Skandalös und schonungslos: Colette, frz. Schriftstellerin

WDR Zeitzeichen 03.08.2024 14:36 Min. Verfügbar bis 04.08.2099 WDR 5

Sie schreibt von einer lesbischen Schulleiterin in der Provinz, nimmt auch sonst kein Blatt vor den Mund: Vor über 100 Jahren schreibt Colette "Autofiktion" - und revolutioniert so die französische Literatur. Am 3.8.1954 stirbt Colette.

Die Schriftstellerin Gabrielle Sidonie Colette polarisiert mit Werken und Lebensstil. Dennoch wird sie zum Großoffizier der Ehrenlegion ernannt und nach ihrem Tod 1954 als erste Frau mit einem bombastischen Staatsbegräbnis geehrt. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Frédéric Maget, Direktor des Geburtshauses, Ehrenvorsitzender der Association des Amis de Colette, Biograph***


Sidonie-Gabrielle Claudine Colette polarisiert 1900 schon mit ihrem ersten Roman "Claudine erwacht". Er handelt von einem störrischen jungen Mädchen der 1880er-Jahre in einem kleinen Dorf in Burgund, von einer lesbischen Schulleiterin, die gleichzeitig eine Geliebte und ein Verhältnis mit einem verheirateten Arzt hat - sowie von allerhand verderbten Klassenkameradinnen.

Schnell lernt Colette, dass sich mit Skandalen gutes Geld verdienen lässt. Sie tritt zusammen mit ihrer Gönnerin und Intimfreundin, der nur Männerkleidung tragenden hochadeligen Missy, halbnackt im Moulin Rouge auf und küsst sie auf offener Bühne. Die Pantomime wird polizeilich verboten. Wohlgemerkt: wir schreiben das Jahr 1907.

1910 folgt ein Berufswechsel: Colette wird Journalistin bei der seriösen Tageszeitung "Le Matin", wagt sich als erste Passagierin in ein Flugzeug, verfasst Kolumnen, Kritiken und Gerichtsberichte, heiratet Baron Henry de Jouvenel, einen der Chefredakteure, und schreibt unermüdlich weiter. Immer nur von dem, was sie sieht, kennt, erlebt.

Mit ihren scheinbar leichthin geschriebenen psychologischen Werken und ihrem locker gelebten Leben erobert sie die Herzen der Franzosen. Sie gilt als Wunder- und Naturkind der Literatur. Frankreich ernennt sie als erste Frau zum Offizier der Ehrenlegion. Als sie am 3. August 1954 nach Jahren schwerer Krankheit stirbt, erhält sie, wiederum als erste Frau, ein Staatsbegräbnis. Über sechstausend Trauergäste defilieren an ihrer Bahre vorbei.

In diesem Zeitzeichen erzählt Sabine Mann:
  • Wie Colette sich mit ihrem ersten Roman an einem ganzen Dorf rächt,
  • wie Colettes Ehemann "Willy" Henry Gauthier-Villars die Talente seiner Frau fördert und gleichzeitig ausnutzt,
  • auf welch zahlreichen Feldern Colette sich tummelt um Geld zu verdienen,
  • wie das einst verhasste Heimatdorf inzwischen von seiner berühmten Tochter profiitert.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Frédéric Maget, Direktor des Geburtshauses, Ehrenvorsitzender der Association des Amis de Colette, Biograph.
  • Frédéric Maget: Colette, Ecrire, pouvoir écrire, Schweiz 2023
  • Frédéric Maget: Notre Colette, Paris 2023

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Sabine Mann
Redaktion: David Rother
Technik: Annett Bastian

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