Bundeswehr gründet zentrales Bundesamt für Infrastrukturaufgaben in Bonn

Bundeswehrreform

Neues Bundeswehramt in Bonn nimmt Arbeit auf

Stand: 30.07.2012, 15:05 Uhr

Am Montag (30.07.2012) hat in Bonn das neue Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBw) seine Arbeit aufgenommen. Die neue Superbehörde soll Verwaltungsaufgaben für die Truppe bündeln - und dabei Personal einsparen. BAIUDBw-Präsident Matthias Leckel im Interview.

Das neue Amt, konzipiert als zentrales Serviceamt der Bundeswehr, geht aus dem bisherigen Bundesamt für Wehrverwaltung hervor. An der Spitze ändert sich nichts: Matthias Leckel bleibt Präsident.

WDR.de: Herr Leckel, das neue BAIUDBw ersetzt das alte Bundesamt für Wehrverwaltung. Alter und neuer Präsident sind Sie. Wurde heute nur feierlich ein Türschild ausgewechselt?

Matthias Leckel: Natürlich nicht. Das Bundesamt für Wehrverwaltung hatte einen deutlich kleineren Aufgabenbereich als das neue BAIUDBw. Im Zuge der Bundeswehrreform hat das Bundesverteidigungsministerium zum 1. April 2012 eine völlig neue Struktur bekommen. Wenn sie die soldatische Seite verschlanken, dann muss das logischerweise auch auf der zivilen Verwaltungsebene geschehen. Ergebnis war, dass man sich im Ministerium auf die Aufgaben "Steuern, Leiten, Lenken" beschränkt, die Wehrverwaltung neu organisiert und ihr neue Aufgaben überträgt.

WDR.de: Welche neuen Aufgaben sind das?

Leckel: Da gehören verschiedene Schutzaufgaben: Arbeitsschutz, Umweltschutz oder Gefahrgutschutz zum Beispiel, die vorher im soldatischen Bereich angesiedelt waren. Insgesamt geht es neben einer Umverteilung auch um eine Konzentration. Denn die Zahl der Soldaten wird erheblich reduziert und ebenso die Zahl der zivilen Mitarbeiter. Durch die Zusammenarbeit von Soldaten und zivilen Mitarbeitern in den neuen Ämtern wie dem BAIUDBw wollen wir erreichen, dass die Aufgaben nach wie vor erledigt werden können.

WDR.de: Können Sie ein Beispiel nennen?

Leckel: Zum Beispiel der Bau und Betrieb von Liegenschaften: Bisher war es so, dass die soldatische Seite eine Forderung an das alte Amt für Wehrverwaltung gerichtet hat - zum Beispiel für neue Gebäude an einem Standort. Das Ganze ist dann von uns an die Wehrbereichsverwaltung weitergegeben worden und von da aus weiter an das zuständige Bundesland, das den Auftrag dann umsetzen musste. Die gesamte Ebene der Wehrbereichsverwaltung wird jetzt durch das BAIUDBw eingespart.

WDR.de: Wie viel Personal wird eingespart?

Leckel: Am 1. Januar 2012 hatten die Zivilverwaltung der Bundeswehr noch rund 75.500 Mitarbeiter. In der Zielstruktur sollen es 55.000 werden.

WDR.de: Und im BAIUDBw?

Leckel: Im Amt selbst wachsen wir erheblich. Von 1.200 auf 2.300 - wobei die Mitarbeiter nicht alle in Bonn sitzen.

WDR.de: Rechnen Sie mit viel Widerstand gegen die Umstrukturierung?

Leckel: Den Widerstand hat es bereits gegeben. Das ist aber weitestgehend ausgeräumt worden. Die Vorteile der neuen Struktur lassen sich einfach nicht übersehen.

WDR.de: Was sind die drängendsten Aufgaben der kommenden Monate und Jahre?

Leckel: Intern müssen wir das neue Bundesamt zuerst zum Arbeiten bringen. Zurzeit sind wir ja noch in der Ermekeilkaserne angesiedelt, aber wir werden im ersten Quartal 2013 auf die Hardthöhe ziehen. Und extern werden wir stark von dem Rückzug aus Afghanistan gefordert sein. Die Ausschreibungen für den Einsatz laufen zu einem großen Teil über uns. Denn alles was wir bisher an Verträgen vorliegen haben, betrifft die Versorgung - nicht die Entsorgung. Da liegt noch eine Menge Arbeit vor uns.

WDR.de: Was bedeutet das alles für den Standort Bonn?

Leckel: Ich gehe davon aus, dass das neue Bundesamt seinen Sitz auf Dauer in Bonn haben wird.

Das Interview führte Andreas Poulakos.