Streikforderung von Uni Ärzt:innen und GDL

Aktuelle Stunde 11.03.2024 03:02 Min. UT Verfügbar bis 11.03.2026 WDR Von Thomas Kramer

Warnstreik an NRW-Unikliniken: Ärzte demonstrieren in Düsseldorf

Stand: 11.03.2024, 21:39 Uhr

2.500 Ärztinnen und Ärzte aus sechs Universitätskliniken in Nordrhein-Westfalen haben am Montag vorübergehend gestreikt. Ihre Forderungen: höhere Gehälter und Nachtzuschläge.

Unter dem Motto "Spitzenmedizin gibt’s nicht mit Discountpreis" zogen deutlich mehr als 1.000 Ärzte und Ärztinnen in Düsseldorf durch den Dauerregen zum Finanzministerium, um dort ihre Forderungen in schriftlicher Form zu übergeben. Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund sprach von 2.000 Teilnehmenden.

Sehr viele trugen ihre weißen Kittel und orangefarbene Schirme der Gewerkschaft Marburger Bund. Schilder wie "Ich reduziere auf 130 Prozent" und "Qualität hat ihren Preis" waren zu lesen. Und das zeigte schon, worum es vielen Streikenden geht: Sie beklagen zu lange Arbeitszeiten, zu viele Überstunden, die aber schlecht bezahlt würden, gerade im Vergleich zu anderen Kliniken. Das regte auf der Demo viele Protestierende auf.

Streikende beim Ärztestreik

Kundgebung am Montag im Düsseldorfer Hofgarten

Die Demonstranten wollten Finanzminister Marcus Optendrenk (CDU) ihre Forderungen übergeben. Da der allerdings verhindert war, sollte laut Marburger Bund ein Abteilungsleiter den Aufruf entgegennehmen. Bei der abschließenden Kundgebung im Düsseldorf Hofgarten sprachen Vertreter aller sechs Universitätskliniken.

Der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke, rief den Protestierenden zu:

Der Kern, um den es inzwischen geht, das ist die Frage der nachhaltigen Funktionsfähigkeit und Leistungskraft der Universitätskliniken überall im Land, aber hier in NRW ganz im Speziellen. Es geht um die Leistungskraft und Attraktivität der Unikliniken als Arbeitsplatz. Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein

Was fordern die Ärzte?

Die Ärztinnen und Ärzte der Unikliniken Köln, Düsseldorf, Aachen, Bonn, Essen und Münster verlangen 12,5 Prozent mehr Gehalt sowie höhere Zuschläge für Regelarbeit in der Nacht, an Wochenenden und an Feiertagen. Als Spitzenmediziner würden sie nicht angemessen entlohnt, beklagen die Uniklinik-Ärzte. Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund schreibt:

"Unsere Mitglieder in den Unikliniken haben die längsten Wochenarbeitszeiten, den höchsten Anteil an Patienten in der Maximalversorgung und müssen zusätzlich noch Forschung und Lehre gewährleisten. Sie versorgen komplexere und schwerere Fälle mit höherem Behandlungsaufwand, bekommen aber trotzdem geringere Gehälter."

Dieses "Missverhältnis zu anderen Klinikträgern" wolle man nicht länger akzeptieren, heißt es. Die "hochqualifizierten Ärztinnen und Ärzte", die an Unikliniken erforderlich sind, dürfe man "nicht länger vergraulen", sagt Andreas Botzlar, Zweiter Vorsitzender des Marburger Bunds.

Zuletzt hatten der Marburger Bund und die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) Ende Februar verhandelt. Doch auch diese - bereits vierte - Verhandlungsrunde kam zu keinem Ergebnis. Die TdL ist der Arbeitgeberverband aller Bundesländer - außer von Hessen - und verhandelt deshalb für die Länder mit den Gewerkschaften.

Wie verhandlungsbereit ist die Tarifgemeinschaft deutscher Länder?

Verhandlungsführerin der TdL in den Tarifverhandlungen für die Ärztinnen und Ärzte an den Universitätskliniken der Länder ist die schleswig-holsteinische Finanzministerin Monika Heinold. Sie teilte auf WDR-Anfrage mit: "Unsere Herausforderung bei den Verhandlungen mit dem Marburger Bund ist es, dass wir auch die Gehaltsentwicklung für die übrigen 850.000 Beschäftigten der Länder berücksichtigen müssen."

Man wisse, dass Ärztinnen und Ärzte in kommunalen Kliniken besser verdienen - aktuell sind das 4,6 Prozent und ab April etwa 8,8 Prozent. "Wir haben deshalb immer betont, dass sich unsere Wertschätzung für die Ärztinnen und Ärzte auch in Geld ausdrücken muss und wird", so Heinold, verwies auf die Kompromissfähigkeit der TdL und nannte das Beispiel Pflegekräfte an den Universitätskliniken.

Für sie habe man Ende vorigen Jahres Steigerungen von mehr als zehn Prozent vereinbart. Mit Blick auf die Ärztinnen und Ärzte sagte die Verhandlungsführerin der TdL: "Ich setze darauf, dass wir in der kommenden Verhandlungsrunde Ende März in konstruktiven Gesprächen eine für beide Seiten akzeptable Lösung finden. Unser Ziel ist es weiterhin, dass die Universitätskliniken als attraktive und zeitgemäße Arbeitgeber wahrgenommen werden, bei denen die Menschen gerne arbeiten."

Was sagen die Unikliniken zu den Forderungen?

Die Unikliniken selbst sitzen somit nicht direkt am Verhandlungstisch. Dementsprechend teilte auch das Uniklinikum Düsseldorf mit, das UKD sei "weder direkt noch indirekt an den Verhandlungen beteiligt. Wir hoffen daher auf eine schnelle Einigung, die für alle Seiten tragfähig ist".

Was bedeutete der Streik für Patienten?

Uniklinik Essen von außen

"Hochqualifizierte Ärzte": Uniklinik Essen

Wie viele Ärzte und Ärztinnen - und damit auch Operationen und Patientenversorgungen - tatsächlich ausgefallen sind, ist unklar. Der Marburger Bund hatte den Kliniken nach eigenen Angaben vorab den Abschluss von Notdienstvereinbarungen angeboten, um die Notfallbehandlungen sicherzustellen.

Quellen:

  • Marburger Bund
  • Nachrichtenagentur dpa
  • WDR-Reporter in Düsseldorf

Über dieses Thema berichten wir am 11.03.2024 auch im WDR Fernsehen und Radio.