Zehn Millionen Menschen kauften bisher das Deutschlandticket
Stand: 01.06.2023, 21:53 Uhr
Seit einem Monat können Bahnfahrerinnen und Bahnfahrer das bundesweite 49-Euro-Ticket nutzen. Jetzt zieht der Verband deutscher Verkehrsunternehmen Bilanz: Unter den Käufern seien viele Menschen, die den ÖPNV sonst nicht genutzt hätten.
Fast zehn Millionen Menschen haben laut VDV bisher das neue Deutschlandticket gekauft. Wie der Verband deutscher Verkehrsunternehmen mitteilte, waren darunter rund 700.000 Menschen, die den öffentlichen Personennahverkehr "bislang in der Regel nicht genutzt haben".
4,3 Millionen Käuferinnen und Käufer sind demnach vor dem Start des Deutschlandtickets am 1. Mai zwar mit dem ÖPNV unterwegs gewesen, allerdings ohne dabei ein Abo zu haben. Die weiteren fünf Millionen Kundinnen und Kunden sind dem VDV zufolge von ihren bisherigen Abonnements auf das Deutschlandticket umgestiegen.
Freude und Enttäuschung über die zehn Millionen Tickets
"Zehn Millionen Tickets ist mega", kommentiert Alexander Möller vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen die Verkahrszahlen. Das sei "ein großer Erfolg", sagte er am Donnerstag dem WDR.
Mobilitätsforscher Andreas Knie sieht das anders. Zehn Million verkaufte Tickets seien zu wenig, um die Verkehrswende für mehr Klimaschutz zu schaffen, sagte er dem WDR. Das Ticket sei "nach wie vor zu teuer, und es hat nicht das Leistungsspektrum, um wirklich Menschen, die bisher mit Autos gefahren sind, aus diesen Autos zu locken und in U- und S-Bahnen hineinzubringen".
Zahl der Ticketkunden könnte noch steigen
"Die Anzahl derjenigen, die aus bestehenden Abos ins Deutschlandticket wechseln, wird in den kommenden Wochen noch deutlich steigen", prognostizierte VDV-Präsident Ingo Wortmann. Zuerst hatte das Redaktionsnetzwerk Deutschland RND über die Zahlen berichtet.
Das bundesweit gültige Deutschlandticket kann seit dem 1. Mai für 49 Euro im Monat genutzt werden für Fahrten im Nah- und Regionalverkehr. Mit Fernverkehrszügen wie etwa ICE oder IC darf man nicht fahren. Das Deutschlandticket ist als Abo gedacht, kann aber monatlich gekündigt werden. "Durch die zusätzliche Nachfrage im Rahmen des Deutschlandtickets ist die Auslastung im ÖPNV zwar angestiegen, allerdings führt dies nicht zu Überlastungen", teilte der VDV mit.
Bundesregierung plant Nachbesserungen
Auch die Pläne der Bundesregierung, das Deutschlandticket sozialer und familienfreundlicher zu machen, könnten Verkauf und Nutzung weiter ankurbeln. So ist laut der Regierungsparteien SPD, Grüne und FDP unter anderem geplant, die Regelung für die Mitnahme von Kindern und Jugendlichen ab 2024 auszuweiten. Bislang dürfen nur Kinder bis zu einem Alter von sechs Jahren kostenlos mitgenommen werden.
Eine weitere Idee: Für Studierende soll das Deutschlandticket billiger werden. Aktuell können sie ihr bestehendes Semester-Ticket zu einem 49-Euro-Ticket aufwerten, indem sie den Differenzbetrag zahlen - vorausgesetzt ihr Verkehrsverbund bietet diese Möglichkeit an.
SPD und FDP werfen Grünen Blockade vor
Ein weiterer Punkt in den Plänen der Bundesregierung ist die Verbesserung der Mitnahmebedingungen für Fahrräder im ÖPNV. Aktuell muss man dafür in vielen Verkehrsregionen ein separates Ticket für das Fahrrad kaufen.
Ob und wie schnell diese Nachbesserungen kommen, ist aber noch nicht sicher. Denn der Entschließungsantrag für die nötigen zusätzlichen Verbesserungen ist an die Novelle des Eisenbahngesetzes zur Anpassung der Fahrgastrechte an die neue EU-Verordnung gekoppelt. Und diese blockieren die Grünen im Bundestag laut SPD-Bahnexperte Detlef Müller "wieder und wieder". "Erst wenn die Blockade aufhört, ist eine Weiterentwicklung des Deutschlandtickets möglich", so Müller.
Volle Züge über den Sommer in NRW erwartet
Auch wenn das Deutschlandticket mehr Menschen in die Bahn locken soll: Zusätzliche Züge und Personal stehen nach Angaben der NRW-Verkehrsverbünde erst mal nicht zur Verfügung. Laut dem Fahrgastverband Pro Bahn NRW muss gerade an Wochenenden und Feiertagen im Sommer mit vollen Zügen gerechnet werden.