Eucharistischer Kongress
Schluss-Gottesdienst in Rot-Weiß
Stand: 09.06.2013, 15:22 Uhr
Fünf Tage lang haben die Katholiken ihren Glauben gefeiert. Zum Schluss-Gottesdienst kamen nach Veranstalterangaben 20.000 Gläubige am Sonntagvormittag (09.06.2013) ins Kölner Rhein-Energie-Stadion. Ein Pontifikalamt mit mehr als 1000 Messdienern.
Von Marion Kretz-Mangold
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KommentierenEs herrscht ein großes Gewimmel und Gewusel in Rot-Weiß: Wer nicht genau hinsieht an diesem frühen Sonntagmorgen, könnte glauben,Tausende von FC-Fans hätten die Wiese vor dem Rhein-Energie-Stadion belagert. Der zweite Blick zeigt: Es sind keine Fußball-Freaks in den Vereinsfarben, es sind Messdiener in ihren langen Gewändern. Sie warten darauf, dass sie feierlich in das Stadion einziehen können, zusammen mit Dutzenden von deutschen Bischöfen, Hunderten von Kommunionkindern und Tausenden von "Normal-Katholiken". Denn drinnen, im Heimatstadion des Kölner FC, findet der große Gottesdienst statt, mit dem der Eucharistische Kongress zu Ende geht. Fünf Tage, die ganz dem Sakrament der Eucharistie gewidmet waren, mit Katechese, Kultur und Konzerten. Ein Kongress, der die ganze Innenstadt rund um den Dom in weiß-orange, den Farben der Veranstaltung, prägte und auch viel nicht-gläubige Laufkundschaft anzog.
Gottesdienst als Zugpferd
Wer hierher kommt, in den Westen der Stadt, kommt ganz bewusst, ist im Mietbus angereist, mit dem Fahrrad oder Zug. Die Bonner von der Gemeinde Christi Auferstehung zum Beispiel, die fröstelnd, aber fröhlich auf den Reisebus warten. Auf einer der 800 Veranstaltungen im heimatnahen Köln waren die wenigsten, aber den Gottesdienst im Stadion, mit Grußwort vom Papst und Predigt von Kardinal Meisner, wollten sie sich nicht entgehen lassen. Nicht zu vergessen die vielen Bischöfe: "Kardinal Wölki habe ich in der Katechese erlebt", sagt Josepha von Loe, "einfach umwerfend, der Mann." Da kommt der Bus endlich - schnell rein, die Zeit drängt, ab nach Köln.
Auf der Suche nach Begeisterung
Frühmorgens aufgebrochen: Finja und ihre Mutter
Finja ist schon da. Die Kleine, vom Kopfschmuck bis zu den Sportschuhen in strahlendem Weiß herausgeputzt, ist mit ihren Eltern und anderen Kommunionskindern aus Stadtlohn gekommen. Sie ist noch nicht ganz wach, ihre Mutter um so energiegeladener. Um sechs Uhr sind sie losgefahren, erzählt sie, während sie nach dem richtigen Eingang ins Stadion sucht. Warum tut sie sich das an? "Wir wollen uns hier begeistern lassen." Eine Antwort, die an diesem Morgen so oder ähnlich oft gegeben wird. Die Kirche ist in der Krise, viele Mitglieder zweifeln. Der Eucharistische Kongress sollte sie im Glauben bestärken. Bei Monika Gillissen aus Königsdorf, die in den vergangenen Tagen viele Veranstaltungen in Köln besucht hat, hat es funktioniert: "Ich bin jetzt wieder auf dem richtigen Weg."
