Schon als Jugendlicher war Dominik Pinsdorf ehrenamtlich tätig und half in einem Tierheim aus. Inzwischen ist er schon mehreren Ehrenämtern nachgegangen und engagiert sich weiterhin neben seinem Vollzeitjob. "In meinem Elternhaus wurde immer gezeigt, dass man sich einsetzen soll, wenn man etwas bewegen möchte", erinnert sich der 30-Jährige. Daran hält er sich bis heute.
So hat Pinsdorf zahlreiche Projekte für junge Menschen initiiert und während der Coronazeit in seiner Heimatstadt Bornheim das "Seniorentelefon mit Herz" gegründet, das ältere Menschen vor Vereinsamung schützen sollte. Am Montag wird er von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet - zusammen mit 18 anderen Bürgerinnen und Bürgern zum Tag des Ehrenamtes am Dienstag.
Doch was treibt ihn an, sich so sehr für andere zu engagieren? "Es gibt eine innere Befriedigung, dass man nicht nur zuhause rumsitzt und seine Serien guckt, sondern ich gehe raus zu den Menschen, mache etwas gemeinsam mit ihnen und versuche, unser Umfeld zu verbessern", sagt Pinsdorf.
Millionen Ehrenamtliche in NRW
Auch die Freiwillige Feuerwehr ist ein Ehrenamt
So geht es vielen Menschen im Land. Egal ob bei der Freiwilligen Feuerwehr, im Sportverein oder bei der Unterbringung von Geflüchteten - Ehrenamtliche übernehmen in vielen Bereichen Aufgaben, für die es sonst niemanden gäbe oder hauptamtlich Beschäftigte nötig wären. Laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage von Anfang 2022 im Auftrag von Westlotto sind 50 von 100 Einwohnern ehrenamtlich tätig. In Südwestfalen liegt die Quote sogar bei 61 Prozent.
Allein der wirtschaftliche Nutzen ist immens. Würden alle Ehrenamtlichen für ihre durchschnittlich mehr als 200 Stunden Engagement im Jahr den Mindestlohn erhalten, entstünden allein in NRW Kosten in Höhe von rund 20 Milliarden Euro. Tatsächlich sind die Kosten des Ehrenamts wesentlich geringer. Maximal 840 Euro im Jahr sind steuerfrei. Trainerinnen und Trainer im Sportverein können etwas mehr verdienen.
Hinzu kommen die mittel- bis langfristigen Effekte. Ein Beispiel: Wenn sich die etwa mehr als fünf Millionen Mitglieder in den Sportvereinen im Land regelmäßig fit halten, führt das auf lange Sicht zu Entlastungen im Gesundheitssystem.
Auch Jüngere engagieren sich
Die Vorteile liegen also auf der Hand. Doch wie sieht es mit dem Nachwuchs aus? Haben auch junge Leute Lust, sich freiwillig zu engagieren? Christiane Mooren sagt ja. Sie leitet hauptberuflich die Wuppertaler Freiwilligenagentur. Allein in diesem Jahr wurden 400 Freiwillige beraten und in die richtigen Projekte vermittelt - deutlich mehr als in den Jahren zuvor. Zwar sei die überwiegende Mehrheit schon im Ruhestand. Aber das ändere sich. "Ich kann freudig erklären, dass wir in diesem Jahr mehr junge Menschen haben. Fast so viele wie 60- bis 69-Jährige haben wir auch in der Altersklasse zwischen 20 und 29 Jahren", sagt Mooren.
Auffällig sei, dass sich die Herangehensweise ändere. So würden sich vor allem junge Leute nur selten langfristig binden. Neben Studium, Beruf und Familie seien sie eher für kurzfristige, konkrete Hilfen ansprechbar. Die Krisen der vergangenen Jahre hätten die Bereitschaft zum Helfen auf jeden Fall spürbar gesteigert.
Wunsch nach mehr Anerkennung
Ehrenämtler Pinsdorf sieht aber auch noch Verbesserungsbedarf. "Ich wünsche mir, dass das Ehrenamt mehr Beachtung findet in der Gesellschaft und nicht als selbstverständlich angesehen wird." So brauche es auf Seiten der Arbeitgeber mehr Verständnis und Rückhalt, wenn jemand wegen eines Ehrenamtes mehr Flexibilität benötige. Auch über Vorteile in der Rentenkasse soll nachgedacht werden. "Wir müssen das Ehrenamt neu denken, um es attraktiver zu machen."
Unsere Quellen:
- WDR-Interviews
- Forsa-Umfrage