Doc Esser - Ich will hundert werden!

Doc Esser 07.11.2024 01:29:15 Std. UT Verfügbar bis 07.11.2029 WDR

Doc Esser – Der Gesundheits-Check

Ich will hundert werden!

Stand: 06.11.2024, 12:00 Uhr

Welche Rezepte für ein langes und gesundes Leben funktionieren wirklich? Heinz-Wilhelm Esser geht der Frage nach, wie sich die eigene Lebenserwartung wirklich verlängern lässt - am liebsten bis 100 Jahre! Der Doc testet Ernährungsweisen, trifft Biohacker, Altersforscher und rüstige Senioren, die ihm ihre Geheimrezepte für ein langes Leben verraten.

Ernährung

Eine Frau schneidet mit einem Messer eine Tomate auf einem Holzbrett klein. Symbolbild

Ernährung ist eine DER wesentlichen Stellschrauben für Gesundheit und langes Leben. Aber kann man sich wirklich jünger essen? Zwei Ernährungsformen werden in dem Zusammenhang besonders oft diskutiert: Die sogenannte mediterrane Ernährung und das 16:8-Intervallfasten.

Mediterrane Ernährung gilt seit Jahren als eine Art Goldstandard für eine ausgewogene Ernährungsweise. Sie funktioniert so: Obst, Gemüse, Beeren, Nüsse, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte stehen vermehrt auf dem Speiseplan. Dazu kalt gepresstes Olivenöl. Moderat, aber regelmäßig dürfen Fisch, weißes Fleisch, Eier und Milchprodukte gegessen werden. Weglassen sollte man - so gut es geht - rotes Fleisch, Wurst und Süßes.

Beim 16:8-Intervallfasten darf in einem Zeitraum von acht Stunden gegessen werden, 16 Stunden wird gefastet. Wer z.B. morgens um 10 Uhr frühstückt, der kann bis 18 Uhr Nahrung zu sich nehmen und dann erst wieder am nächsten Morgen ab zehn. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung warnt allerdings davor, im erlaubten Zeitraum zu viel Ungesundes zu essen.

Tierversuche haben gezeigt, dass die Intervall-Ernährung die Lebensdauer verlängert. Einen klaren wissenschaftlichen Beweis, dass sie beim Menschen denselben Effekt hat, gibt´s bisher allerdings nicht.

Bewegung

Ein Mensch beim Joggen

Dutzende Studien zeigen: Je nach Aufwand und Sportart sind zwei bis acht Jahre längeres Leben durch Bewegung zu erreichen. Das Sterberisiko sinkt um bis zu 25 Prozent! Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt - je nach Intensität - zwischen 150 und 300 Minuten Bewegung pro Woche. Das sind ungefähr 40 Minuten spazieren gehen am Tag.

Nahrungsergänzungsmittel

Nahrungsergänzungsmittel

3,11 Milliarden Euro haben die Menschen in Deutschland im letzten Jahr für Nahrungsergänzungsmittel ausgegeben – und das NUR in Apotheken! Viele davon versprechen „Longevity“ (zu Deutsch: Langlebigkeit) oder „Anti-Aging“. Was davon lässt uns wirklich länger leben? Doc Esser schaut mit Ernährungsexpertin Isabell Heßmann nach, was drin ist in den Nahrungsergänzungsmitteln.

Einer der Wahnsinnstrends im Moment: Spermidin. Es soll Zellreinigungsprozesse positiv beeinflussen. Tatsächlich wurde es zuerst in der Samenflüssigkeit festgestellt, ist aber auch in Lebensmitteln enthalten, zum Beispiel in Weizenkeimen, in Pilzen und Vollkornprodukten. In Pillenform ist es hochkonzentriert, aber auch teuer: Die Monatsration kostet etwa 70 Euro. Spermidin gibt’s aber genauso gut und wohldosiert in Weizenkeimen, Cheddar-Käse, Sojabohnen, Erbsen, Nüssen und Pilzen.

Ebenfalls stark beworben: NMN bzw. NAD plus. Ernährungsexpertin Isabell Heßmann dazu: „NAD plus ist tatsächlich der gehypteste Longevity Gamechanger am Markt im Moment. Es ist total wichtig für die Energiegewinnung in den Zellen, für die kompletten Stoffwechselprozesse des Körpers.“ Ein niedriger NAD-Spiegel gilt als Zeichen des Alterns, führt oft zu Müdigkeit und verminderter Leistungsfähigkeit. Deshalb wird intensiv daran geforscht, wie man den Spiegel im Alter hochhalten kann.

