Start von Cell Broadcast: Was die Handy-Warnung kann - und was dann zu tun ist

Stand: 23.02.2023, 13:17 Uhr

Das Warnsystem Cell Broadcast steht seit heute bundesweit zur Verfügung. Ab sofort werden damit Smartphone-Nutzer bei Katastrophen informiert. Das müssen Sie darüber wissen.

Es ist ein schriller Ton, der Leben retten könnte: Das Warnsystem Cell Broadcast steht seit Donnerstag nach Auskunft der Handynetzbetreiber Vodafone, Telekom und Telefónica (O2) bundesweit zur Verfügung. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) teilte mit, es sei "ein weiterer wichtiger Schritt zur Stärkung des Bevölkerungsschutzes erreicht".

Anlass für die Einführung von Cell Broadcast in Deutschland war die Unwetterkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz im Sommer 2021 mit mehr als 180 Toten. In anderen EU-Staaten wird das System längst genutzt. In Deutschland werden die Warnmeldungen von den für Katastrophenfälle zuständigen Landesbehörden ausgelöst.

Was kann das neue Warnsystem?

Bei dem System werden Töne und Textnachrichten wie Rundfunksignale an alle kompatiblen Geräte geschickt, die in einer Funkzelle eingebucht sind - daher der Name Cell Broadcast. Gewarnt wird zum Beispiel vor einem Großbrand oder vor Hochwasser. Es ist eine Ergänzung anderer Warnkanäle wie Radiodurchsagen oder Sirenen an Gebäuden. Bei Cell Broadcast muss keine App installiert werden, wie das bei den Warnsystemen NINA und KATWARN notwendig ist.

Hilfreich an Cell Broadcast ist, dass ein Handy auch dann laut schrillt, wenn es auf stumm geschaltet ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand den Hinweis auf drohendes Unheil einfach nicht mitbekommt, wird dadurch wesentlich verringert.

Ist das Handy hingegen im Flugmodus - etwa wenn jemand schläft und nicht gestört werden will -, so bleibt es stumm und bekommt auch keine Nachricht, da es in dieser Zeit nicht im Netz ist. Besser wäre hier die Nutzung des Schlafmodus, bei dem Anrufe und Chatnachrichten blockiert werden, das Handy aber mit dem Netz verbunden ist und dadurch für Cell Broadcast erreichbar ist.

Wie sind die Tests gelaufen?

Die Netzbetreiber waren verpflichtet, das Warnsystem bis zum 23. Februar überall in Deutschland zur Verfügung stellen - diese Frist haben sie nach eigenen Angaben eingehalten. Bei einem bundesweiten Warntag Anfang Dezember wurde das System erprobt. Die beteiligten Telekommunikationsfirmen bewerteten den Test als insgesamt erfolgreich.

In diesem Jahr führten die Netzbetreiber weitere Tests durch. Am Rosenmontag hat zum Beispiel die Telekom in den Karnevalshochburgen an Rhein und Ruhr um 15.15 Uhr - also mitten im närrischen Treiben - eine Test-Warnmeldung über Cell Broadcast geschickt. Dem WDR sagte ein Konzernsprecher, der Test habe der Last-Erprobung gedient, da sich durch diverse Karnevalsveranstaltungen lokal mehr Menschen in einigen Mobilfunkzellen aufgehalten haben als üblich.

Es seien Ergebnisse gesammelt und Optimierungen vorgenommen worden, so die Telekom. Außerdem hat Vodafone die Gerätehersteller aufgefordert, das Speichern und erneute Anzeigen von Warnmeldungen zu verbessern. Bei dem Warntag im Dezember hatten einige Verbraucher die Nachricht zunächst weggeklickt und fanden sie später, als sie sie lesen wollten, nur schwer wieder. Die Hersteller hätten zugesichert, dies durch Anpassungen im Menü zu verbessern, hieß es von Vodafone.

Erhalten wirklich alle Handy-Besitzer die Warnungen?

Nein, es werden längst nicht alle Handys, die in einer Funkzelle eingebucht sind, erreicht. Ältere Modelle bleiben außen vor, nur Smartphones sind gemeint. Und auch die nur, wenn sie neue Software-Updates haben. Es ist deshalb wichtig, die jeweils neueste Version des Betriebssystems des Handys zu installieren.

Nach Angaben von Vodafone sind rund drei Viertel der Mobilfunkgeräte in der Lage, Cell Broadcast zu empfangen. Im Umkehrschluss heißt das: Ein Viertel fällt durchs Raster. Hinzu kommt der Umstand, dass schätzungsweise vier Prozent der Menschen in Deutschland kein Mobilfunkgerät haben.

Was muss ich bei einem Alarm tun?

Neben dem lauten Warnton werden bei einem Alarm auch Textnachrichten übermittelt. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) rät auf seiner Homepage, den "kurzen Handlungsempfehlungen" zu folgen. Allerdings weist das BBK auf eine Einschränkung hin: "Auf Grund der begrenzten Zeichenzahl von maximal 500 Zeichen bei Warnmeldungen über Cell Broadcast können nur begrenzte Informationen übermittelt werden."

Deshalb sei in den Cell-Broadcast-Meldungen jeweils ein Link zum Bundeswarnportal warnung.bund.de enthalten, sagte eine BBK-Sprecherin dem WDR am Donnerstag. "Dort finden sich ausführliche Hinweise, was in der aktuellen Situation zu tun ist."

Das Bundesamt warne zusätzlich auch über die sozialen Netzwerke wie Twitter und Facebook. Außerdem würden andere Warnkanäle wie Radio, Fernsehen oder die Warn-App NINA genutzt, um möglichst viele Menschen zu erreichen. "Die Informationen werden regelmäßig aktualisiert", sagte die BBK-Sprecherin. Wichtig zu wissen sei dabei auch: "Über Cell Broadcast wird keine Entwarnung versendet." Das erfolge auf den anderen genannten Wegen.