Braunkohle-Gegner haben am Samstag (15.08.2015) im rheinischen Revier bei Erkelenz mit Protestaktionen gegen den Tagebau begonnen. Rund 100 hätten Polizeisperren durchbrochen und seien "in den Tagebau eingedrungen", sagte ein Sprecher der Polizei Düren. Es gab Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten. Die Beamten nahmen mehrere Personen fest. Zur Zahl der Verletzten machte die Polizei keine Angaben. Ein Polizeisprecher bestätigte den Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken gegen Demonstranten. Wegen einer Protest-Abseilaktion von Umweltaktivisten musste die Autobahn A 61 am Kreuz Jackerath kurzzeitig gesperrt werden. Es kam zu kilometerlangen Staus.
RWE prüft Anzeigen wegen "Hausfriedensbruch"
Weil eine Gruppe am Vormittag in die Nähe eines Baggers gelangen konnte, wurde dort der Betrieb gestoppt, bestätigte ein Sprecher des Kohlekonzerns RWE. Rund 30 Aktivisten besetzten den Bagger. Das Abraumgerät in dem Tagebau-Loch ist etwa 80 Meter hoch und 200 Meter lang. Ein RWE-Sprecher sagte, man habe Schilder aufgehängt mit dem Hinweis, dass der Tagebau ein Betriebsgelände sei: "Es handelt sich um eine Industrieanlage mit Gefahrenpotenzial." Er wertete die Aktion als Hausfriedensbruch. RWE prüft nun Strafanzeigen gegen alle Personen, die sich unbefugt auf dem Betriebsgelände aufgehalten hätten. Darunter sei auch ein Journalist der Tageszeitung "taz". Der Konzern hat auch eigene Sicherheitskräfte vor Ort.
Veranstalter kritisiert Polizeigewalt
Martin Weis, Sprecher des Protest-Bündnisses "Ende Gelände", kritisierte den "ruppigen" Polizeieinsatz in Garzweiler. Die Demonstranten hätten lediglich "zivilen Ungehorsam geübt", während die Polizei Pfefferspray und Schlagstöcke eingesetzt habe. Eine Journalistin sei verletzt worden. Aktivisten seien eingekesselt worden. Nach Angaben von Weis waren 1.500 Demonstranten vor Ort. Laut Polizei waren es 500 Personen. Die Polizei setzte auch geländegängige Fahrzeuge privater Sicherheitsunternehmen ein.
Polizei sperrt Areal ab
Nach Angaben von Journalisten wurde das Gebiet nach den Auseinandersetzungen von der Polizei abgeriegelt. Der Braunkohle-Tagebau Garzweiler ist seit Jahrzehnten politisch umstritten. Die Protestaktion am Wochenende soll den Druck auf die Politik vor der Weltklimakonferenz im Dezember in Paris erhöhen. Die Tagebaue seien die größten Kohlendioxid-Verursacher Europas, kritisiert das Bündnis "Ende Gelände". Die Umweltschützer fordern einen Ausstieg aus dem Abbau und der Verbrennung von Braunkohle und eine globale Energiewende.
Nach und nach wurden die Demonstranten laut RWE vom Tagebau-Gelände geführt. "Einige haben sich auch von der Polizei wegtragen lassen", sagte ein Konzernsprecher. Gegen Mittag war die Stimmung sowohl im Protestcamp in Lützerath bei Erkelenz als auch in Immerath direkt am Tagebau relativ ruhig und friedlich. An der offiziellen Demo der Protestcamper am Samstagnachmittag nahmen nach Schätzung unseres Reporters rund 200 bis 300 Menschen teil. Nach RWE-Angaben versammelten sich am Samstag auch mehrere hundert Braunkohle-Mitarbeiter am Tagebau Garzweiler, "um ein friedliches Zeichen für eine sichere, bezahlbare Energieversorgung und gute Arbeitsplätze zu setzen". Wegen der "Gefährdungslage durch Besetzungen und Aktionen der Aktivisten" von "Ende Gelände" brach RWE die Versammlung jedoch ab.