Das erste It-Girl: Carolina "La Belle" Otéro (geb. am 4.11.1868)

WDR Zeitzeichen 04.11.2023 14:37 Min. Verfügbar bis 04.11.2099 WDR 5

Der russische Zar, der deutsche Kaiser, ein britischer Prinz: Sie alle liebten die schöne Otéro, Tänzerin und damals wohl die bekannteste Frau der Welt.

Dates mit Carolina Otéro gibt es nur gegen Diamanten – und die reichsten und einflussreichsten Männer ihrer Zeit bezahlen sie gerne. Gestorben ist Carolina "La Belle" Otéro trotzdem arm: Sie hat ihren Reichtum im Casino verspielt. Ihr Leben dauert 96 Jahre und ist eins der faszinierendsten ihrer Epoche. Sie hat den modernen Tanz bereichert, sie hat Künstler inspiriert – und die tragischen Momente ihrer Biografie gern unter den Teppich gekehrt… *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Brygida Ochaim, Tänzerin und Choreografin. Carmen Posadas: La Belle Otéro, Die große Verführerin der Belle Epoque *** Autorin: Christiane Kopka, Redaktion: David Rother


Wenn Carolina Otéro ihren Geburtstag feiert, natürlich im besten Restaurant von Paris, kommen Könige, Kaiser und Zaren. Mit einigen von ihnen geht sie ins Bett, ihr verfallen sind sie alle. Einer der damals reichsten Menschen der Welt schenkt der Otéro eine Yacht für eine einzigen Abend mit ihr. Als glutäugige, ausdrucksstarke Tänzerin macht sie Bizets Oper "Carmen" populär – ihr expressionistischer Tanzstil gilt heute als ein Wegbereiter des Modern Dance.

Otéro wöchst in ärmlichen Verhältnissen auf und wird schon als Kind Opfer einer Vergewaltigung. Doch das verschweigt sie und genießt ihr Leben als berühmte Frau im Kreis der Mächtigen und Reichen.

Mit Juwelen behängt posiert sie auf Bällen. Wenn der spanischer Eintopf "Puchero" aufgetischt wird, ein Gericht aus Kichererbsen, Huhn, Ochsenkeule, Eisbein, Blutwurst und Chorizo, isst Otéro gerne fünf Portionen – und tanzt danach wieder auf dem Tisch. Sie soll den Schriftsteller Marcel Proust zur weltberühmten Romanfigur der Odette inspiriert haben, Renoir lässt sich von ihr zu Gemälden inspirieren. Angeblich sind sogar die Türme eines Hotels in Cannes ihren Brüsten nachempfunden.

Als die "Belle Epoque" nach dem Ersten Weltkrieg in Scherben liegt, zieht sich Carolina Otéro zurück. Ihren Reichtum verspielt sie in Casinos, die ihr eine danach eine spärliche Rente spendieren. Sie stirbt weitgehend vergessen erst im Jahr 1965 – in einer Welt, die mit der ihrer Jugend nicht mehr viel zu tun hat.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:
  • Wie Carolina Otéro wirklich hieß
  • Welche Teile ihre Biografie sie wohl erfunden hat – und was davon wahr ist
  • Wie ein russischer Großfürst die Otéro seinen Freunden einmal auf einem Silbertablett präsentierte
  • Warum ihr Tanzstil von Choreografen heute für bahnbrechend gehalten wird

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Brygida Ochaim, Tänzerin und Choreografin.
  • Carmen Posadas: La Belle Otéro, Die große Verführerin der Belle Epoque
  • Caroline Otéro: "Die Erinnerungen der schöne Otéro",  Hamburg 1926
  • Barbara Sichtermann/Ingo Rose: "Kurtisanen, Konkubinen und Mätressen", Ebersbach & Simon 2016

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christiane Kopka
Redaktion: David Rother
Technik: Theo Kramer

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