Wo der Glaube gefeiert wird
Eucharistischer Kongress in Köln
Stand: 04.06.2013, 06:00 Uhr
Der Name ist abschreckend: "Eucharistischer Kongress" - das klingt nach Konferenzroutine und Kaffepausen. Tatsächlich soll das fünftägige Großereignis (05.- 09.06.2013) in Köln aber ein Fest des Glaubens werden - für fromme und für kritische Katholiken.
Von Marion Kretz-Mangold
Ein Expertentreffen, gespickt mit hochgestochenen Vorträgen? Das ist der nationale "Eucharistische Kongress" gerade nicht, dem Namen zum Trotz. Denn bei diesem Großereignis, dem ersten seiner Art in Deutschland, geht es nicht um theologische Spitzfindigkeiten, die im Zeichen des Kreuzes debattiert werden - es geht darum, was die Eucharistie ganz konkret für das Leben der Katholiken bedeutet. Darüber sollen sie fünf Tage lang nachdenken können, im stillen Gebet und auf großen Konzerten, in Kirchen, Museen und auf dem Rhein. Und deswegen haben die Organisatoren nach Übersetzungen gesucht: Ein "Weltjugendtag, aber für alle Generationen", soll das Treffen werden, oder, wie Gastgeber Kardinal Meisner es nannte, ein "eucharistischer Karneval". Offiziell heißt der Kongress nun zumindest im Untertitel "Fest des Glaubens", Motto: "Herr, zu wem sollen wir gehen?"
Hoffen auf den "geistlichen Ruck"
Letzte große Amtshandlung für Kardinal Meisner
Eingeladen hatten die deutschen Bischöfe, weil die katholische Liturgie und damit die Eucharistiefeier vor genau 50 Jahren reformiert wurde - aber auch, um nach den sexuellen Missbrauchsfällen und den innerkirchlichen Debatten "den Fokus wieder auf das lenken, was unsere Mitte als Katholiken ist", wie Kongress-Sekretär Robert Kleine sagte. Kardinal Meisner, für den das Treffen die letzte große Amtshandlung vor seinem Abschied an Weihnachten ist, erhofft sich davon sogar einen "geistlichen Ruck", der "durch die Kirche in Deutschland und damit auch durch unser Land gehen" soll. Der Papst hätte der Veranstaltung noch die besondere Weihen gegeben, Kardinal Meisner hat ihn eigens eingeladen - vergebens. Wer sich vom Thema "Eucharistie" angesprochen fühlt, kommt trotzdem. Die Bonnerin Brigitte Linden zum Beispiel, die am Samstag mit Mitgliedern ihrer Gemeinde anreisen und vorher eine Katechese mit dem Münchner Kardinal Reinhard Marx miterleben will: "Der wird ja als Meisners Nachfolger gehandelt." Am wichtigsten ist ihr aber, dass sie "Menschen treffen kann, die sich offen zum Glauben bekennen. Das fällt vielen Leuten doch schwer."
Und über allem die Eucharistie
Ein Fest von Katholiken für Katholiken also, für Traditionalisten, Reformer und kritische Geister, für Messdiener und Mönche, Ordensleute und ganze Familien. Für sie sind die rund 800 Veranstaltungen zwischen dem Auftaktgottesdienst am Mittwochabend (05.06.2013) und dem feierlichen Schlussgottesdienst im RheinEnergie-Stadion am Sonntagmorgen (09.06.2013) gedacht, die im offiziellen Programmheft aufgeführt sind. Morgenlob, Heilige Messe und Katechese mit einem der 80 Bischöfe sind die Fixpunkte im Tagesablauf, dazu gibt es Workshops, ein eigenes Jugendfestival und Vorträge über die Caritas, Kirche und Kapitalismus oder den byzantinischen Ritus. Außerdem wird viel Kultur geboten: Konzerte mit der Kölner Philharmonie zum Beispiel, Lesungen mit Ulla Hahn und Navid Kermani oder Ausstellungen zu mittelalterlicher Buchmalerei, mittelalterlichen Messgewändern, alten und ganz modernen Monstranzen - alles zugeschnitten auf das Leitthema "Eucharistie", das fast 400 Mal im Programmheft auftaucht.
Strittige Themen dagegen wie die Zulassung von Frauen zu geistlichen Ämtern werden hier nicht angesprochen: "Dafür gibt es andere Foren", so Cheforganisator Hermann-Josef Johanns. Auch das Thema "Ökumene", das Katholiken und Protestanten beschäftigt, findet eher am Rande statt, mit einem gemeinsamen Pilgerweg und einer Ökumenischen Vesper im Kölner Dom.
Licht im Dom, Musik am Dom
Für Kardinal Meisner ist das, bei allen Differenzen mit reformwilligen Katholiken, gleichwohl ein "Höhepunkt" im Programm. Weitere Highlights: Das "Fest im Glauben" in der Lanxess-Arena mit den "Bläck Föös" am Freitagabend (07.06.2013), der Schülertag am Donnerstag (06.06.2013) mit den "Höhnern" und die "Lux Eucharistica": eine Schau, bei der das Innere des Kölner Doms abends in Licht, Musik und Gesang gebadet wird. Ein spirituelles Erlebnis, so versprechen die Organisatoren, auch für Nicht-Katholiken und Kirchenferne.
"Mensch, war das klasse damals!"
"Fünf Millionen plus" wird dieses Programm zwischen Kirche und Kultur nach Angaben des Cheforganisators Hermann-Josef Johanns kosten. "Für den Glauben und die Eucharistie greifen wir gerne in die Tasche", ließ Kardinal Meisner vorab wissen. Bischofskonferenz und Erzbistum teilen sich die Kosten, die Pilger tragen ihr Scherflein über die Tages- oder Dauerkarten bei.
Ein Fest mit Strahlkraft: Der Weltjugendtag in Köln
60.000 Teilnehmer hatte sich Kardinal Meisner gewünscht, im März wurde noch mit bis zu 80.000 gerechnet - angemeldet haben sich jetzt bis zum Wochenbeginn 30.000. Woran das liegt - am Thema, an der Person des Kardinals oder an der unbekannten Marke "Eucharistischen Kongress" - ist umstritten; Johanns ist damit aber "sehr zufrieden", wie er sagt. Ob doch noch mehr Teilnehmer an den Rhein reisen, das Fest einen eigenen Sog entwickelt, wird sich zeigen. Beobachter erinnern daran, dass auch der Weltjugendtag 2005 mit seinen schließlich mehr als eine Million Teilnehmern erst schleppend anlief. Johanns, der auch bei diesem katholischen Großereignis in Köln Projektleiter war, hofft jedenfalls auf eine Wiederholung: "Die Leute kommen nach acht Jahren immer noch zu mir und sagen, Mensch, war das klasse damals. Wenn mir das wieder passiert, bin ich glücklich."
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