Ein Mädchen schaut schockiert auf ihr Smartphone, während sie im Hintergrund ausgelacht wird.

Social Media: Frankreich führt "Alarmknopf" für Mobbing-Opfer ein

Stand: 10.11.2023, 12:25 Uhr

Instagram, Facebook und Tiktok bieten in Frankreich einen "Alarmknopf" für Mobbing-Opfer an. Kinder und Jugendliche können sich so direkt mit einer Beratungsstelle verbinden lassen.

"Mobbing ist ein Plage, die vielen Schülern das Leben vermiest", erklärte die französische Premierministerin Elisabeth Borne am Donnerstag beim Besuch einer Schule in Paris. Die Gesellschaft müsse sich intensiver mit dem Thema befassen, forderte Borne. "Es gibt noch immer zu viele Erwachsene, denen das Ausmaß und die Wirkung von Mobbing nicht bewusst sind." Sie traf in der Schule mehrere Kinder, die von ihren persönlichen Mobbing-Erfahrungen berichteten.

Jeder, der den neuen "Sicherheitsknopf" anklickt, wird an eine nationale Hotline weitergeleitet, bei der Psychologen und Juristen die Opfer von Anfeindungen und Diskriminierungen im Internet beraten. Der Beratungsdienst ist täglich von morgens bis in den späten Abend erreichbar.

Auch Kurse für Jugendliche geplant

Die französische Regierung hatte schon zu Beginn des Schuljahres angekündigt, entschlossener gegen Mobbing an Schulen vorzugehen. So soll Schülerinnen und Schülern, die andere schikanieren, künftig der Zugang zu Online-Netzwerken gesperrt werden. Bildungsminister Gabriel Attal will zudem vom kommenden Jahr an sogenannte Empathiekurse nach dänischem Vorbild einführen. In diesen Kursen sollen Kinder und Jugendliche für das Thema Mobbing sensibilisiert werden.

Hier können sich Betroffene beraten lassen

Über Juuuport können sich betroffene Jugendliche von anderen Jugendlichen beraten lassen - auch anonym. Die "Nummer gegen Kummer" bietet ebenfalls Hilfe unter 116 111. Auch der Weiße Ring bietet Beratungen via Telefon und E-Mail an.

Auch die "Erste Hilfe"-App von klicksafe kann Jugendlichen helfen, sich gegen Cybermobbing zur Wehr zu setzen. In Videotutorial werden hier Tipps gegeben, wie man reagieren sollte.

Mobbing im Netz ist ein Massenphänomen

In Frankreich ist schätzungsweise ein Zehntel der Schülerinnen und Schüler von Mobbing betroffen. Mehrere Suizide von Jugendlichen, die zuvor über Schikanen im Netz geklagt hatten, lösten eine landesweite Debatte zum Thema aus.

Auch in Deutschland ist Cybermobbing unter Kindern und Jugendlichen ein echtes Problem. Mehr als 1,8 Millionen der Schülerinnen und Schüler (16,7 Prozent) waren bereits betroffen, wie aus einer Studie der Techniker Krankenkasse und des Bündnisses gegen Cybermobbing hervorgeht, die Ende 2022 veröffentlicht wurde.

Kinderhilfswerk: Qualität der Beratung ist zentral

Die Idee sei prinzipiell gut, sagte Martin Fischer vom Deutschem Kinderhilfswerk dem WDR am Freitag. "Die Beratung muss allerdings altersgerecht aufbereitet sein. Und an der Hotline müssen Personen sitzen, die auch ein Verständnis von den Lebenswelten der Kinder haben." Nur mit einem Alarmknopf sei es nicht getan, die Qualität der Beratung müsse auch stimmen.

Haben Sie Suizidgedanken? Hier gibt es Hilfe

Wer sich mit Suizidgedanken trägt, empfindet seine persönliche Lebenssituation als ausweglos. Doch es gibt eine Fülle an Angeboten zur Hilfe und Selbsthilfe, auch anonym.

Telefonseelsorge

Die Telefonseelsorge ist unter den Rufnummern 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222 sowie 116 123 rund um die Uhr erreichbar. Sie berät kostenfrei und in jeder Hinsicht anonym. Der Anruf hier findet sich weder auf Ihrer Telefonrechnung noch im Einzelverbindungsnachweis wieder.

Menschen muslimischen Glaubens können sich an das muslimische Seelsorgetelefon wenden. Es ist ebenfalls kostenfrei und anonym 24 Stunden am Tag unter der Rufnummer 030/44 35 09 821 zu erreichen.

Chat der Telefonseelsorge

Die Telefonseelsorge bietet Betroffenen auch die Möglichkeit an, sich Hilfe per Chat zu holen. Dazu meldet man sich auf deren Webseite an.

E-Mail-Beratung der Telefonseelsorge

Menschen mit Suizidgedanken können sich auch an die E-Mail-Beratung der Telefonseelsorge wenden. Der E-Mail-Verkehr läuft über die Webseite der Telefonseelsorge und ist deshalb nicht in Ihren digitalen Postfächern zu finden.

Anlaufstellen für Opfer von häuslicher Gewalt

Das Hilfetelefon ist anonym, kostenfrei und rund um die Uhr unter 08000 116 016 erreichbar.

Der Weiße Ring bietet ebenfalls einen anonymen Telefondienst unter 116 006 sowie eine Online-Beratung.

Überblick auf Hilfsangebote

Darüber hinaus hat die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) zahlreiche Informationen zu Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und sozialpsychiatrischen Diensten aufgelistet, an die sich Suizidgefährdete und Angehörige wenden können, um Hilfe zu erhalten. Entsprechende Informationen finden Sie unter nachfolgendem Link.

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