Impfstoff bleibt liegen: Hunderttausende Dosen in NRW nicht verimpft

Stand: 22.03.2021, 18:47 Uhr

Fast 900.000 Impfdosen warten in NRW auf ihre Verwendung. Gleichzeitig gibt es in einzelnen Impfzentren wie in Köln nicht genug Impfstoff.

Von Jörg Sauerwein

Rund 3,1 Millionen Impfdosen hat Nordrhein-Westfalen bisher geliefert bekommen. Verabreicht wurden davon aktuell aber erst 2,2 Millionen. Das lässt sich auf einer Webseite des Bundesgesundheitsministeriums (Impfdashboard.de, Stand 22.03., 11:15 Uhr) ablesen.

"Mich würde sehr interessieren, wo diese 900.000 Dosen sind", ärgert sich der leitende Kölner Impfarzt Jürgen Zastrow. "Die Kölner Kühlschränke sind auf jeden Fall leer."

Impfzentren könnten mehr impfen

In Köln könne man mehrere tausend Impfdosen mehr sehr gut gebrauchen, sagt Zastrow. Derzeit sei man "verzweifelt bemüht", die bereits vergebenen Termine halten zu können, weil vom Impfstoff von AstraZeneca weniger geliefert werde als geplant.

Das NRW-Gesundheitsministerium betont in einer schriftlichen Mitteilung allerdings, es würden keine Impfdosen grundlos "auf Halde behalten".

Impflogistik ist "dynamischer Prozess“

"Tagtäglich werden Impfdosen im Land verteilt", heißt es aus Düsseldorf. Da aber Impfdosen für bereits vereinbarte Termine zur Verfügung stehen müssten, komme es immer wieder vor, dass eine bestimmte Menge an Impfdosen im Landeslager verbleibe, bis diese abgerufen werde. Das NRW-Gesundheitsministerium selbst gibt die Gesamtzahl der aktuell vorrätigen Impfdosen mit 661.450 an.

NRW gehört zu Schlusslichtern beim Impfen

Der Westen liegt bei der Umsetzung der Impfungen im Bundesvergleich weit hinten. Alle Bundesländer haben aktuell im Verhältnis zur Bevölkerungszahl etwa gleich viel Impfstoff bekommen. Laut Impfdashboard.de sind in NRW auf 100 Einwohner rechnerisch allerdings erst 12,2 Impfdosen verabreicht worden. In Thüringen sind es 14,9 Impfdosen auf 100 Einwohner.

Im Ländervergleich liegt NRW aktuell auf dem vorletzten Platz der insgesamt 16 Bundesländer. Nur in Mecklenburg-Vorpommern wurden bisher noch weniger Impfdosen verabreicht (11,9 auf 100 Einwohner).