"The Factory". Mohammad Al Attar und das Bündnis von Geld, Krieg und Macht

Stand: 23.08.2018, 16:52 Uhr

"The Factory" heißt das neue Stück des syrischen Dramatikers und Essayisten Mohammad Al Attar, das in Pact Zollverein Essen uraufgeführt wurde. 1980 in Damaskus geboren, lebt und arbeitet Mohammad Al Attar seit über zwei Jahren im Berliner Exil.

In ihrem dokumentarischen Theaterstück "The Factory" sezieren Mohammad Al Attar und Regisseur Omar Abusaada den syrischen Bürgerkrieg am Beispiel der Geschichte des französischen Baukonzerns Lafarge im Nordosten Syriens und dessen Kollaboration mit den Kriegsparteien auf Kosten der Arbeiterschaft: Die Machenschaften des Konzerns, die Komplexität des Syrien-Krieges mit seinen unterschiedlichen Akteuren und Allianzen und die schwierige Wahrheitsfindung dekliniert "The Factory" auf der Bühne durch. 

Als einziges ausländisches Werk hatte Lafarge die Produktion in seiner in Syrien betriebenen Zementfabrik nicht eingestellt, als 2011 der Krieg ausbrach und die Fabrik zwischen die Fronten unterschiedlicher Kriegsparteien geriet. Erst 2014 wurde die Fabrik geschlossen. Kürzlich hat die französische Justiz ein Ermittlungsverfahren gegen den Konzern wegen Beihilfe zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Finanzierung terroristischer Aktivitäten  eingeleitet. Recherchen der französischen Zeitung "Le Monde" und der Journalistin Dorothee Myriam Kellou hatten den Fall ans Licht gebracht, wonach Lafarge zwischen 2012 und 2014 Schutzgelder an die Terrormiliz IS und andere bewaffnete Gruppierungen bezahlt haben soll, um den Betrieb seiner Anlage in Syrien aufrechtzuerhalten und weiter Gewinne machen zu können.

Diesem aktuellen Skandal nähern sich die Theatermacher mit künstlerisch-kritischem Blick und einer Mischung aus Recherche, Dokumentation und Fiktion. Die Ereignisse werden aus der Perspektive von vier Figuren erzählt. Die Rolle der "Le Monde"-Journalistin, die über zwei Jahre zum Thema recherchiert hat, übernimmt die syrische Schauspielerin Lina Murad.

"The Factory" ist bereits die dritte Zusammenarbeit von Mohammad Al Attar und Regisseur Omar Abusaada. Gemeinsam werfen sie als künstlerische Chronisten des postrevolutionären Syrien beklemmende Schlaglichter auf ihre vom Krieg zerrüttete Heimat.