Mistelzweig mit einer roten Schleife hängt an einer Tür

Service Garten

Weihnachtspflanzen – Misteln, Rose von Jericho und Rittersterne

Misteln sind neben dem Weihnachtsbaum die Klassiker zum Fest - aber auch die Rose von Jericho ist zur Weihnachtszeit sehr beliebt, ebenso wir Rittersterne, die mit ihren schönen Blüten Farbe auf die Fensterbank im Winter bringen.

Misteln

Zur Weihnachtszeit haben Misteln Hochkonjunktur. Viele Legenden und Mythen ranken sich um diese geheimnisvolle Pflanze. Bereits bei den Druiden war sie ein unverzichtbarer Bestandteil eines Zaubertranks und über der Haustür angebracht sollte sie vor bösen Geistern schützen.

Auch in der heutigen Zeit gilt die Mistel als Glücksbringer und außerdem gibt es den aus Skandinavien und England stammenden Brauch, dass man sich unter einer Mistel küssen darf. In der Schweiz flocht man der Braut die Mistel in den Brautkranz, in der Bretagne treten Verlobte unter einen Mistelzweig.

Misteln sind immergrüne Halb-Schmarotzer, die auf Bäumen und Sträuchern wachsen. Ihre grünen Blätter enthalten Chlorophyll und können Photosynthese betreiben. Wasser und Mineralstoffe entzieht die Pflanze jedoch dem Baum auf dem sie wächst. Der botanische Name der Art (Viscum) ist identisch mit dem lateinischen Wort viscum, das übersetzt ‚Leim‘ bedeutet.

Die Römer nutzten die klebringen Beeren, um daraus Vogelleim herzustellen, das dem Vogelfang diente. Das Besondere bei den Misteln-Früchten und –samen ist, dass keine Samenschale ausgebildet wird, sondern eine klebrige Schicht, die als Viscin bezeichnet wird. Misteln sind zweihäusige Pflanzen, das heißt es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Die Pflanzen können 70 Jahre alt werden. Jährlich kommt eine Gabelung an der Sprossachse hinzu, wodurch man das Alter der Mistel leicht bestimmen kann.

Misteln mit weißen Beeren

Heimische Mistel haben weiße Beeren

Weltweit sind Misteln in den tropischen, subtropischen und gemäßigten Zonen verbreitet und es gibt je nach Familienabgrenzung zwischen 140 und 1.400 Arten. In Deutschland wächst die Weißbeerige Mistel (Viscum album) mit vielen Unterarten. So gedeiht die Laubholzmistel – wie der Name vermuten lässt – nur auf Laubholz, eine weitere Mistelart wächst dagegen nur auf Tannen und eine dritte nur auf Kiefern und Fichten. Die Laubholzmistel ist am verbreitetsten und sowohl auf Obstbäumen, aber auch auf Pappeln, Weiden, Linden, Robinien und Ahorn anzutreffen.

Die Blätter und Stängel der Mistel sind giftig und sollten von Menschen und Tieren – mit Ausnahme von Vögeln – nicht verzehrt werden. Wächst die Pflanze auf Linde, Ahorn, Robinie und Pappel zeigt sie eine höhere Giftwirkung auf als wenn sie auf Apfelbäumen wächst.

Misteln sammeln

Misteln breiten sich in den letzten Jahren immer mehr aus. So kann z.B. in Hessen die Mistel zu privaten Zwecken gepflückt werden, doch mit dem Vorbehalt, dass der Baum dabei nicht beschädigt wird. In Naturschutzgebieten ist das Sammeln nicht erlaubt. In Kulturen wie Gärten oder Streuobstwiesen ist das "Ernten" von Misteln in Abstimmung mit dem Bewirtschafter ebenfalls unproblematisch.

Misteln ansiedeln

Wer eine Mistel in seinem Garten ansiedeln möchte, kann das mit etwas Glück erreichen. Ideal ist es, wenn man weiß, auf welcher Baumart die Mistel, von der man die Beeren entnimmt, gesessen hat. Als Wirt dann einen möglichst alten Baum derselben Art nehmen. Die Rinde einritzen, einige Beeren hinein quetschen und mit etwas Bast vor Vogelfraß schützen. Man kann auch die Mistelbeeren mit den Fingern zerquetschen und mit ihrem schleimigen Saft einfach auf den Ast "kleben". Misteln mögen eine höhere Luftfeuchtigkeit und siedeln sich daher gerne in Flusstälern an.

