Urahn von Robotern und Künstlicher Intelligenz: Der Schachtürke

WDR Zeitzeichen 05.07.2024 14:40 Min. Verfügbar bis 06.07.2099 WDR 5

Bis er am 05.07.1854 verbrennt, spielt der Schachtürke, eine Holzpuppe mit Turban, besser Schach als menschliche Gegner. Zauberei, heißt es. Bis der Trick auffliegt.

Kann ein künstliches Werk, kann eine Maschine ihren Schöpfer schlagen? Das ist keineswegs eine Frage des neuen Jahrtausends. Bereits der 1769 vorgestellte "Schachtürke", eine mechanische Apparatur, die angeblich das komplexe Schachspiel beherrscht, sorgt für Diskussionen. Dann stellt sich heraus: Alles nur gelogen, ein Mensch bedient den spielenden Automaten. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Stefan Stein, Historiker am Heinz Nixdorf Museumsforum in Paderborn


Heute ist Künstliche Intelligenz in aller Munde. Künstlich geschaffene Objekte, die Dinge tun, die bislang Menschen vorbehalten waren. Die gab es schon im 18. Jahrhundert, und schon damals haben sie für Furore gesorgt – und Debatten über Original und Fälschung entfacht.

Auch am Hof der österreichischen Kaiserin Maria Theresia ist das Interesse für technische Spielereien groß – der Adel will schließlich unterhalten werden.

Also kreiert der ambitionierte Hof-Sekretarius Wolfgang von Kempelen 1769 eine Maschine, die mit ihrem Gegenüber Schach spielt. Die menschengroße Puppe trägt passend zum damaligen Zeitgeist ein orientalisches Gewand und Turban.

Aufgezogen wird der "Schachtürke" mit einem großen Schlüssel. Während des Spiels hebt er seine Hand, greift nach einer Schachfigur auf dem Brett und setzt sie auf ein anderes Feld. Ihrem menschlichen Spielpartner ruft die Puppe im passenden Moment sogar auf Französisch "Échec! Échec!" ("Schach!") zu. Nicht nur der Adel ist entzückt. Mit dem "Schachtürken" könnte die Beziehung Mensch-Maschine in eine neue Ära gehen, so die Optimisten.

Dass in der Schrankkonstruktion ein Mensch sitzen könnte, darüber wird bereits von Beginn an spekuliert. Auch US-Schriftsteller Edgar Allan Poe besucht während einer US-Tour eine Vorstellung und ist überzeugt, dass hier keine Maschine Schach spielt.

Die Aura des Geheimnisvollen kann sich der "Schachtürke" dennoch über Jahrzehnte bewahren. Dann steht fest: Die Maschine ist "getürkt" und avanciert zum Namensgeber künftiger Fälschungen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Daniela Wakonigg:
  • wie der "Schachtürke" europaweit bewundert wird und sogar in den USA auf Tour geht,
  • dass Napoleon gegen die Schachmaschine gespielt haben soll,
  • wie das Geheimnis um den "Schachtürken" gelüftet wird,
  • warum alles "Getürkte" wohl seinen Ursprung im "Schachtürken" hat,
  • dass man einen Nachbau des Schachtürken im Heinz Nixdorf Museumsforum in Paderborn besichtigen kann.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Stefan Stein, Historiker am Heinz Nixdorf Museumsforum in Paderborn
  • Tom Standage: Der Türke. Die Geschichte des ersten Schachautomaten und seiner abenteuerlichen Reise um die Welt, Frankfurt/M, 2002

Weiterführende Links:

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"Für dieses Zeitzeichen wurden digitale Sprachassistenten und Künstliche Intelligenz genutzt, um einzelne Textstellen zu generieren und vertonen."

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Daniela Wakonigg
Redaktion: Carolin Rückl/Matti Hesse
Technik: Jürgen Mönkedieck

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