Kaum ein deutscher Philosoph hat so intensiv erforscht, wie öffentlicher Streit und Diskurse in der Bundesrepublik funktionieren. Auch mit 95 Jahren analysiert Jürgen Habermas messerscharf aktuelle Geschehnisse.
Die soziologischen und philosophischen Werke von Jürgen Habermas sind in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Als konstruktiv-kritischer Geist will er nicht nur beschreiben, wie die Gesellschaft ist. Er will auch aufzeigen, wie sie vernünftiger gestaltet werden kann. Indem wir miteinander sprechen, begeben wir uns auf Konsens-Suche, so seine optimistische Idee.
*** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
Felix Kämper (Habermas-Forscher, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Arbeitsbereich: Politische Theorie und Philosophie); Stefan Müller-Dohm: Jürgen Habermas - Eine Biographie. Berlin 2014
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Außerparlamentarische Opposition, Friedensbewegung, Rechtsextremismus, Kriegseinsätze der Bundeswehr, Asylrecht, Putins Ukraine-Krieg - die Debatten, in die sich Jürgen Habermas einmischt, spiegeln die Geschichte der alten und neuen Bundesrepublik.
Als öffentlicher Intellektueller versucht er, Diskurse auf eine Auseinandersetzung um das bessere Argument auszurichten. Habermas hat den Anspruch, dass Philosophie ihre Zeit in Gedanken erfasst: Ein Hauptziel von ihm ist es, den Kapitalismus zu zähmen. Er beabsichtigt damit auch, über die Mechanismen der Gesellschaft aufzuklären.
Geprägt wird Habermas in Frankfurt am Main: Als Assistent von Theodor W. Adorno setzt er sich am "Institut für Sozialforschung" mit ökonomischen Theorien auseinander, mit der Psychoanalyse Sigmund Freuds und mit dem Marxismus. Habermas wird zum Kopf der zweiten Generation der sogenannten Frankfurter Schule.
Sein Denken ist anschlussfähig für die nächste Generation der Kritischen Theorie, die ein ökologisches Zukunftsdenken entwickelt. Für Habermas ist klar: Für den Erhalt und die Weiterentwicklung von Sozialstaat und liberaler Demokratie muss auch weiterhin gekämpft werden.
In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:- weshalb Jürgen Habermas großes Publikum meidet und sich lieber schriftlich äußert,
- warum für den Philosophen die auf Profit ausgerichtete Kulturindustrie die Kultur zerstört,
- nach welcher Auseinandersetzung mit den Studierenden Habermas 1971 die Uni verlässt,
- wie er sich beim Historikerstreit der 1980er-Jahre positioniert.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:- Felix Kämper (Habermas-Forscher, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Arbeitsbereich: Politische Theorie und Philosophie)
- Jürgen Habermas: Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus. Frankfurt am Main 1973
- Jürgen Habermas: Theorie des kommunikativen Handelns. Frankfurt am Main 1981
- Jürgen, Habermas: Die neue Unübersichtlichkeit. Frankfurt am Main 1985
- Stefan Müller-Dohm: Jürgen Habermas - Eine Biographie. Berlin 2014
- Markus Schroer: Soziologische Theorien - Von den Klassikern bis zur Gegenwart. Paderborn, 2022
Weiterführende Links:Unser Hörtipp: WDR 5 "Das Philosophische Radio" mit Jürgen Wiebicke
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Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christoph Vormweg
Redaktion: Carolin Rückl und Frank Zirpins
Technik: Joseph Baader