Rose von Jericho

Ein beliebtes Schauspiel zu Weihnachten ist die Wiederbelebung einer vollkommen vertrocknet aussehenden Pflanze – der Rose von Jericho. Diese Pflanze wird für einen Glücksbringer gehalten. Wer sie besitzt, soll Glück, Gesundheit, hohes Alter und Reichtum erleben und stets von Allem genug haben. Wenn man das täglich zu wechselnde Wasser der Pflanze im Haus versprüht, beseitigt es angeblich alles Böse und bringt Frieden.

Weihnachtspflanze: Rose von Jericho

Die trockes Pflanze wird zu Weihnachten "wiederbelebt"

Die Echte Rose von Jericho (Anastatica hierochuntica) wurde von den Kreuzfahrer und von späteren Pilgern nach Europa gebracht. Laut einem Bericht überbrachte der portugiesische Entdecker Gil Eanes seinem Dienstherrn Heinrich dem Seefahrer eine Rose von Jericho als Beweis für die Umsegelung des Kap Bojador im Jahre 1434, durch die den Portugiesen der Zugang ins südliche Afrika eröffnet wurde.

Die Legenden über die Flucht von Joseph und Maria nach Ägypten berichten, dass die Jungfrau Maria diese Pflanze auf der Flucht gesegnet haben soll und diese "Rose von Jericho" entlang ihrem beschrittenen Wege wuchs. So erstaunt es auch nicht, dass die Pflanze in Ägypten "Kaff Maryam" (Handballen der Maria) und in Algerien "Id Fatma Bint el Nabi" (Hand der Fatma, Tochter des Propheten) genannt wird. Beduinenfrauen weichen die Pflanze ein und verwenden den Sud, um Krankheiten zu heilen.

Die Echte Rose von Jericho (Anastatica hierochuntica), auch Wüstenrose, Jerichorose, Jerusalemrose genannt, ist die einzige Pflanzenart der Gattung Anastatica in der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Ihre Heimat liegt in den Wüstengebieten Israels, Jordaniens, auf dem Sinai und Teilen Nordafrikas. Sie wächst als einjährige krautige Pflanze, die maximal 10 Zentimeter hoch wird. Sie ist ab der Basis verzweigt mit aufsteigenden Ästen, die sich in Trockenphasen nach innen rollen. Ihre Oberfläche ist dicht mit Sternhaaren besetzt.

Im Frühling blüht die Pflanze mit 2 Millimeter kleinen weißen Blüten. Nach dem Absterben der Pflanzen sind die trockenen Zweige einwärts gekrümmt. Bei Befeuchtung breiten sie sich jedes Mal wieder weit aus. Die abgestorbene Pflanze schützt so ihre Samen, die nach einem kräftigen Regen sofort zu keimen beginnen. Bei jeder Wasserzufuhr wird nur ein Teil der Samen freigegeben.

Weihnachtspflanze: Rose von Jericho

Weihnachtspflanze: Rose von Jericho

Wird die trockene Pflanze ins Wasser gestellt, entfalten sich die eingerollten Ästchen und färben sich innerhalb eines Tages dunkel-oliv. Mit wärmeren Wasser kann der Vorgang auf wenige Stunden verkürzt werden. Höchstens eine Woche lang sollte die Pflanze im Wasser stehen, da sie sonst anfangen kann zu schimmeln. Danach am besten für mindestens zwei Wochen trocknen. Danach kann das Schauspiel wiederholt werden – und zwar nahezu unbegrenzt.

Dabei sind diese "Wiederbelebungen" ein rein physikalischer Vorgang. Die Pflanze ist nicht wechselfeucht und wird mit der Zugabe von Wasser nicht wieder lebendig. Stattdessen saugen sich die Zellen durch Kapillarkräfte voll mit Wasser. Unter dieser hydrostatischen Spannung entfaltet sich die Pflanze, ohne dass sie die Assimilation wieder aufnimmt. Da sich dieser Vorgang beliebig oft wiederholen lässt, wird sie auch "Auferstehungspflanze" genannt.

