin könne nicht von einer gesundheitlichen Beeinträchtigung ausgegangen werden. Es könne nun aber Engpässe im Eierangebot geben. Am Freitagabend wurden außerdem erstmals verarbeitete Produkte zurückgerufen: Das Unternehmen Neue Mayo Feinkost aus Lübeck rief sechs Salatprodukte zurück, für die Fipronil-Eier verarbeitet worden sein sollen - NRW war von der Rückrufaktion aber nicht betroffen.

Am Mittwoch (02.08.2017) hatte bereits der Rewe-Konzern erklärt, vorerst keine Eier aus den Niederlanden in den Rewe- und Penny-Märkten mehr zu verkaufen. Auch Lidl hat sämtliche Eier von Höfen, auf denen das mit Fipronil belastete Reinigungsmittel DEGA 16 eingesetzt wurde, "unverzüglich aus dem Verkauf genommen".

Warenströme auf dem Prüfstand

Währenddessen betonte Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU), dass belastete Eier wahrscheinlich in zwölf Bundesländern verkauft wurden. Eine "Schlüsselrolle" nähmen dabei Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen ein, wo die in Deutschland mit dem Insektizid belasteten Eier ihren Ursprung hätten oder in Verkehr gebracht worden seien. Die Warenströme würden derzeit "mit Hochdruck" untersucht.

Belastete Eier in 28 Betrieben entdeckt

Bislang sind in den Niederlanden in 28 Betrieben mit Fipronil belastete Eier entdeckt worden. Insgesamt 180 Betriebe wurden in den Niederlanden gesperrt, bis die Testergebnisse vorliegen. Inzwischen ist die Zahl der gesperrten Betriebe auf 138 gesunken. Sie alle hatten ihre Ställe mit einem Anti-Läusemittel gereinigt, dem das für Nahrungsmittel verbotene Insektizid beigemischt war.

Verbraucher sollten beim Eier-Kauf auf den Stempel achten

Viele der Eier sind auch nach NRW geliefert worden. Verbraucher sollten beim Kauf auf den Stempel achten. Die betroffenen Eier tragen den Aufdruck 0-NL 4392501, 0-NL 4385501, 1-NL 4128604 oder 1-NL 4286001. Die Legedaten liegen im Zeitraum vom 09. bis 21. Juli 2017. Auch Eier mit den Stempeln 2-NL-4322402, 1-NL-4322401, 0-NL-4170101, 1-NL-4339301, 1-NL-4385701 und 1-NL-4331901 sind laut NRW-Landwirtschaftministerium belastet und sollten nicht verzehrt werden. Am Donnerstag aktualisierte das Bundesamt für Verbraucherschutz seine Warnungen mit den deutschen Chargennummern 1-DE-0357731, 1-DE-0358001 und 0-DE-0360521 - es handelt sich um einen niedersächsischen Betrieb, die Eier wurden wohl nicht nach NRW ausgeliefert.

Nach NRW wurden laut Ministerium etwa 2,9 Millionen Eier aus den betroffenen Beständen geliefert, davon sollen etwa 875.000 in den Handel gelangt sein. Fipronil kann in hoher Dosis Schäden an Leber, Schilddrüse oder Niere verursachen.