Es war ein Spektakel vor dem Spektakel – brisant und hochpolitisch. Eingeladen, ausgeladen, eingeladen, abgesagt. So lässt sich knapp zusammenfassen, womit Intendantin Stefanie Carp noch vor der Eröffnung der Ruhrtriennale für Entrüstung sorgte. Es ging um die schottische Band "Young Fathers", die die als antisemitisch kritisierte BDS-Bewegung ("Boykott, Desinvestment und Sanktionen" gegenüber Israel) unterstützt. Auf den Sturm der Empörung reagierte Stefanie Carp mit der Ausladung der Band, nahm die Ausladung wieder zurück, bis "Young Fathers" schließlich ihrerseits absagten. Um in der aufgeheizten Debatte ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen, sagte auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet seinen Besuch der Ruhrtriennale ab.
Stefanie Carp ist angeschlagen. Das machte auch die Podiumsdiskussion zur Kunstfreiheit deutlich, die anstelle des "Young Fathers"-Konzert in Bochum stattfand. Das Interesse war gewaltig, auch wenn Diskussionsleiter Norbert Lammert, Bundestagspräsident a.D., gleich zu Beginn die Erwartungen dämpfte. Eine endgültige Antwort auf die Frage nach dem Spannungsverhältnis zwischen künstlerischer Freiheit und politisch-historischer Verantwortung werde es nicht geben. Da scheint es umso wichtiger, die Diskussion darüber wach- und auszuhalten.