Der Bahnstreik am Freitag ist beendet. Gedränge an den Bahnhöfen oder lange Staus blieben aus. Trotzdem sind die Auswirkungen des Warnstreiks auch in NRW noch eine Weile zu spüren.
Für die Zeit von 3 bis 11 Uhr hatte die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG zum bundesweiten Streik im Nah- und Fernverkehr aufgerufen. Hintergrund waren die noch andauernden Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn und anderen Bahn- und Verkehrsunternehmen.
Fernverkehr der Bahn kommt schrittweise wieder in Gang
Seit 11 Uhr rollt der Nahverkehr wieder an. Die Deutsche Bahn hatte wegen des Streiks den Fernverkehr bis 13 Uhr eingestellt. Auch dieser kommt, wie erwartet, nur schrittweise wieder in Gang.
Im Laufe des Nachmittags sollten rund 90 Prozent der regulär geplanten Fernzüge wieder fahren, jedoch seien Auswirkungen des Warnstreiks noch bis in den Abend hinein zu erwarten, sagte eine Sprecherin der Bahn.
Bahn-Tickets wegen Streiks weiterhin gültig
Fahrgäste, die eine für Freitag geplante Reise verschieben wollten, "können ihr bis einschließlich 18.04.2023 gebuchtes Ticket für den Fernverkehr ab sofort und bis einschließlich 25.04.2023 flexibel nutzen", schrieb der Konzern auf seiner Webseite. Sitzplatzreservierungen könnten kostenfrei storniert werden.
Keine längeren Staus durch den Streik
Lange Staus auf den Autobahnen blieben aus. "Offenbar haben sich viele schon darauf eingestellt", sagte ein Sprecher des ADAC in NRW. Landesweit gab es am Freitagmorgen rund 40 Kilometer Stau - ein für die Zeit gewöhnlicher Wert.
Gegen Mittag nahmen Länge und Zahl der Staus zwar zu. Dies sei aber alles im üblichen Rahmen, meinte der Sprecher.
EVG zieht positives Fazit - weitere Streiks möglich
"In allen 50 Unternehmen haben wir massive Auswirkungen gehabt", sagte Tarifvorständin Cosima Ingenschay. "Auf der Schiene und auch bei den Busbetrieben ist quasi nichts mehr gefahren." Sie sprach von "Wut" und "Enttäuschung", noch immer fehle ein verhandlungsfähiges Angebot.
Am Dienstag sollen die Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn fortgesetzt werden. Sollten sie keine Fortschritte bringen, hält die EVG auch weitere Warnstreikwellen für möglich.
Zum Arbeitskampf aufgerufen waren alle EVG-Mitglieder bei der Deutschen Bahn und in den anderen rund 50 Bus- und Bahn-Unternehmen, wo derzeit verhandelt werde. Auch die Belegschaft des Bahnunternehmens Transdev wurde am Donnerstag aufgefordert, sich dem Streik anzuschließen. Transdev betreibt unter anderem die RheinRuhrBahn zwischen Niederrhein und dem Münsterland.
Das sind die Positionen von EVG und Bahn:
- Die EVG fordert für rund 230.000 Beschäftigte bei einer Laufzeit von einem Jahr Lohnerhöhungen von zwölf Prozent, mindestens aber 650 Euro als "soziale Komponente".
- Die Deutsche Bahn hatte fünf Prozent mehr und Einmalzahlungen von bis zu 2.500 Euro angeboten.
- Weiterer Knackpunkt: der Mindestlohn. Die EVG will zwölf Euro ab sofort. Die Deutsche Bahn schlägt zwar 13 Euro vor - aber erst ab Sommer 2024.
Bahn: EVG sollte zum Verhandlungstisch zurückkehren
Bahn-Personalvorstand Martin Seiler kritisierte den Arbeitskampf der EVG als unnütz. Die Gewerkschaft habe Maß und Mitte völlig verloren und sollte vielmehr an den Verhandlungstisch zurückkehren.
Im Öffentlichen Dienst liegt mittlerweile ein Schlichterspruch vor, an dem sich auch die Deutsche Bahn orientieren will. Angeregt wurden Lohn-Erhöhungen im Gesamtvolumen von über zehn Prozent sowie ein steuerfreies Inflationsausgleichsgeld von 3.000 Euro. Die EVG hatte dies am Wochenende aber als ungenügend abgelehnt.
Ende März bundesweiter Streik mit Verdi
Bereits für Ende März hatte die Gewerkschaft zusammen mit Verdi zu einem bundesweiten Streik aufgerufen, der neben Bus und Bahn auch Flughäfen und Häfen betraf.
Streik am Freitag auch an Flughäfen
Nicht nur auf der Schiene, sondern auch im Luftverkehr wird wieder gestreikt: An den NRW-Flughäfen Köln/Bonn und Düsseldorf hatte die Gewerkschaft Verdi unter anderem das Sicherheitspersonal für Donnerstag und Freitag zum Streik aufgerufen.
Auch am Freitag gab es an den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn erneut viele Flugausfälle. In Düsseldorf fielen nach Angaben eines Sprechers etwa die Hälfte der geplanten Starts und Landungen aus, einige Flüge seien auf andere Flughäfen umgeleitet worden. Bei den durchgeführten Flügen habe es nur vereinzelt Verspätungen bis zu 45 Minuten gegeben.