Das war der Streik-Tag: Öffentlicher Verkehr lahmgelegt - Chaos blieb aus

Stand: 28.03.2023, 10:37 Uhr

Nichts ging mehr auf den Schienen und auch anderswo war es still am Montag in NRW. Das Chaos blieb aus, der Warnstreik hat aber auch am Dienstagmorgen noch Auswirkungen. Der Überblick.

Mit einem groß angelegten Warnstreik haben die Gewerkschaften Verdi und EVG am Montag den Bus-, Bahn- und Flugverkehr in Nordrhein-Westfalen weitgehend lahmgelegt – aber das große Chaos blieb aus.

Bundesweit haben nach Verdi-Angaben mehr als 120.000 Beschäftigte demonstriert, alleine im NRW-Nahverkehr hätte sich mehr als 12.000 an dem Warnstreik beteiligt. Größere Störungen im Berufsverkehr und Staus gab es aber dennoch kaum.

Teilweise noch Auswirkungen am Dienstag

Am Flughafen Düsseldorf läuft der Betrieb wieder normal, nur zwei Flüge am frühen Morgen mussten annuliert werden. In Köln-Bonn wurde laut einer Sprecherin noch bis 7 Uhr gestreikt - Flüge wurden auf den späteren Vormittag verlegt und einige auch annuliert.

Auch bei der Deutschen Bahn gab es am Dienstag noch Nachwirkungen, vor allem im Fernverkehr. Die Züge und Mitarbeiter mussten erst wieder dahin kommen, wo sie gebraucht werden. Deshalb kommt es teilweise noch zu Ausfällen und Verspätungen.

Absoluten Stillstand "wird es nicht mehr geben"

Offensichtlich haben sich viele Pendlerinnen und Pendler auf den Streik eingestellt. Inzwischen arbeiten 40 Prozent aller Beschäftigten in Jobs, bei denen Homeofice ohnehin schon teilweise vorgesehen ist, so der Mobilitätsforscher Andreas Knie. Da falle der Streik dann nicht so ins Gewicht.

"Was wir früher hatten, dass wirklich die Republik stillsteht – das wird es so nicht mehr geben." Prof. Andreas Knie, Mobilitätsforscher

Die Gewerkschaften müssten sich darauf einstellen, dass auch ein breiter Streik nicht mehr die Auswirkungen habe, wie vor Jahrzehnten, so Knie. Es gebe aber weiterhin auch viele Menschen, oft in prekären Arbeitsverhältnissen, für die Homeoffice nicht möglich sei.

Viele andere, die sich den Weg zum Arbeitsplatz nicht ersparen konnten, seien mit dem Auto deutlich früher losgefahren als sonst, teilweise bis zu zwei Stunden, erfuhr WDR-Reporter Peter Hild bei Gesprächen in Düsseldorf.

Verhandlungen gehen weiter

In Potsdam gehen heute und morgen die Tarifverhandlungen für den Öffentlichen Dienst weiter. Verdi verhandelt mit den Arbeitgebern von Bund und Kommunen. Gemeinsam mit dem Beamtenbund dbb fordert Verdi 10,5 Prozent und mindestens 500 Euro pro Monat mehr Lohn.

Die EVG verhandelt mit der Bahn und rund 50 weiteren Eisenbahn-Unternehmen über mehr Geld. Die Gewerkschaft hatte in der vergangenen Woche ein erstes Angebot der Bahn abgelehnt und fordert mindestens 650 Euro mehr pro Monat für alle Beschäftigten oder zwölf Prozent mehr Geld für die oberen Lohngruppen.

Gibt es keine Einigung drohen weitere Streiks. Die EVG hat haber Bahn-Streiks über Ostern ausgeschlossen. dbb-Chef und Verdi warnten bereits vor unbefristeten Streiks, sollte auch diese Verhandlunsgrunde scheitern. "Was heute passiert, ist nur ein Tag", sagte eine Verdi-Vertreterin gestern. Ein unbefristeter Streik hätte noch eine "ganz andere Dimension".

