Künstlerin ohne Konventionen: Rosa Bonheur, Tiermalerin

WDR Zeitzeichen 25.05.2024 14:36 Min. Verfügbar bis 26.05.2099 WDR 5

Heute gilt sie - nicht ganz zurecht - als Ikone der LGBTQ-Community. Rosa Bonheur (gestorben am 25.5.1899) malte brillante Tierporträts, von den man damals glaubte, Männer hätten sie gemalt...

Rosa Bonheur ist als Tiermalerin eine der bedeutendsten Künstlerinnen des 19. Jahrhunderts. Im Unterschied zu vielen anderen zeitgenössischen Künstlerinnen und entgegen gesellschaftlicher Rollenfestlegung begreift sie das Malen als Beruf und bestimmte ihre Rolle, dem männlichen Modell folgend, von ihrer beruflichen Tätigkeit ausgehend. Zu ihrer Zeit malten Frauen bevorzugt kleinere Tiere wie Vögel und Fische, Bonheur jedoch konzentrierte sich auf Rinder und Pferde. *** Unsere wichtigste Quelle: Rosa Bonheur & Anna Klumpke: Souvenirs de ma vie. Paris 2022


Rosa Bonheur ist die Tiermalerin des 19. Jahrhunderts. Die gefeiertste und reichste französische Künstlerin ihrer Zeit, die erste, die den Ritterorden der Ehrenlegion bekommt. Und sogar die erste Frau überhaupt, die man zum Offizier dieses Ordens ernennt. Eine hübsche Person, auffallend durch kurze Haare und weite dunkle Kostüme - obwohl Frauen doch eigentlich komplizierte Aufsteckfrisuren tragen und sich in Korsetts und Krinolinen zu zwängen haben.

Rosa Bonheur will die Einzigartigkeit der Tiere darstellen, ihr Wesen, fast ihre Psychologie. In jahrzehntelangen anatomischen Studien, Tausenden von Skizzen, arbeitet Rosa Bonheur ein Leben lang an diesem Ideal. Manchmal hart am Kitsch, aber meist unsentimental realistisch. Anfangs im Rock, aber sehr schnell in den nicht nur bequemeren Hosen, für die sie extra eine polizeiliche Genehmigung braucht. Erneuerbar alle sechs Monate.

Weltruhm erlangt Rosa Bonheur 1853 mit ihrem "Pferdemarkt", einer wie ein Schlachtgemälde aufgebauten bewegten Szene mit malträtierten und rebellierenden schweren Ackergäulen. Gekauft wird es für 268.000 Goldfrancs vom amerikanischen Multimillionär Vanderbilt. Er schenkt es dem neuen Metropolitan Museum of Art. Einhellig schließt die Kritik auf das "männliche Genie" der Künstlerin.

In diesem Zeitzeichen erzählt Sabine Mann:
  • Warum Rosa Bonheur beim Malen eines Ochsengespanns mit Steinen beworfen und als Hexe beschimpft wird,
  • wie es dazu kommt, dass Rosa Bonheur heute als lesbische Ikone gilt,
  • was Buffalo Bill zu Bonheurs Popularität in den USA beiträgt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:innen:
  • Marie Borin, Bonheur-Biografin
  • Katherine Brault, Besitzerin des Ateliers von Rosa Bonheur
  • Léon Roger-Milès: Rosa Bonheur, sa vie, son œuvre. Société d’Edition Artistique, 1900, S. 116, zitiert in:
  • Marie Borin: Rosa Bonheur. Une artiste à l’aube du féminisme. Paris. 2011.
  • Anna Klumpke: Rosa Bonheur, sa vie, son oeuvre. Paris, 1908, S. 311, zitiert in:
  • Marie Borin, Rosa Bonheur: Une artiste à l’aube du féminisme. Paris 2011.

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Sabine Mann
Redaktion: David Rother
Technik: Annett Bastian

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