Ein Hakenkreuz, über Nacht an seine Hauswand gesprüht. Drohungen in den sozialen Netzwerken mit der Botschaft "Wir kriegen Dich". Robert R. steht im Visier der Neonazis. Seitdem er über Twitter und seinen Blog offen gegen die Rechtsradikalen schreibt, "beschatten" sie ihn regelmäßig. Trotzdem gibt der 52-Jährige nicht auf. Die Aktionen, so sagt der Dortmunder, seien für ihn erst recht ein Grund weiterzumachen. Mit Mut gegen einen unheimlichen Gegner.
Dortmund und die Rechten - in keiner anderen Stadt in Westdeutschland hat die rechte Szene eine solche Macht entwickeln können. Die Rechtsradikalen demonstrieren mit Fackeln vor einem Flüchtlingsheim, beschmieren Hauswände, verfolgen auf offener Straße ihre Gegner und beschießen gar ein Parteibüro der Piratenpartei. Auch unter den Fans von Borussia Dortmund werben sie unverhohlen um Anhänger. Weder Politik noch Polizei ist es bislang gelungen, die Radikalen in ihre Schranken zu verweisen.
Der Film aus der Reihe "die story" zeigt, wie sich engagierte Bürger und Aktivisten nicht mehr einschüchtern lassen und aktiv gegen die Neonazis vorgehen. Auch wenn sie sich bei ihrem Kampf gegen rechts oft allein gelassen fühlen von der Politik im Land. Magdalena S. und Monika B. etwa.
Die beiden engagieren sich seit 15 Jahren gegen die rechtsradikalen Auswüchse in der Stadt, aber in den letzten Monaten ist ihre Arbeit so brisant geworden wie lange nicht. Seitdem die Rechten vor einem Flüchtlingsheim demonstrierten, sorgen sie sich um die Sicherheit der Menschen aus Syrien, Eritrea und Osteuropa, versuchen zu helfen, wo es geht. Ein schwieriger Kampf, das wissen die Frauen. Selbst wenn nur eine Minderheit zu den Demonstrationen gehe, gebe es in der Stadt doch noch immer eine schweigende Mehrheit, die solche Aktionen akzeptiere oder sogar unterstütze.
Auch Borussia Dortmund zeigt jetzt Flagge. Der Verein lädt Flüchtlinge ins Stadion ein, der Fanbeauftragte Daniel Lörcher fährt mit Fans nach Auschwitz, Spieler wie Neven Subotic besuchen Flüchtlingsheime. Schwarz-Gelb gegen den braunen Sumpf. Die Botschaft: "Wer rechte Parolen verbreitet, ist kein richtiger Borusse." "Neonazis raus - Dortmund gehört uns" begleitet Daniel Lörcher bei seinem schwierigen Kampf gegen die Rechten, die das Stadion gerne nutzen, um Nachwuchs zu rekrutieren und nicht davor zurückschrecken, Gegner zusammenzuschlagen.
Ein Film von Mareike Wilms
Redaktion: Marion Schmickler, Nicole Ripperda