Aber die Nebenwirkungen sind nicht ohne. Es wird auch in Verbindung gebracht mit Zittern und mit Schlafstörungen. Dazu die Kosten: Eine Monatsration kostet etwa 50 Euro. Dabei kann NAD plus auch vom Körper selbst gebaut werden. Durch den persönlichen Lebensstil kann jeder seinen NAD+ Spiegel senken und erhöhen – zum Beispiel durch Intervallfasten, Sport oder auch gesunde mediterrane Ernährung.

Selbstversuch: Wundermittel Metformin?

Menschen weltweit nehmen jeden Tag Metformin. Das Mittel ist erste Wahl für Typ 2-Diabetes-Patienten. Vielleicht kann diese Pille aber viel mehr? In Versuchen mit Fliegen, Würmern, Mäusen und Hunden hat sich Metformin als effektive Altersbremse gezeigt. Sogar manche Promis sollen es nehmen um das Altern aufzuhalten. Es gibt einige vielversprechende Ergebnisse, die das Interesse internationaler Forscher sowie Investoren der Anti-Aging Industrie geweckt haben. Studien laufen, aber sie sind aufwändig und teuer. Und immer wieder werden die Ergebnisse angezweifelt: zu wenig Probanden, fehlende Kontrollgruppe, zu wenig Frauen. Einige kleinere Studien sprechen von einer reduzierten Sterblichkeit durch Herzinfarkte sowie der Wirksamkeit gegen Krebszellen. Auch das Demenzrisiko könnte gemindert werden.

Doc Esser macht den Selbsttest, nimmt das Medikament über Wochen ein. Bei ihm zeigen sich in der ersten Zeit Nebenwirkungen, vor allen Dingen Magen-Darm-Probleme und Übelkeit.  Das Ergebnis nach sieben Wochen: Die Blutwerte des Docs haben sich nicht verändert. Beim Ziel 100 Jahre alt zu werden, hat die Pille den Doc also nicht vorangebracht.

Forschung und Medizin

Der Forschungs-Campus in Köln spielt mit in der absoluten Weltspitze in Sachen Alternsforschung. Lässt sich unser Alterungsprozess stoppen oder sogar umkehren? Wo steht die Wissenschaft aktuell im Entschlüsseln unserer Biologie, damit Krankheiten wie Krebs, Demenz oder Herzprobleme bald der Vergangenheit angehören?

Im Max-Planck-Institut arbeiten Spitzenforscher an der Frage: Wie werden Menschen gesund alt? Molekularbiologe Dr. Sebastian Grönke widmet viel Zeit seiner Arbeit Fliegen und Mäusen. „Die Fliege“, so Grönke „ist wahrscheinlich einer der am besten untersuchten Modellorganismen überhaupt. Und auch gerade in der Altersforschung hat sie viele Vorteile. Zum einen sind Fliegen natürlich relativ kurzlebig. Das heißt, die leben nur so 60 bis 70 Tage. Und das ist auch ein Vorteil in der Fliegenforschung.“

Um deren kurze Lebenszeit verlängern, lässt er sie unter anderem Intervall-Fasten. Ernährung, aber auch Medikamente - ganz gezielt testet Dr. Grönke die Wirkung auf einzelne Gene der Fliegen und Mäuse. Denn: Was beim Tier funktioniert, könnte auch bald beim Menschen helfen auf dem Weg zur 100. Bei Fliegen schaffen es die Forscher schon, die Lebensspanne um 30 bis 40 Prozent zu verlängern! Auf den Menschen übertragen wären das rund 30 Jahre mehr!

Sebastian Grönke geht davon aus, dass mittelfristig, in den nächsten 10-15 Jahren, Medikamente auf den Markt kommen werden, die spezifisch den Alterungsprozess beim Menschen beeinflussen werden.

Gleich nebenan, Im CECAD-Forschungszentrum beschäftigt man sich mit der Entstehung des Alterns und der Entstehung von altersbedingten Erkrankungen. Einfacher gesagt: Wie und warum altern wir eigentlich? Doc Esser darf einen Blick in die Zukunft der Medizin werfen. Mehr als 400 Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen und aus der ganzen Welt arbeiten hier zusammen.

