Vom 5.-15. Februar 2015 fanden die 65. Internationalen Festspiele Berlin statt.
DER PERLMUTTKNOPF (EL BOTÓN DE NÁCAR ) von Patricio Guzmán feierte seine Weltpremiere im internationalen Wettbewerb und erhielt gleich zwei Preise - den 'Silbernen Bären' für das beste Drehbuch sowie den 'Preis der Ökumenischen Jury'.
Filmemacher Patricio Guzmán bei der Verleihung des 'Silbernen Bären'
Der Film führt Patricio Guzmán nach Patagonien in das Gebiet der unendlichen Fjorde und Küstenlandschaften. Hier angespült wird ein kleiner Knopf, der das einzige Überbleibsel von tausenden politischen Häftlingen ist, die unter Pinochet auf grausame Weise im Meer ertränkt wurden. Manche sagen, Wasser habe ein Gedächtnis. Das Meer kann auch die Stimmen der Ermordeten zu Gehör bringen.
Der Schein trügt. Es war nicht immer so friedlich in Chile.
Die Ökumenische Jury schreibt zur Begründung, die "bewegende Geschichte der Menschen in Patagonien und Chile" erinnere daran, "dass menschliches Leiden und Ungerechtigkeit nicht auf einzelne politische oder gesellschaftliche Systeme beschränkt" seien.
DER PERLMUTTKNOPF ist eine WDR-Koproduktion mit ATACAMA Filmproduction.
Redaktion: Jutta Krug
DEUTSCHBODEN von André Schäfer erhielt den 'Preis der deutschen Filmkritik'.
Nordöstlich von Berlin macht sich Schäfers Protagonist, der Autor Moritz von Uslar, auf die Suche nach den angeblichen Ost-Klischees. Mit großem Einfühlungsvermögen beobachtet und beschreibt er, was er in der Kleinstadt Zehdenick vorfindet: Pension Heimat, Pils am Tresen, Grillfeste mit Deutschlandfahne, Abhängen an der Aral-Tankstelle – und den Alltag junger Männer, die vielleicht keine großartige Zukunft haben, dafür aber einen ziemlich guten Humor. Der Film ist – wie das gleichnamige Buch – eine teilnehmende Beobachtung, die Deutschland 20 Jahre nach der Wiedervereinigung zum Teil drastisch, aber immer liebevoll und völlig anders als je zuvor beschreibt.
Die Band „5 Teeth Less“ (von links nach rechts: Paul Seehausen, Sebastian Dahlenburg, Carl Seehausen (Vordergrund) und Lars Juche
Der renommierte Preis wird in 12 Kategorien vergeben und ist der einzige deutsche Filmpreis, der ausschließlich von Kritikern verliehen wird. In der Jury-Begründung heißt es: „Was kann ein nach einer literarischen Vorlage gedrehter Dokumentarfilm leisten? Wäre dies nicht lediglich die Bebilderung eines Sachbuchs? André Schäfer belehrt uns eines Besseren. (…) André Schäfer spielt gekonnt mit der Übertragung eines Reportage-Romans ins Medium Film, schafft aber dadurch ein eigenständiges Werk: einen Dokumentarfilm nach einem adaptierten Drehbuch.“
DEUTSCHBODEN ist eine WDR/RBB-Koproduktion mit der Florianfilm GmbH und Cine Plus, gefördert von der Film- und Medienstiftung NRW und dem Deutschen Filmförderfonds.
Redaktion: Jutta Krug (WDR), Birgit Keller-Reddemann (WDR), Rolf Bergmann (rbb)
Bei der Vergabe der 'Panorama-Publikumspreise' wurde IRAQI ODYSSEY von Filmemacher Samir ausgezeichnet.
Irak in den 50er und 60er Jahren: westlich gekleidete Frauen, die studieren, elegant gekleidete Männer im modernen Baghdad, Filme mit frivoler Musik. Irak heute: Bomben, Krieg, wütende bärtige Männer, schluchzende verschleierte Frauen, kaputte Städte. Wie konnte es soweit kommen? Verstreut zwischen Auckland, Moskau, New York und London, erzählt Samir die Geschichte seiner globalisierten irakischen Mittelstandsfamilie.
IRAQI ODYSSEY ist eine WDR-Koproduktion mit SRF, Dschoint Ventschr und COIN FILM, gefördert u.a. von der Film und Medienstiftung NRW.
Redaktion: Jutta Krug
Weiterhin wurden in der Sektion LOLA@Berlinale gezeigt: SONG FROM THE FOREST, DIE BÖHMS - ARCHITEKTUR EINER FAMILIE, NOWITZKI - DER PERFEKTE WURF, DIESES SCHÖNE SCHEIßLEBEN, KARNEVAL - WIR SIND POSITIV BEKLOPPT und GÖTTLICHE LAGE - EINE STADT ERFINDET SICH NEU.