Wie bestellt: Die Sonne kommt
Erzbischof Zollitsch, Chef der deutschen Bischöfe
Der richtige Weg führt jetzt mitten hinein ins Stadion. Eine letzte Zigarette, eine letzte SMS, eine allerletzte Ermahnung: Dann werden die kleinen weißen und rot-weißen Schäfchen in Zweierreihen ins Innere dirigiert. Dort haben gerade noch die Gläubigen ihre Plätze im weiten Rund gesucht, Freunde begrüßt und den Bläsern zugehört. Die Bischöfe sind auch schon aus den "Katakomben" emporgestiegen, sitzen in der ersten Reihe vor dem Altar und reden über das Wetter und die bei weitem nicht gefüllten Ränge. Dann setzen sie wie auf ein Kommando und mit Schwung die Mitra auf: Die Messdiener ziehen ein, vorneweg die Fahnen der Bistümer, ganz hinten die Erzbischöfe Robert Zollitsch und Joachim Meisner. Und wie bestellt reißt der Himmel auf, als der Chor zum "Nun jauchzet dem Herren alle Welt" anhebt.
Alles ist etwas größer - und feierlicher
Die Eucharistiefeier folgt dann den jahrhundertealten Regeln, mit Lesungen, Fürbitten, Kollekte und Segen. Aber diesmal ist alles etwas feierlicher und größer: 60 Bischöfe, davon zwölf am Altar, die gemeinsam die Wandlung vollziehen. Ein Chor, ein Orchester in voller Besetzung, die auf zwei riesigen Leinwänden erscheinen. Und eine Botschaft des Papstes, der nicht selbst gekommen ist, aber doch ein Grußwort geschickt hat: "Wir alle haben den Auftrag, Gott zur Welt und die Welt zu Gott zu bringen." Eine einfache Botschaft, in einfache Worte verpackt.
Andacht und Stirnrunzeln
Von den "deutschen Landen" ins Paradies
Die Predigt hält Kardinal Meisner. Und hält die Übertragungskamera auf das Publikum, sieht man auf der Großleinwand Andacht - und Stirnrunzeln. Meisner beschreibt, was die Eucharistie bedeutet, spricht dabei über die "deutschen Lande", Montagehallen und das Paradies. "Ich war ein bisschen verwirrt", sagt Johanna Löhr, eine Messdienerin aus Kürten, später. "Das passte irgendwie nicht richtig zusammen." Den ersten Beifall bekommt der Kardinal, für den dieser Auftritt vielleicht der letzte große vor seinem Rückzug im Dezember ist, als er dafür wirbt, einmal die Woche in der Kirche zusammen zu kommen und Eucharistische Anbetung zu halten. Und als er seine Predigt mit einem kräftigen "Amen!" schließt, nicken viele mit.
"Schade!"
Das Mahl ist bereitet: Hostien gab es körbeweise
Fröhlich singende Menschen, Kinder, die in die Kamera winken, Trachtengruppen in Schwarz-Weiß neben Karnevalsjecken in rotem Ornat und Schützenbrüdern in Olivgrün: Die Heilige Messe wirkt sehr bunt. Erst bei der Eucharistie senkt sich eine feierliche Stimmung über das Stadion: Die Messdiener knien zu Hunderten nieder, Weihrauchwolken quellen die Ränge hinauf. Aber die weihevolle Atmosphäre währt nur ein paar Minuten, spätestens nach der Kommunion ist sie verflogen. Und als Meisner fast wehmütig sagt: "Der Eucharistische Kongress geht zu Ende - schade!", klatschen und pfeifen die Gläubigen begeistert. Das "Großer Gott, wir loben dich" zum Schluss schallt dann bis über die Stadionmauern hinaus - besser können es Fußballfans mit ihren Schlachtgesängen auch nicht.
Was vom Tage übrig bleibt
Was den Gläubigen bleibt? "Es war ein schönes Erlebnis", sagt die Bonnerin Josepha von Loe, als sie wieder im Bus nach Bonn sitzt. "Ich bin froh, dass ich dabei war." "Was Besonderes", findet auch Messdienerin Johanna Löhr. Und sie hat sich die Aufforderung zu Herzen genommen, "nicht einfach zurück zu gehen und weiter zu machen wie bisher". "Aber", schiebt sie nach: "Mal gucken, ob ich das wirklich schaffe."
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