Der Kopf des Instituts ist Professor Björn Schumacher. Er forscht mit Fadenwürmern, sie sind gerade einmal 1mm lang. „Der Wurm ist uns ähnlicher, als wir so denken. Denn der Wurm hat Gene, die das Altern des Wurms bestimmen. Und die gleichen Gene haben wir auch.“ erklärt Schumacher. Die Würmer leben im Labor bis zu 3 Wochen lang - doppelt so lange, wie ein normaler Wurm.

Schumacher ist sicher: „Wir werden wirklich in der Lage sein, die Gesundheitsspanne zu verlängern, denn wir wollen Gesundheit ins Altern bringen und die Krankheitsspanne möglichst geringhalten.“ Schon bald werden Krankheiten bereits ganz früh in den Zellen repariert werden - und nicht erst, wenn es eigentlich schon zu spät ist.

Alternsforschung

Professorin Cristina Polidori leitet die Klinische Alternsforschung an der Kölner Universitätsklinik und untersucht alte und junge Patienten. Ihre Vision: Lebensspanne erhöhen - das geht am besten, wenn man jung, anfängt bewusst zu leben. Alternsmedizin beginnt in der Kindheit! „Ob wir 80 oder 100 werden, und wie wir 80 oder 100 werden, wird von der ganzen Lebensweise beeinflusst und nicht nur von einer Erkrankung.“

Was wir tun - wie und wie oft wir es machen, hat extremen Einfluss ob wir 100 werden. Immer wieder Neues erlernen! Denksport! Geistige Herausforderungen können das Risiko altersbedingter Krankheiten um 35% senken!

Hyperbare Sauerstofftherapie

Jeder Mensch besteht aus Milliarden von Zellen. Darin sind Chromosomen,unser Erbgut. An den Enden der Chromosomen befinden sich die Telomere. Sie haben eine ähnlich Schutzfunktion wie die Plastikenden an Schnürsenkeln. Jedes Mal, wenn sich eine Zelle teilt, werden die Telomere kürzer. Irgendwann kann die Zelle nicht mehr richtig arbeiten, sie altert, und stirbt. Das bedeutet: Je kürzer die Telomere, desto anfälliger ist der Körper für Krankheiten – auch tödliche.

Forschern in Tel Aviv ist es angeblich gelungen, diese Telomere wieder zu verlängern! Ihre Methode: die sogenannte „Hyperbare Sauerstofftherapie“. Patienten atmen dabei in einer speziellen Überdruckkammer reinen Sauerstoff ein - mindestens 20 Mal, jeweils rund eine Stunde.

Im HBO-Zentrum in Aachen bekommt Doc Esser die Chance, einem Patienten diese Therapie zu ermöglichen. Dessen Laborbefund zeigt: Joe, der unter dem Post-COVID-Syndrom leidet, hat extrem kurze Telomere, ist also - gemessen an seinen Telomeren - deutlich älter als seine 41 Jahre. Das Ergebnis nach 6 Wochen und 20 Sitzungen in der Druckkammer: Tatsächlich ist es zu einer deutlichen Verlängerung gekommen. Das heißt, sie sind gewachsen. Das Experiment hat funktioniert!

Doch Till Klein, leitender Druckkammerarzt, erklärt: „Die Schlussfolgerung zu sagen: ‚Jeder muss jetzt HBO-Therapie bekommen, um länger zu leben‘ - die ist zu früh.“

Jünger werden um (fast) jeden Preis

Software Millionär Bryan Johnson, 46, tut alles, um jünger zu werden. Er beschäftigt ein vielköpfiges Medizinerteam und will das Altern besiegen. Sein biologisches Alter soll bei Mitte 30 liegen. Täglich absolviert er ein umfangreiches Workout,erzählt im Netz, dass er mehr als 100 Pillen täglich Nahrungsergänzungsmittel schluckt. Johnsons Projekt sorgt weltweit für Schlagzeilen.

Er selbst behauptet, der Tod sei ein technisches Problem, das sich lösen lasse. Doc Esser hat Gelegenheit, mit ihm zu sprechen. „Es ist wirklich eine seltsame Situation, dass die Leute mir gegenüber misstrauisch sind, weil ich gesund bin, und irgendwie denken, dass ich nicht glücklich bin. Und ich würde sagen, ich bin glücklicher als jemals zuvor in meinem Leben. Und ich wette, dass ich glücklicher bin als die meisten anderen." Bryan nennt sich selbst den meist-vermessenen Menschen der Geschichte, ist sozusagen ein gläserner Patient. Und stolz drauf.

Hier geht´s zu den Rezepten: