Anarchist, Sozialist, Querdenker: Pierre-Joseph Proudhon

WDR Zeitzeichen 15.01.2024 13:29 Min. Verfügbar bis 15.01.2099 WDR 5

"Eigentum ist Diebstahl", schreibt Pierre-Joseph Proudhon, geboren am 15.1.1809. Doch der Kommunismus im Sinne von Karl Marx ist nicht sein Ziel.

Der Franzose Pierre-Joseph Proudhon gilt als einer der großen Denker des 19. Jahrhunderts, der die Rechte der einfachen Bevölkerung stärken und die der Mächtigen beschneiden will. Seine Schriften werden von Tolstoi, Marx und Bakunin gelesen – und heftig diskutiert. Seine Ideen bringen ihn ins Parlament und Gefängnis. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartnerinnen und -partner: Anne-Sophie Chambost, Professorin für Rechtsgeschichte an der Universität Lyon und Edouard Jourdain, Biografie-Autor von Pierre-Joseph Proudhon *** Autorin: Sabine Mann, Redaktion: Gesa Rünker


Als armer Sohn eines Küfers und einer Köchin bekommt der begabte Pierre-Joseph Proudhon zwar ein Stipendium für die höhere Schule, kann sie aber aus Geldmangel nicht abschließen. Der Junge aus Besançon empfindet seine Armut als Erniedrigung, die daraus resultierende Wut wird zu seinem Antrieb für mehr Gerechtigkeit zu kämpfen. Der Autodidakt löst schon mit seinem ersten Essay über ein neues Rechts- und Regierungsprinzip eine hitzige Debatte aus, in dem er festhält: "Eigentum ist Diebstahl!"

Doch Pierre-Joseph Proudhon ist kein Revolutionär, der mit den Messer zwischen den Zähnen zum Kampf aufruft. Vielmehr versucht er als Abgeordneter das System von innen zu ändern: "Wir werden gleichzeitig konservativ und fortschrittlich sein; denn nur in dieser doppelten Eigenschaft sind wir Revolutionäre". Er scheitert und seine Gegner bringen ihn ins Gefängnis. Und er sieht die Gefahren, die der Sozialismus und Kommunismus mit sich bringen und mahnt schon zu Lebzeiten, dass man "sich vor politischen Erschütterungen in Acht nehmen müsse, weil sie oft von Diktaturen abgelöst würden."

In diesem Zeitzeichen erzählt Sabine Mann:
  • wie es Pierre-Joseph Proudhon fast ohne Schulbildung in die französische Elite geschafft hat,
  • über Antisemitismus in seinen Schriften,
  • warum man ihn zu einer Gefängnisstrafe verurteilt,
  • über sein diskriminierendes Frauenbild.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Anne-Sophie Chambost, Professorin für Rechtsgeschichte, Universität Lyon
  • Edouard Jourdain, Biografie-Autor von Pierre-Joseph Proudhon
  • Pierre-Joseph Proudhon, zitiert inThibault Isabel: Pierre-Joseph Proudhon. L’anarchie sans le désordre. Paris. 2017.
  • Pierre-Joseph Proudhon: "Qu’est-ce que la propriété ou recherches sur le principe du droit et du gouvernement". Paris. 1840.
  • Pierre-Joseph Proudhon: "Carnets", zitiert von Edouard Jourdain, France Culture. 1919.
  • Pierre-Joseph Proudhon: "Jetzt beklagen sich die Trottel. Unveröffentlichte Notizen aus dem Kerker". Auszüge in Le Monde diplomatique. 16. Januar 2009.

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Sabine Mann
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Joseph Bader

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