"Aus Sicht der Gewerkschaften ist das Ziel aufgegangen." Frank Christian Starke, WDR-Wirtschaftsexperte

Trotz des ausgebliebenen Chaos sei auch der Warnstreik nicht wirkungslos gewesen, sagt WDR-Wirtschaftsexperte Frank Christian Starke. Denn das Ziel der Gewerkschaften sei schließlich nicht, Pendlerinnen und Pendler oder Eltern zu stressen, sondern den Arbeitgebern Macht zu demonstrieren.

Bahn-Verkehr komplett gestoppt - So war der Streikmontag

Der Bahn-Verkehr wurde in NRW durch die bundesweiten Warnstreiks komplett gestoppt - neben dem Fernverkehr galt das auch für den Regional- und S-Bahnverkehr. "Es fährt gerade nichts auf der Schiene", sagte am Montagmorgen ein Sprecher der Deutschen Bahn für NRW.

Anzeigetafel am Bahnhof zeigt "EVG-Streik". | Bildquelle: WDR

Das lag demnach daran, dass auch Personal in Betriebszentralen und Stellwerken sich an dem Warnstreik beteiligt hatte. Es waren aber nur wenige Reisende an den Bahnhöfen; teils Menschen, die aus dem Ausland nach NRW gekommen waren und nicht rechtzeitig von dem Streik erfahren hatten.

Kaum Starts und Landungen an den Flughäfen in NRW

Auch der Flugverkehr in den beiden größten NRW-Flughäfen Düsseldorf und Köln-Bonn war am Montagmorgen weitgehend lahmgelegt. "Hier ist alles dicht", sagte der Verdi-Gewerkschaftssekretär Frank Michael Munkler mit Blick auf den Flughafen Köln/Bonn. Der Flughafen hatte am Vortag angekündigt, dass mindestens drei Viertel der geplanten Starts und Landungen ausfallen würden. Letztendlich waren nach Unternehmensangaben dann auch 154 von ursprünglich 175 geplanten Passagierflügen und damit rund 20.000 Reisende betroffen.

Auch am Flughafen Düsseldorf wurden zahlreiche Flüge annulliert. Laut eines Flughafen-Sprechers sind rund 80 Prozent der Starts und Landungen ausgefallen. "Es treffen immer noch vereinzelt Fluggäste ein, in der Hoffnung, dass ihre Maschine im Flugplan bleibt", berichtet WDR-Reporter Andreas Turnsek gegen Montagmittag. Ursprünglich waren hier 330 Starts und Landungen vorgesehen. Davon sollten über den Tag verteilt nur 69 Flüge stattfinden.

Der Flughafen Münster-Osnabrück, an dem nicht gestreikt wurde, übernahm jeweils 20 Starts und Landungen anderer Airports.

Kaum Stau auf den Autobahnen in NRW

Auf den Autobahnen in NRW war es sogar leerer als sonst. Insgesamt gab es in NRW gegen 10 Uhr nach Angaben der WDR-Verkehrsredaktion lediglich 26 Kilometer Stau. Sogar Taxifahrerinnen und Taxifahrer hatten teilweise weniger zu tun als erwartet.

Kein gutes Geschäft für Taxifahrer | Bildquelle: WDR/Kolja Selker

In Bielefeld berichtet Taxifahrer Predrag Simic, dass nach den ersten Fahrten Auftragsflaute herrschte. Dabei hatte er wegen des Streiks am Montag mit doppelt so vielen Kunden gerechnet wie sonst.

Streik in den Schleusen: Auch Schiffe stehen still

Der Streik am Montag legt die Meidricher Schleuse in Duisburg still. | Bildquelle: WDR/Laura Kasprowiak

Auch der Schiffsverkehr stand teilweise still. In Duisburg vor der Meidericher Schleuse am Rhein-Herne-Kanal mussten zahlreiche Binnenschiffe einen unfreiwilligen Stopp einlegen. Denn das Schleusenpersonal hat ebenfalls die Arbeit niedergelegt. WDR-Reporterin Laura Kasprowiak traf dort Kapitänin Melina Browner. Sie hat Diesel geladen, müsste längst in Essen sein. Trotzdem nimmt sie den Streik gelassen, schließlich könne sie daran nichts ändern, wie sie sagt.

Zu diesem Thema gibt es am 27.03.2023 um 17 Uhr und 20.15 Uhr zwei Extra-Sendungen im WDR-Fernsehen Außerdem berichten auch die "WDR aktuell"-Sendungen und die "Aktuelle Stunde".