Corona bei privaten Feiern: Müssen wir damit leben?

Stand: 01.09.2020, 14:35 Uhr

Schon wieder ein Corona-Ausbruch bei einer Hochzeitsfeier, diesmal in Frechen - solche Ereignisse werden wohl erst einmal zu unserem Alltag gehören.

"Die Situation ist entspannt", sagte NRW-Gesundheitsminister Laumann (CDU) noch am Montag. In keiner Kommune seien die Infektionszahlen des Coronavirus im kritischen Bereich. Trotzdem kommt es immer wieder zu kleineren Ausbrüchen, jetzt etwa auf einer Hochzeit im Rhein-Erft-Kreis. Mindestens 23 Infizierte, weitere Tests stehen noch aus - wird das Risiko durch private Feiern unterschätzt?

Laschet will keine strengeren Regeln

Aktuell dürfen in NRW zu besonderen Anlässen 150 Menschen zusammenkommen - etwa zu Hochzeiten oder runden Geburtstagen. Dabei gelten weder Abstandsgebot noch Maskenpflicht, das Virus kann sich also leicht ausbreiten.

Noch in der vergangenen Woche diskutierten deshalb die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten über einheitliche und strengere Vorschriften für private Feiern. Im Gespräch war sogar eine Obergrenze von 25 Gästen - doch beschlossen wurde nichts. NRW-Regierungschef Laschet (CDU) sagte, man müsse respektieren, wie wichtig solche Feiern für viele Familien seien.

Feiern offenbar kein großer Infektionsherd

Tatsächlich lässt sich nicht sicher sagen, welche Rolle Familienfeiern in der Pandemie spielen. Infektionen bei Hochzeiten und Co. werden in der Statistik bisher nicht separat erfasst. Die Gesundheitsämter schätzten aber Anfang August, dass private Feiern für rund sechs Prozent des Infektionsgeschehens verantwortlich sind.

Auf WDR-Anfrage schreibt auch das NRW-Gesundheitsministerium: "Den in der Öffentlichkeit teilweise aufkommenden subjektiven Eindruck, dass hier ein großer Treiber des Infektionsgeschehens läge, können weder die Gesundheitsämter noch das Landeszentrum Gesundheit bestätigen".

Das Virus gehört zum Alltag

Außerdem ließen sich die Infektionsketten nach einer Feier recht gut nachvollziehen. Statt einiger verstreuter Corona-Fälle treten viele gleichzeitig und am selben Ort auf. Das bestätigt auch WDR-Wissenschaftsredakteurin Ruth Schulz, doch sie warnt: "Dann kann eine Kommune schnell über die kritische Grenze von Neuinfektionen rutschen und die Menschen müssen mit mehr Einschränkungen rechnen".

Die Landesregierung ist sich dessen bewusst. Doch kleinere Ausbrüche wie der aktuelle in Frechen sind offenbar Teil des Konzepts. Private Feiern seien den Menschen oft sehr wichtig, das Risiko beherrschbar, schreibt das Gesundheitsministerium. So müssten wir versuchen, auf Dauer mit dem Virus zu leben.