Blutspende in Thüringen

Blutspenden: Was Gen Z und Co von Babyboomern lernen können

Stand: 18.08.2024, 17:07 Uhr

15.000 Blutspenden werden täglich benötigt. Reserven gibt es aktuell kaum - zudem scheint Blutspenden ein Generationenproblem zu haben.

Arm hinhalten - ein kleiner Pieks, ungefähr zehn Minuten abwarten, danach nochmal zehn Minuten vor Ort ruhen, fertig. Im Idealfall läuft eine Blutspende (circa 500 Milliliter Blut) genau so ab. Trotzdem spenden in Deutschland zu wenige Menschen Blut - aktuell gibt es deshalb ein Problem: Die Reserven werden knapp, sagt das DRK.

Besonders kritisch ist die Situation nach Informationen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Niedersachsen. "In einigen Fällen mussten planbare Operationen bereits verschoben werden", sagt ein DRK-Sprecher.

Das Generationenproblem

Warum ist es so, dass gerade jetzt das Blut knapp wird? Das DRK nennt Feier- und Brückentage, die Fußball-EM und die Urlaubszeit als Gründe, warum zuletzt weniger Leute spendeten. Zudem scheint Blutspenden ein grundsätzliches Problem zu haben, ein Generationenproblem: Während die Babyboomer bereitwillig ihre Arme hergeben, machen das Generationen, wie etwa die Gen Z, Generation Y (Millennials) und die Generation X nicht so häufig.

"Die Babyboomer bilden das Fundament der Blutspender"

Das Blutspendeverhalten hänge stark mit dem Alter zusammen, schreibt das DRK auf seiner Website. "Während jüngere Menschen die Blutspendetermine seltener besuchen, kommen ältere sehr viel häufiger und vor allem regelmäßiger zur Blutspende."

Patric Nohe vom DRK Blutspendedienst wird noch konkreter. Er sagt: "Das Fundament der Blutspender in Deutschland bilden aktuell die Babyboomer." Die Babyboomer sind derzeit zwischen 56 und 67 Jahren alt. Ihr Jahrgang ist besonders geburtenstark. Gibt es deshalb so viele Babyboomer unter den Blutspendern? Die Antwort ist nein.

Rechnet man Gen Z, Generation Y und Generation X zusammen, bilden sie die Mehrheit in der Gesellschaft. In NRW etwa waren das laut IT.NRW Ende 2023 fast 8,8 Millionen Menschen. Der Generation der Babyboomer lassen sich zu diesem Zeitpunkt etwa vier Millionen Personen zurechnen.

"Viele Babyboomer spendeten schon mit 30 regelmäßig"

Spenden Babyboomer mehr Blut, weil sie vielleicht selbst in den nächsten Jahren auf Blutkonserven angewiesen sein könnten? Nein, sagt Stephan David Küpper, Sprecher des DRK-Blutspendedienstes West. Er beschäftigt sich viel mit der Generationenfrage und erklärt: "Die Babyboomer tragen die Blutspende seit Jahrzehnten. Viele von ihnen spendeten auch schon mit 30 regelmäßig Blut." Jetzt aber kämen sie in ein Alter, in dem viele nicht mehr spenden könnten, weil sie erkrankt sind oder sie Medikamente einnehmen, sagt Küpper.

Es ist an der Zeit, dass bei der Blutspende jüngere Menschen aus anderen Generationen nachrücken müssten. Die kämen zwar auch, aber zu selten, zu unregelmäßig. Das sei der Unterschied zu den Boomern.

Engagieren ja, aber nicht dauerhaft

Infusionsbeutel mit Blut.

Wie in anderen Bereichen der Gesellschafft seien viele Jüngere zwar durchaus bereit, Blut zu spenden, sich zu engagieren, etwas zu tun - aber sie wollten sich nicht dauerhaft verpflichten. Das ist ein Problem, das nicht nur die Blutspende hat. Das Ehrenamt in Deutschland leidet auch darunter. Viele Vereine oder auch Organisationen wie die Freiwillige Feuerwehr spüren das. Auch sie werben wie das DRK mit Kampagnen für einen Generationenwechsel.

Wie gewinnt man junge Menschen? Küpper sagt, viele würden sich erst mal fragen: "Was bringt mir das?" Eine Blutspende sei da auf den ersten Blick nicht so attraktiv. "Wir nehmen ein wertvolles Gut: Zeit. Eine Blutspende dauert im Schnitt etwa eine bis anderthalb Stunden. Und dann gehen wir auch noch mit der Nadel in die Vene und nehmen Blut ab."

Gratis-Gesundheitscheck und Leben retten

Und trotzdem bringt eine Blutspende auch etwas für den Spender: Eine Blutspende ist auch ein Gesundheitscheck, wirbt das DRK. Gespendetes Blut werde zum Beispiel auf Infektionskrankheiten wie Hepatitis A, B, C & E, HIV, Syphilis und das Parvovirus B19 getestet, der Spender über die Ergebnisse informiert. Außerdem hilft Blutspenden anderen: "Da die drei Blutbeutel bei unterschiedlichen Patienten eingesetzt werden können, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Du mit einer Spende zur Rettung von drei Leben beitragen kannst, sehr hoch", schreibt das DRK auf seiner Website. 

Wer darf Blut spenden?

Seit der Änderung des Transfusionsgesetzes 2023 dürfen übrigens mehr Menschen Blut spenden. Die sexuelle Orientierung und die Geschlechtsidentität entscheiden nicht mehr darüber, ob eine Spende abgelehnt wird. Für die Risikobewertung darf nur noch das Sexualverhalten eine Rolle spielen. Grundsätzlich ist Blutspenden ab 18 Jahren möglich. Nach oben gibt es keine Altersgrenze mehr. Männer dürfen bis zu sechsmal pro Jahr Blut spenden, Frauen viermal.

Wer es genau wissen möchte, ob er Blut spenden darf, kann das vorab online überprüfen:

Weitere Fragen zur Blutspende beantwortet das DRK hier:

"Wer jetzt in Not gerät, bekommt auch noch eine Blutkonserve"

Für alle, die sich jetzt wegen der aktuelle Situationen vielleicht Sorgen machen: Auch wenn das Blut "wirklich knapp" sei, "wir haben keinen bundesweiten Notstand mit Blutpräparaten", erklärte DRK-Sprecher Nohe weiter. "Wer jetzt in Not gerät und dann ins Krankenhaus kommt, der bekommt auch noch eine Blutkonserve."

"Was reinkommt, geht auch direkt wieder raus"

Um alle Patientinnen und Patienten rechtzeitig zu versorgen, legen die Blutspendedienste Reserven an, die aktuell zur Neige gehen. Das Blut, das neu gespendet wird, kommt häufig direkt zum Einsatz. So geht häufig alles, was reinkommt, auch direkt wieder raus.

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