Passagiere warten

Fernbus, Taxi und Auto wegen Bahnstreik: Was Betroffene tun

Stand: 24.01.2024, 06:00 Uhr

Seit Mittwochmorgen um zwei Uhr stehen die meisten Züge wegen des Streiks der Lokführer still. Wer nicht zu Hause bleiben kann, steigt auf Fernbus, Taxi oder das Auto um. Wir haben mit Betroffenen gesprochen.

Von Moritz Börner

 Christian Fecke, Hamm in Westfalen

Die Familie von Christian Fecke trifft der Bahnstreik gleich doppelt. Seine Frau und Tochter sind aktuell für zwei Wochen in Namibia, am Samstag landen sie frühmorgens am Frankfurter Flughafen. "Normalerweise haben die das Bahnticket mit im Flugticket, aber das ist viel zu heikel", sagt der Familienvater. Er befürchtet, dass seine Frau und seine Tochter nach dem neunstündigen Langstreckenflug völlig übermüdet am Flughafenbahnhof in Frankfurt stranden. 

Christian Fecke in einem Park

Christian Fecke aus Hamm in Westfalen

Christian Fecke wird deswegen Samstagmorgen um zwei Uhr ins Auto steigen und die beiden in Frankfurt abholen. Einen Termin, der eigentlich für Samstagvormittag geplant war, musste er platzen lassen. Vom Streik ist auch sein zehnjähriger Sohn betroffen. Beim Finale der Handball-EM in Köln ist er am Sonntag als Einlaufkind dabei, mit seiner Junioren-Mannschaft vom TUS 1859 Hamm. Zusammen mit den Handballstars dürfen die Schüler vor dem Anpfiff in das Stadion vor 19.000 Menschen einlaufen.

Die Anfahrt war eigentlich mit der Bahn geplant. Doch daraus wird nun nichts, die Gefahr, zu spät zu kommen, ist zu groß. Jetzt versucht der Verein noch schnell Fahrzeuge anzumieten, damit die Kids pünktlich am Stadion sind. Ziemlich viel Aufwand, findet Christian Fecke, "wir sind vom Streik gleich zweimal betroffen, uns reicht das für das Wochenende"

Denise Beckmann, Düsseldorf

Selfie Denise Beckmann

Die Düsseldorferin Denise Beckmann stellt der Streik ebenfalls vor große Probleme. Sie ist Wintersportfan, will an diesem Wochenende einen Wettkampf der nordischen Kombination in Schonach im Schwarzwald anschauen. Die Eintrittskarten sind bezahlt, das Hotel gebucht, nur der Zug fährt nicht. "Da muss ich jetzt umplanen, fahre mit dem Flixbus nach Karlsruhe und von dort mit Taxi oder Uber weiter".

"Dieser Konflikt trägt sicherlich nicht dazu bei, dass eine Mobilitätswende stattfindet, dass mehr Leute auf die Bahn umsteigen." Denise Beckmann, Düsseldorf

Anstatt fünf Stunden dauert alleine die Fahrt nach Karlsruhe nun sieben Stunden. "Meine Reise ist an eine Veranstaltung gekoppelt, die kann ich nicht so einfach verschieben", erklärt Denise Beckmann. Durch die Fahrt mit dem Taxi muss sie rund 200 Euro mehr bezahlen. Ärgerlich, findet die Düsseldorferin. "Man kann ja nicht jedes Mal, wenn gestreikt wird, so hohe Mehrkosten auf sich nehmen."

Denise Beckmann kann nicht verstehen, warum so lange gestreikt wird. Sie befürchtet, dass der Streik der Mobilitätswende schadet, weil weniger Menschen einen Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel erwägen.

Boris Konrad, Kranenburg

Auch Boris Konrads Woche wird durch den Bahnstreik ziemlich durcheinander gebracht. Der Kranenburger ist Hirnforscher und hält deutschlandweit Vorträge, in dieser Woche zum Beispiel in Frankfurt, Berlin und Hannover. "Da wollte ich natürlich mit dem Zug hinfahren, das fällt natürlich jetzt weg, anstatt 16 Stunden im Zug werden es weit über 20 Stunden am Steuer." 

Boris Konrad steht in einem Zug

Boris Konrad aus Kleve

Für ihn ist das nicht nur anstrengend, sondern auch verlorene Arbeitszeit. "Normalerweise beantworte ich im Zug Emails von Kunden oder schreibe Artikel", ärgert er sich, "das heißt, neben der reinen Fahrtzeit kommt jetzt noch die eine oder andere Stunde Arbeit in der Nacht hinzu. Da hätte ich doch gerne drauf verzichtet".