Streik an allen 6 Unikliniken
Aktuelle Stunde . 30.01.2024. 02:51 Min.. UT. Verfügbar bis 30.01.2026. WDR. Von Nadja Bascheck.
Streik an den Unikliniken: Alle sechs NRW-Standorte betroffen
Stand: 30.01.2024, 20:45 Uhr
Patienten an den sechs Unikliniken in NRW waren am Dienstag (30.01.2023) von Einschränkungen betroffen. Der Marburger Bund hatte die Ärzte zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen.
Die Ärztegewerkschaft rechnete mit hoher Streikbeteiligung und starken Einschränkungen an den bundesweit 23 Unikliniken. In NRW betraf es laut eines Gewerkschaftssprechers ungefähr 5.000 Ärztinnen und Ärzte der sechs NRW-Uniklinken in Aachen, Bonn, Köln, Düsseldorf, Essen und Münster.
150 Streikende aus Düsseldorf auf dem Weg nach Hannover
Zur zentralen Kundgebung in Hannover wurden etwa 1.500 Streikende aus NRW erwartet. Nach Polizeiangaben kamen dort insgesamt rund 4.000 Menschen zusammen. Eine Gruppe von 150 Streikenden aus Düsseldorf hatte sich bereits am frühen Morgen auf den Weg nach Hannover gemacht. Zeitgleich hatten Kundgebungen direkt an den Unikliniken in Aachen, Köln und Düsseldorf mit dutzenden Teilnehmern begonnen.
Notdienstvereinbarungen mit den Kliniken
Allen sechs NRW-Unikliniken seien Notdienstvereinbarungen angeboten worden, mit denen eine Personalstärke und damit medizinische Versorgung mindestens wie an Wochenenden zugesichert werde, sagte der zuständige Sprecher des Marburger Bundes im Vorfeld.
Eine entsprechende Vereinbarung sei mit mehreren Unikliniken abgeschlossen worden. Ohne eine Vereinbarung obliege es allein dem Arbeitgeber, die medizinische Versorgung sicherzustellen.
Operationen wurden verschoben
Die Uniklinik Düsseldorf wies im Internet darauf hin, dass es wegen des Warnstreiks an diesem Dienstag zu einzelnen Einschränkungen in der Patientenversorgung kommen könne. "Patientinnen und Patienten, bei denen eine planbare Behandlung an diesem Tag verschoben werden muss, werden von den Behandlungsteams informiert", hieß es weiter.
Demonstriende vor der Uniklinik Köln
Auch in den Unikliniken Münster und Köln wurde mit Einschränkungen im laufenden Betrieb gerechnet. In Münster sollten bis zu 250 Ärzte und Ärztinnen die Arbeit niederlegen - ein Viertel der ärztlichen Belegschaft.
Mehr Gehalt und höhere Zuschläge
Als Hintergrund des Warnstreiks und der Demonstrationen nennt der Marburger Bund drei ergebnislose Verhandlungsrunden mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL). In den Verhandlungen verlangt die Gewerkschaft 12,5 Prozent mehr Gehalt, bezogen auf ein Jahr, sowie höhere Zuschläge für Regelarbeit in der Nacht, an Wochenenden und Feiertagen. Der Marburger Bund begründet das mit der Inflation und dem Ziel, den Gehaltsabstand zu anderen Krankenhausträgern aufzuholen.
Viele Ärzte sehen das Geld auch als Anerkennung für die belastende Arbeitssituation in bestimmten Diensten. Aliza Bredl, Ärztin an der Uniklinik Köln, sagt, man werde zwar gut, aber "doch nicht der Verantwortung angemessen bezahlt".
Arbeitsbelastung: "Manchmal schaffe ich es nicht mal zum Zähneputzen"
So betont beispielsweise Dr. Konstantin Halim von der Uniklinik Aachen, dass gerade Randarbeitszeiten zwischen 6 und 7 Uhr besser vergütet werden sollten. "Das sind genau diese Zeiten, die besonders anstrengend sind. Und man darf eins nicht vergessen, die meisten Kolleginnen arbeiten zwei, wenn nicht drei, manche sogar vier Wochenenden im Moment, das ist keine Übertreibung, das ist leider wirklich so."
Und Dr. Sabine Fandel, Ärztin an der Uniklinik Essen, berichtet, dass es keinen Nachtdienst gibt, in dem sie schlafen kann. "Manchmal schaffe ich es nicht mal zum Zähneputzen", so die Ärztin.
Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- Gewerkschaft Marburger Bund