Nach dem "Black Friday" kommt der "Cyber Monday" - und damit der nächste Anlass für Verbraucherschützer, zu warnen: Oftmals fallen Konsumenten auf vermeintliche Schnäppchen rein. Und selbst wenn der Deal gut ist, bleibt die Frage: Nutzt man das frischerworbene Stück dann wirklich - oder handelt es sich um den nächsten Staubfänger? Im zweiten Fall melden sich dann das klammere Portemonnaie und das enttäuschte grüne Gewissen.
Aber warum fallen wir immer wieder auf Angebote herein? Und wie kann man es schaffen, ohne Kaufrausch durch den "Cyber Monday" zu kommen?
Kaufen wir denn wirklich so viel ein?
Pro Jahr kauft der Deutsche im Schnitt stolze 60 Kleidungsstücke ein. Doch nicht nur die Schränke sind gut gefüllt, auch mit Elektronik sind wir gut ausgestattet: Ein 2-Personen-Haushalt besitzt rein rechnerisch 3 Telefone, 1.6 Fernseher und 1.2 Fotoapparate. Das teilt das Bundesumweltamt mit.
Nachhaltig ist das nicht. Und trotzdem schlagen die Menschen am "Black Friday" und "Cyber Monday" kräftig zu: 2021 gaben sie rund 4,7 Milliarden Euro aus. Das Institut für Handelsforschung in Köln prognostiziert, dass es dieses Jahr trotz getrübter Konsumlaune noch rund eine Milliarde Euro mehr werden könnte. Denn: Die Menschen sind durch die Inflation aufs Sparen getrimmt - und daher auf der Jagd nach Angeboten.
Gibt es am "Black Friday" und "Cyber Monday" tatsächlich Rabatte?
Laut einer PwC-Studie aus dem Jahr 2020 hat jeder fünfte Verbraucher das Gefühl, durch die Rabatte dazu animiert zu werden, zu viel Geld auszugeben. Und so ist es auch, warnen Verbraucherschützer. "Viele der fantastischen Sparpreise beruhen auf dem Vergleich mit unverbindlichen Preisempfehlungen der Hersteller", so die Verbraucherzentralen NRW. Tatsächlich kassiere jedoch kaum ein Händler die als Mondpreise in Verruf gekommenen Preisempfehlungen.
Laut der Vergleichsplattform "idealo" hält zum Beispiel der "Black Friday" nicht, was er verspricht: 2020 lag die durchschnittliche Preisersparnis an dem Tag bei gerade einmal 4 Prozent. Verglichen wurden die Preise von 9.200 Produkten und 1.700 Händlern.
Aber warum ist es so schwierig, Angeboten zu widerstehen?
"Bereits die Aussicht auf ein tolles Schnäppchen aktiviert das Belohnungssystem im Gehirn", sagt Michael Rasimus. Er beschäftigt sich an der Hochschule Baden Württemberg Karlsruhe (DHBW) mit dem menschlichen Kaufverhalten. Ein Kaufrausch löse die gleichen Prozesse in uns aus, durch den auch Rauschmittel ihre Wirkung entfalten, erläutert er. "Andere Hirnregionen, die sonst rational und vernünftig handeln lassen, sind während dessen deutlich weniger aktiv."
Hinzu kommt, dass wir durch Signale wie kunterbunte Rabatt-Kennzeichnungen oder Schlagworte wie "Top-Deal" beeinflusst werden. Das seien erlernte Symbole, die "direkt ins Auge springen und Glücksgefühle auslösen".
Am "Black Friday" und "Cyber Monday" seien die Erwartungen zudem hoch, da der Tag schon Wochen zuvor beworben wird. "So entsteht der FOMO-Effekt", sagt Rasimus. Die Abkürzung stehe für "fear of missing out", also die Angst, die besten Rabatte an diesem Tag zu verpassen. Das Gefühl werde noch verstärkt, indem vorgegeben wird, dass die besten Deals limitiert und nur für kurze Zeit erhältlich sind.
Was kann man tun, um dem Kaufimpuls zu widerstehen?
Die Verbraucherzentralen in NRW raten, dass sich Konsumenten nicht unter Druck setzen lassen sollen - auch nicht von Countdowns. "Ablaufende Balken, die angeblich die kleiner werdende Lagerbestände anzeigen, sind ein beliebtes Marketing-Werkzeug." Oftmals ließe sich dabei aber gar nicht erkennen, ob es nur noch 10 oder noch 1.000 Artikel auf Lager gibt. Zudem sollten Verbraucher regelmäßig im Browser hinterlegte Cookies löschen. So sammeln Unternehmen Daten - und schneiden Angebote und Preise auf die Kunden zu.
Forscher Michael Rasimus rät, dass Konsumenten ihre Einkäufe im Vorfeld planen sollten. So könnten sie an den Schnäppchen-Tagen gezielt nach Angeboten suchen. Zudem würden Impulskäufe so vermeiden. Dabei hilft auch, Einkäufe sofort zu begleichen. Zahlungsmittel wie Kreditkarten würden dagegen den "Preisschmerz" beim Bezahlen mindern. "Dadurch wird der Verlust des Geldes nicht unmittelbar spürbar und wir neigen dazu, noch mehr einzukaufen."
Wer auf der Schnäppchenjagd trotzdem über die Strenge geschlagen hat, dem bleibt noch das Widerrufsrecht: Bei einem Onlinekauf kann man die Ware in der Regel bis zu 14 Tage nach Lieferung wieder zurücksenden. Eine Angabe von Gründen ist nicht nötig. Allerdings kann es sein, dass dafür Rücksendekosten anfallen.