"Zu brutal", urteilt die ARD über ihre 1962 gestartete Western-Serie aus Amerika. Obwohl in Übersee sehr erfolgreich, verschwindet "Bonanza" nach nur 13 Folgen wieder aus dem Programm. Dabei steht mit dem Witwer Ben Cartwright ein grundgerechter Rancher im Mittelpunkt, der seine drei Söhne geradezu mustergültig zu Gewaltlosigkeit, Anstand und Moral erzieht.
Als es Proteste gegen die Absetzung von "Bonanza" hagelt, will der Sender in den USA Nachschub ordern. Doch die ARD zieht den Kürzeren. Das ZDF hat sich längst alle Folgen gesichert und beginnt im August 1967 den Neu-Start der Serie rund um den markigen Boss der Ponderosa-Ranch. "Bonanza" entwickelt sich zum legendären Dauerbrenner und macht den Schauspieler Lorne Greene als Ben Cartwright beim deutschen Publikum zu einem der beliebtesten US-Serienstars. 1983 wird er mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet.
Erster Ruhm als Stimme Kanadas
Greenes Eltern wünschen sich für ihren 1915 in Ottawa geborenen Sohn eine Karriere als Konzertgeiger, weiß der "Bonanza"-Experte Wolfgang Arndt. Doch statt der Musik entdeckt der junge Kanadier die Schauspielerei. Nach einer Bühnen-Ausbildung in New York kehrt Lorne Greene 1939 nach Kanada zurück, erhält aber keine Engagements. Dank seiner kräftigen Bariton-Stimme findet er Arbeit beim Rundfunk und wird zum gefragtesten Nachrichtensprecher. Bald ist Lorne Greene als "Voice of Canada", als Stimme Kanadas berühmt.
1953 kommt Greenes Darsteller-Karriere mit ersten Rollen im US-Fernsehen und am Broadway endlich in Schwung. Er bleibt aber trotz guter Kritiken und Engagements in Hollywood-Filmen zunächst ein Gesicht unter vielen. Erst mit "Bonanza" gelingt 1959 der Durchbruch. Als Vater der Söhne Adam, Hoss und Little Joe erzählt Wolfgang Arndt, "brauchte Regisseur David Dortot jemanden, der körperlich was hermachte und der von seiner ganzen Ausstrahlung her Autorität hatte." All das trifft auf den silbergrauen Lorne Greene zu, der mit dem Part des Ben Cartwright die Rolle seines Lebens findet. 430 Folgen lang, von 1959 bis 1973, zählt "Bonanza" zu den beliebtesten Western-Serien Amerikas und wird in alle Welt verkauft.
Von der Ranch ins Raumschiff
Auch im wahren Leben genießt Greene laut Arndts Recherchen den Respekt seiner Filmsöhne. "Er war schon so eine Art Vater für mich", soll etwa "Little Joe" Michael Landon später gesagt haben. Wie Ben Cartwright ist Lorne Greene Vater dreier Kinder. Mit seiner zweiten Frau Nancy führt er fast vierzig Jahre lang ein Leben ohne Skandale. Als die Serie, die ihn reich gemacht hat, nach dem Tod von Hoss-Darsteller Dan Blocker 1973 eingestellt wird, verblasst sein Ruhm allmählich. Gute Rollen werden ihm kaum noch angeboten. Zu stark ist die Identifikation mit der Figur, der sich der Star auch privat im Laufe der Jahre immer mehr angenähert hat.
Von der Vater-Rolle kommt Greene auch nicht los, als er 1978 Stetson-Hut und Lederweste ablegt, um in der Science-Fiction-Serie "Kampfstern Galactica" den Raumschiff-Commander Adama zu spielen. Wie in allen "Bonanza"-Folgen leiht ihm dazu Friedrich Schütter seine markante deutsche Stimme. Neun Jahre später plant der 72-Jährige mit "Bonanza - Die nächste Generation" noch einmal ein Comeback. Nur einen Monat vor Drehbeginn stirbt Lorne Greene am 11. September 1987 nach einer Magenoperation in Santa Monica, Kalifornien.
Stand: 11.09.2012
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