Im Handel wird auch ein Moosfarn als "Rose von Jericho" bzw. als "Unechte Rose von Jericho" bezeichnet. Dabei handelt es sich um Selaginella lepidophylla. Dieser Mosfarn wächst in Israel, Jordanien aber auch im Südwesten der USA, Mexikos und El Salvadors. Ist die Pflanze stark ausgetrocknet und wird in eine Schale mit Wasser gelegt, grünt sie innerhalb weniger Stunden. Dieser "Auferstehungseffekt" geht auf einen Quellungsprozess von Turgorzellen innerhalb der Pflanze zurück. Diese Fähigkeit entspringt einer besonderen Anpassung an sehr trockene Gebiete.

Die Pflanze rollt bei Trockenheit ihre Sprosse komplett ein und hält auf diese Weise ein fast komplettes Austrocknen sehr lang aus. Eine Wiederbelebung überlebt sie allerdings meist nur einmal, selbst wenn sie sich später weiterhin bei Feuchtigkeitszugabe entfaltet. Diese weiteren "Entfaltungen" sind rein physikalische Vorgänge: dabei saugen sich die Zellen durch Kapillarkräfte voll Wasser, und unter der hydrostatischen Spannung entfaltet sich die Pflanze, aber sie nimmt keine Assimilation wieder auf und lebt somit nicht weiter.

Rittersterne (Hippeastrum)

Winterzeit ist Rittersternzeit. Die im Handel als Amaryllis bezeichneten Pflanzen gehören nach heutiger botanischer Systematik zu der Gattung Hippeastrum). Amaryllis und Rittersterne sehen sehr ähnlich aus und gehören auch zur selben Familie, allerdings bildet die Amaryllis zuerst Blätter aus und dann die Blüte – beim Ritterstern ist es genau anders herum. Rittersterne sind Winterblüher und zieren ab Dezember die Fensterbank.

Rittersterne blühen zur Weihnachtszeit

Rittersterne oder Amaryllis blühen zur Weihnachtszeit

Meist stehen sie einfach nur als Pflanze im Topf – dabei können sie richtig dekoriert noch mehr her machen. Z.B. als kleine Insel in eine Schale gepflanzt und kombiniert mit Borkenstücke von Baumrinden, Moos und kleinen Zweigen. Wichtig ist, dass die Zwiebeln nicht zu tief gepflanzt werden. Der Hals muss noch aus der Erde ragen. Bis zum deutlich erkennbaren Austrieb sollte die Erde überhaupt nicht gegossen werden und auch nach dem Austrieb nur sparsam, denn sonst beginnen die Zwiebeln zu faulen. Für den Austrieb ist Zimmertemperatur ideal.

Damit die Pflanzen möglichst lange blühen, ist eine Temperatur von 15-20 Grad optimal. Ist aus der Zwiebel der grüne Schaft knapp 10 cm emporgestiegen, kann die Pflanze einmal pro Woche flüssig gedüngt werden. Gut einen Monat bis maximal 8 Wochen später beginnt die Blüte. Verwelktes immer sofort entfernen, um eine Samenbildung zu verhindern. Ist der Blütenschaft welk, kann er abgeschnitten werden. Die Pflanze weiterhin gießen und düngen, damit sich die langen Blätter ausbilden können.

Ab Spätsommer nur noch wenig gießen, im September die Blätter abschneiden und die Zwiebel an einen dunklen Ort stellen. Bis Dezember wird sie dort immer dicker und kann dann wieder ins helle warme Zimmer geholt werden, um erneut die Winterzeit mit ihren Blüten zu verschönern.

Autor: Anja Koenzen
Redaktion: Iris Möller-Grätz

Service Garten ist eine Rubrik der WDR 5 Sendung Neugier genügt und ist dort freitags zwischen 11.04 Uhr und 12.00 Uhr zu hören.

Service Garten – Weihnachtspflanzen

WDR 5 Neugier genügt - Freifläche 15.12.2023 07:05 Min. Verfügbar bis 14.12.2024 WDR 5


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