Wegen Obszönität beschlagnahmt: Die Georg-Baselitz-Ausstellung

WDR Zeitzeichen 01.10.2023 13:45 Min. Verfügbar bis 01.10.2099 WDR 5

Georg Baselitz ist heute einer der erfolgreichsten deutschen Künstler. Seine erste Einzelausstellung ab dem 1.10.1963 wurde zun Skandal, die Staatsanwaltschaft schaltete sich ein.

Das Sujet ist bei Georg Baselitz immer das gleiche: verzerrte und entmenschlichte Aktfiguren von Männern, männlichen Säuglingen und männlichen Embryonen", berichtet die Deutsche Presseagentur über die erste Ausstellung von Georg Baselitz. Der 25-jährige Künstler ist geschockt über die heftigen Reaktionen. Zwar will Baselitz mit seinen Pinselstrichen "das Hässliche" hervorheben und durchaus auch provozieren, aber als Pornograf will er nicht wahrgenommen werden. Nun muss sich Baselitz wegen der "Erregung der Geschlechtslust und Verletzung des Scham- und Sittlichkeitsgefühls" vor Gericht verantworten. ***Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Stephan Diederich, Kurator im Museum Ludwig; Martin Schwander, Kurator der Fondation Beyeler *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Thomas Mau; Redaktion: Matti Hesse


Stein des Anstoßes sind ein überdimensioniert gemalter Penis und ein onanierender Mann in den Bildern "Der nackte Mann" und "Die große Nacht im Eimer" von Georg Baselitz, so die naheliegende Interpretation der Bilder. Dabei sorgen diese Gemälde am Tag der Ausstellungseröffnung am 1. Oktober 1963 für wenig Aufsehen. Erst als die Presse die folgenden Tage "Galerie Werner & Katz eröffnete obszön" und "Schock in der Kunst-Galerie" titelt, rückt die Staatsanwaltschaft an und beschlagnahmt die beiden Bilder.
Spekulationen, der Künstler und die Galeristen Werner & Katz hätten den Skandal inszeniert, um den jungen Georg Baselitz bekannt zu machen, weisen sie bis heute zurück. "Nein, das war absolut tödlich, weil die ganze Bourgeoisie lehnte einen Besuch in einer Skandalgalerie ab", erinnert sich Galerist Benjamin Katz später. "Das war also wirklich ein falscher Start", sagt auch Baselitz. Geschadet hat ihm der Skandal aber nicht wirklich, er zählt heute zu den bedeutendsten zeitgenössischen Künstlern. Auch die Werke haben den Aufenthalt in der Asservatenkammer gut überstanden. Nach einem jahrelangen Prozess hängt "Die große Nacht im Eimer" heute im Museum Ludwig in Köln.

In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Mau:
  • Was an den konfiszierten Bildern als "obszön" wahrgenommen wurde.
  • Wer den Skandal ins Rollen gebracht haben könnte.
  • Wieso Georg Baselitz wegen "gesellschaftspolitischer Unreife" zuvor vom Osten in den Westen Berlins wechseln musste.
  • Wonach der als Hans-Georg Kern geborene Baselitz seinen Künstlernamen ausgewählt hat.
  • Welches Urteil die Richter gesprochen haben.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Georg Baselitz, Künstler
  • Benjamin Katz, Galerist
  • Stephan Diederich, Kurator im Museum Ludwig
  • Martin Schwander, Kurator der Fondation Beyeler

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Thomas Mau
Redaktion: Matti Hesse

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